Zukunft von AMG
Daimler-Vorstandschef Ola Källenius hat dies kürzlich bestätigt. Dabei soll es sich nicht nur um Mercedes-Ableger, sondern auch um ein eigenständiges Modell handeln.
Knackige Vierzylinder-Turbos in den kleinen und bollernde Biturbo-V8-Motoren in den großen Modellen: AMG bringt man bisher vor allem mit leistungsstarken Benzin-Triebwerken in Verbindung. Doch es scheint, als müssen sich die Freunde und Kunden der Mercedes-Sportabteilung stärker mit den Gedanken rein elektrisch angetriebener AMG-Modelle anfreunden.
„Das Kundenerlebnis im Vordergrund“
Was der neue Daimler-Vorstandchef Ola Källenius „Autocar“ kürzlich sagte, haben uns die Affalterbacher auf Nachfrage bestätigt. Der Schwede will die Performance-Marke, deren Chef er vor einigen Jahren noch war, so aufstellen, dass die Antriebsart eines Modells weniger wichtig sei. Stattdessen ginge es um „das Kundenerlebnis. Deshalb fangen wir nicht nur an, an elektrifizierten AMGs zu arbeiten, sondern auch an unseren ersten rein elektrischen AMGs.“
Spezifischer wurde der Schwede dabei nicht. Kaum Zweifel gibt es daran, dass AMG leistungsstärkere und sportlichere Ableger künftiger Mercedes-Elektroautos anbieten wird, so wie es aktuell bereits bei den Verbrenner-Modellen geschieht. Um welche der geplanten Modelle von EQA über EQB, EQC und EQE bis EQS es sich dabei handeln wird, ist freilich noch unklar. Potenzial für ein elektrisches AMG-Derivat bieten sie alle.
Moers kündigt rein elektrischen AMG an
Zu Jahresbeginn gab der aktuelle AMG-Chef Tobias Moers einen Hinweis, dass es dabei wahrscheinlich nicht bleiben wird. „Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass wir im Rahmen der EQ-Offensive auch ein eigenständiges rein elektrisches Modell der Marke AMG auf den Markt bringen“, sagte er der „Automobilwoche“. Freilich ebenfalls, ohne ins Detail zu gehen.
Die Vergangenheit und die nahe Zukunft geben Fingerzeige, in welche Richtung dieses Modell gehen könnte. Schließlich es gab schon mal ein reines Elektroauto von AMG, den Mercedes SLS AMG Electric Drive. Die Elektro-Ableitung des Flügeltürer-Sportwagens kam 2013 für 416.500 Euro auf den Markt, leistete mit ihren vier Motoren 751 PS und lieferte ein maximales Drehmoment von 1.000 Newtonmetern. Knapp 100 Exemplare dieses Autos sollen damals produziert worden sein.
EQ Silver Arrow in fünf Jahren serienreif
Obwohl sein Antrieb nur zwei Motoren aufweist (je einen pro Achse), liefert der Mercedes EQ Silver Arrow ähnliche Daten: Die Leistung des 2018 in Pebble Beach vorgestellten Concept Cars beträgt 550 kW (748 PS), der im Boden installierte 80-Kilowattstunden-Akku soll genug Energie für bis zu 400 Kilometer Reichweite liefern. Bei seinem Debüt hieß es, eine Serienversion könnte in fünf Jahren fertig sein. Das würde passen: Wenn es um das erste eigenständige AMG-Elektroauto geht, ist immer wieder die Jahreszahl 2023 zu lesen und zu hören.
Ziemlich sicher wären die Daten des SLS AMG Electric Drive und des EQ Silver Arrow die Messlatte für den Elektro-Neuling. Doch vielleicht zwingt der AMG One, die Affalterbacher leistungsmäßig sogar noch weitergehen zu müssen. Das Hypercar mit adaptiertem Formel-1-Hybridantriebsstrang, das ab 2021 an die bereits sehnsüchtig wartende Kundschaft ausgeliefert wird, soll einen vierstelligen PS-Wert erreichen. Sollten jene Stimmen recht haben, die den AMG-Elektriker als dessen Nachfolger ins Gespräch bringen, müsste er sich wohl auch in diesen Leistungssphären ansiedeln. Dass dies technisch bei einem Elektroauto relativ problemlos machbar ist, zeigen derzeit Hypercar-Projekte wie von Rimac, Automobili Pininfarina und anderen Kleinserien-Herstellern.
2020 kommt der erste AMG-Plugin-Hybrid
Naheliegend ist, dass das nächste AMG-Elektroauto die „Modulare Sportwagen-Architektur“ (MSA) nutzt. Auf dieser basiert bereits der Mercedes-AMG Viertürer, der im kommenden Jahr als Plugin-Hybride debütiert. Für dieses Modell werden 630 PS als Maximalleistung sowie ein Antriebs-Layout mit dem bekannten Vierliter-V8 für die Vorder- und den Elektromotor für die Hinterachse genannt. Die Plattform bietet also größtmögliche Flexibilität, was die Antriebsarten angeht. Und sie bildet auch die Basis für den nächsten für den künftigen SL, bei dessen Entwicklung AMG Regie führt. Dass die neue SL-Generation also nicht nur als Verbrenner, sondern auch als Plugin-Hybrid oder gar komplett elektrisch vorfährt, liegt dadurch zumindest im Bereich des Möglichen.