Zwei Mittelklasse-Revoluzzer im Test

Hyundai Konda gegen Tesla Model 3: Tesla möchte mit seinem neuen Model 3 zum Volumenhersteller werdenund könnte damit eine E-Revolution einleiten. Demokratisierung wagt Hyundai mit dem Kona, der durch große Reichweite, Alltagscleverness und mit hoher Reife das erste erschwingliche E-Auto sein soll.

20,3 kWh verbraucht der 3 im Test, das entspricht 107 Gramm CO2 pro Kilometer. Beim Kona sind es 15,6 kWh pro 100 Kilometer und 82 Gramm pro Kilometer. In Kraftstoffäquivalent: 4,6 und 3,6 Liter Super pro 100 Kilometer.

56,6 Meter Bremsweg aus 130 Kilometer pro Stunde benötigt der Tesla. Der Hyundai braucht 65,5 Meter. Klar, was jetzt kommt: Wenn der 3 steht, ist der Kona noch 48 Kilometer pro Stunde schnell.

Sieger des Vergleichstests: Der Tesla Model 3 Performance mit 358 kW (487 PS), 75-kWh-Akku, 400 Kilometer Test-Reichweite, ab 66.360 Euro. Basispreis der Baureihe: 55.660 Euro.

Der 3 kommt mit Sportfahrwerk und -bremse. Dazu 20-Zoll-Rädern und 487 PS. Er stromert mit zwei Motoren, die jeweils an einer Achse sitzen. Mit der scharf ansprechenden, direkten, aber rückmeldungsmatten Lenkung biegt er hastig in Kurven. Im Slalom kann der 3 es mit dem fahrdynamisch durchaus ambitionierten neuen BMW 330i M Sport aufnehmen.

Ein 147-Kilowatt starker Asynchronmotor treibt die Vorderräder an. Den Antrieb der Hinterräder übernimmt ein 211-Kilowatt-Synchronmotor. Die vordere Asynchronmaschine lässt sich bei sachter Fahrt abschalten, weil sie einfach mitläuft. Im neuen Modell sind Doppelquerlenker vorn und die Mehrlenkerachse hinten eine gute Basis, um auf das Niveau traditioneller Hersteller aufzuschließen.

Der Tesla pfeilt einfach voran, sobald das Gaspedal betätigt wird. Wie beim Betätigen eines Lichtschalters. Von Null auf 100 Kilometer pro Stunde in nur 3,9 Sekunden. Innerhalb von 0,1 Sekunden kann die Elektronik die Kraftverteilung der E-Motoren steuern. Die Federung bietet auf der Autobahn angenehmen Reisekomfort. Kurze Unebenheiten werden einfach überrempelt.

Mit serienmäßigem Typ-2-Stecker wird der 75 kWh-Akku mit bis zu 125 kW geladen.

Innen ist der Tesla sehr minimalistisch ausgestattet. Auch die Spiegel werden mit einer Lenkradtaste gesteuert - allerdings erst nachdem man sich auf dem Touchscreen in eins der Untermenüs gefingert hat.

Die 212 Seiten Bedienungsanleitung sollten gut gelesen werden. Wie sollte man sonst darauf kommen, mit einer Schlüsselkarte an der B-Säule zu entriegeln? Losfahren kan man erst, wenn die Karte auf der Mittelkonsole liegt. Einen Startknopf gibt es hierfür nicht.

Ein System übernimmt in einem Pilotprojet die Lenkung und bestimmt das Tempo. Tesla warnt, dass es sich nur um eine Beta-Version handele, die noch &bdquoweiter verbessert und ausgebaut" würde. In unserem Test geht der Tesla mit tollkühner Unbedarftheit zu Werke. Straßen ohne Mittelstreifen nutzt er zum Beispiel in ganzer Breite - ebenso wie die Höchstgeschwindigkeit. Hier wird Mut zur Innovation zum Risiko...

Eine Kamera filmt den Innenraum - laut Tesla soll sie ausgeschaltet sein... Das zeigt eine eher amerikanische Einstellung zum Datenschutz.

Die Instrumente sind mit Touchscreen ausgestattet. Die Bedienung aber alles andere als einfach. Lediglich das Hupen wird in der Bedienungsanleitung wie bekannt beschrieben.

Damit es unter dem flachen Glasdach mit der Kopffreiheit reicht, haben die Innenarchitekten die Bank tief positioniert. Zwei Passagiere kommen dort ordentlich unter.

Schon 30 Minuten an den firmeneigenen Superchargern reichen für eine Reichweite von 270 Kilometern. Mit einer Ladedauer von nur sieben Stunden und 40 Minuten kann der 3 punkten.

425 Liter fasst der Kofferraum. Die Einheit passt - es sickerte Regenwasser in den Laderaum. Die knarzende und rustikale Verarbeitung ließ beim Testwagen zu Wünschen übrig.

Mit 13 Punkten Abstand verliert der Hyundai Kona Elektro mit 150 kW (204 PS), 64-kWh-Akku und 454 Kilometer Test- Reichweite das Duell. Zu kaufen ist er ab 39.000 Euro. Der Basispreis der Baureihe beträgt 34.600 Euro.

Für alle, die ganz einfach Alltag statt Abenteuer mit einem Elektroauto erfahren wollen. Bis auf kleine Modifikationen werden Karosserie und Fahrwerksunterzeug des Verbrenners verbaut. Der Kona hat einen deutlich höheren Schwerpunkt, auch wenn die Batterie im Unterboden verräumt ist. Mit der schweren Batterie wiegt er nur 137 kg weniger als der größere zweimotorige Tesla. Stöße werden nur unvollkommen absorbiert.

Der Motor wird hier durch eine 150 kW starke permanenterregte Synchron-E-Maschine ersetzt. Ihre Energie bezieht sie von einem 64 kWh großen Lithium-Polymer-Akku. Geht der Fahrer vom Fahrpedal, arbeitet der Motor wie ein Dynamo. Das verhilft ihm vor allem zu einer großen Reichweite von 454 Kilometern.

Mit 150 Kilowatt rotiert der Synchronmotor des Kona. Mehr lässt sich - aus Mangel an Komplexität - nicht sagen. Natürlich wirkt er im Vergleich zum 3 milder. Anders als beim Tesla regelt das ESP Schlupf erst mühsam weg - wenn er da ist.

Beim Stromtanken kann der Ladestand neben dem Steckeranschluss eingesehen werden.

Die Bedienung des Kona ist einfach und dabei ist er ebenso reichhaltig ausgestattet wie der Tesla Model 3. Die Lenkung ist beim Kona eher indirekt. Er wankt stark und schubbert früh ins Untersteuern.

Bei der Austattung kann der Hyundai punkten. Er ist viel solider verarbeitet - trotz fehlendem Materialanmut in dieser Preisklasse.

In den Fahrmodi Eco und Eco+ lässt sich die Effizienz des Kona weiter steigern. Davon hat man im Alltag mehr Nutzen.

In Navi wird der Aktionsradius angezeigt. Ebenso lassen sich Heizung und Klimaanlage zum Fahrer zentrieren, was in beiden Fällen Akku-Reserven spart.

Wer einen Kaffeautomaten bedienen kann, kommt auch mit dem Kona zurecht. Einschalten, entscheiden was man will (vorwärts oder rückwärts), Taste drücken (&bdquoD" oder R") uns schon gehts los.

Die Passagiere haben trotz kompakterer Abmessungen - bis auf den knapperen Normsitzraum im Fond - so viel Platz wie im Tesla.

Alltagsnützlichkeit hat der solide verarbeitete Kona drauf: große Heckklappe und stabiler, höhenvariabler Ladeboden.

Preislich gesehen ist der Kona 20.760 Euro günstiger als der Tesla Performance Model 3. Letzterer ist auch im Unterhalt viel teurer. Was günstiger ist am Kuna sind die Energiekosten: Für die 15,6 kWh/100 Kilometer beim Kona fallen 4,52 Euro für Strom an, für die 20,3 kWh beim Model 3 sind es 5,89 Euro.

Beide bieten acht Jahre und 200.000 Kilometer Garantie. Das reicht für ein gutes Stück in die Zukunft aus.

Als Sieger des Tests beamt der Tesla die E-Mobilität in eine neue Zeit. Klassisches Handling und enorme Fahrdynamik mit schnellem Laden. Nachteile sind die schlechte Verarbeitung, Bedienung und sein Preis. Auch der Hyundai konnte im Test punkten. Er ermöglicht eine unkomplizierte, erschwinglichere und weitreichendere E-Mobilität. Was er noch braucht: Bessere Bremsen.

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