Conti trommelt für die Trommelbremse
Automobilzulieferer Continental sieht eine große Zukunft für die gute, alte Trommelbremse – gerade im Bereich der Elektromobilität, aber auch aus Umweltschutzgründen.
Im modernen Automobilbau hat die Scheibenbremse die Trommelbremse weitestgehend abgelöst. Automobilzulieferer Continental will die alte Bremstechnologie aber noch nicht abschreiben und sieht die Trommelbremse sogar vor einem Comeback.
Trommelbremse behält Abrieb bei sich
Das System Trommelbremse bietet nämlich Vorteile, die in Zukunft deutlich schwerer wiegen könnten. Die Emissionsauflagen für Fahrzeuge werden immer restriktiver. Liegt der Fokus dabei derzeit auf den Rückständen aus der Verbrennung, so dürften in Zukunft auch Dinge wie Bremsabbrieb in die Diskussion rücken. Experten rechnen hier mit strengeren gesetzlichen Vorgaben seitens der EU-Kommission spätestens für das Jahr 2025. Den Partikel-Emissionen von (Scheiben-)Bremsen versuchen Entwickler zwar mit Filtern oder Absauganlagen zu Leibe zu rücken, Conti hält aber auch die Trommelbremse für einen gangbaren Weg.
Allein durch deren geschlossene Bauweise werden Bremsstaub-Emissionen reduziert. Würden diese jetzt noch in der konzeptbedingten Kapselung in definierten Taschen gesammelt, so könnte man sie leicht bei regelmäßigen Wartungsterminen absaugen. Bei diesem Prinzip fallen quasi keine zusätzlichen Kosten und Bauteile an.
E-Autos brauchen weniger Bremse
Für die Trommelbremse spricht aber auch der Wandel bei den Antrieben. Elektroautos oder auch Hybrid-Modelle verzögern stark durch Rekuperation. Ein Teil der Bremsarbeit wird also auf die elektrischen Antriebskomponenten verlagert – Audi E-Tron & Co. brauchen die mechanische Bremse teils bis 0,3g Verzögerung nicht, bis zu 90 Prozent der Bremsmanöver laufen demnach ab, ohne dass sie einspringt. Die Umwandlung der Verzögerungs- in elektrische Energie ist ein Grund für die hohe Effizienz von E-Autos und sorgt dafür, dass die mechanische Bremse in den Hintergrund tritt. Im ungünstigsten Fall wird sie durch den Mindergebrauch anfällig für Korrosion, was wiederum die Bremsleistung beeinträchtigt, wenn die Bremse dann doch gebraucht wird. Das kann bei der geschlossenen Trommelbremse kaum passieren.
Auch mit Blick auf die kommende By-Wire-Bremstechnik hat die Trommelbremse noch nicht ausgespielt. Mit dem in modernen Bremstrommeln verwendeten Duo-Servo-Prinzip lassen sich mit niedrigen Betätigungskräften hohe Bremsmomente erzielen. Auch der Selbstverstärkungseffekt dieses Funktionsprinzips trägt positiv zum Bremsmoment bei. Damit ist die Trommelbremse ideal für die Ansteuerung per Elektromotor.
Einen weiteren ganz banalen Vorteil bringt die Trommelbremse ebenfalls mit: Kein austretender Bremsstaub bedeutet auch keine schmutzigen Felgen mehr.
Golf GTI mit Vorderachstrommelbremse
Um alle Vorteile der Trommelbremse zu demonstrieren hat Continental im Rahmen des auf der TechShow 2021 vorgestellten Bremsenkonzepts "Drum Brake@Front Axle" einen VW Golf GTI mit einem entsprechenden System an der Vorderachse ausgerüstet. Dass das Prinzip Trommelbremse an der Hinterachse bereits einwandfrei funktioniert, haben Continental und VW bereits am VW ID.3 gezeigt, der an der Hinterachse mit zwei Trommelbremsen ausgerüstet ist.