Alain Prost über Renault

Alain Prost ist Markenbotschafter von Renault. Der vierfache Weltmeister analysiert, warum Renault in diesem Jahr den Erwartungen hinterherhinkt und stellt sich die Frage, wie schnell der französische Hersteller den Rückstand aufholen kann.
Alain Prost kennt die Formel 1 aus verschiedenen Blickwinkeln. Er war Rennfahrer, Teamchef, und er ist Markenbotschafter von Renault. Er ist mit Saugmotoren und Turbos gefahren, war bei McLaren, Renault, Ferrari und Williams unter Vertrag, und er weiß, wie viel Politik in diesem Geschäft steckt. Im Augenblick muss er erklären, warum Renault im ersten Jahr des Hybrid-Zeitalters den Anschluss verpasst hat.
Der vierfache Weltmeister versucht nichts schönzureden: "Es war fast unvermeidbar, dass Mercedes mit einem Vorteil in die Saison gestartet ist. Ich habe schon vor der Saison gewarnt, dass es schwer sein wird, sie zu schlagen. Sie haben viel früher mit der Entwicklung begonnen, viel früher auf dem Prüfstand getestet."
"Renault musste in den letzten Jahren immer einen WM-Titel verteidigen. Mercedes konnte sich voll auf das Projekt konzentrieren, während Renault beides gleichzeitig bewältigen musste. Unter den Umständen ist es schwer, seine Arbeitsweise umzustellen und mehr Geld in die neuen Motoren zu investieren."
Prost erwartet Renault.Steigerung dank Red Bull
Prost nimmt nicht nur auf den Motor Bezug. Seiner Meinung nach hat kein Team die Antriebswelle so gut in das Chassis integriert wie Mercedes. Damit ist das ganze Paket besser. Wegen des Entwicklungsstopps während der Saison ist eine echte Aufholjagd nicht möglich. "Wir können uns ein endgültiges Urteil über Renault erst im nächsten Jahr erlauben", bittet Prost um Nachsicht.
Der 51-fache GP-Sieger glaubt nicht, dass der komplette Rückstand über den Winter wettgemacht werden kann. "Es wird schwer, den Rückstand auf Mercedes aufzuholen. Es hängt auch davon ab, ob sich etwas im Entwicklungsfahrplan der FIA ändert. Ein totales Einfrieren wie jetzt bedeutet Stillstand. Alles zu öffnen ist zu teuer. Hier ist ein guter Kompromiss gefragt." Positiv bewertet Prost, dass Red Bull und Renault die künftige Motorentwicklung nach dem Modell Mercedes zusammen betreiben. "Gemeinsam machen sie einen besseren Job."
Kritik an der Kritik aus den eigenen Reihen
Prost mag die neue Formel 1. Trotz der Startschwierigkeiten. Und er kritisiert diejenigen, die von Anfang an mit kritischen Kommentaren schlechte Stimmung verbreitet haben. "Die Kritik aus den eigenen Reihen war kontraproduktiv. Man hätte der neuen Formel mehr Zeit geben müssen. Vor der Saison haben viele befürchtet, dass in Melbourne kein Auto ins Ziel kommt. Nach drei Rennen hatten die Teams schon wieder eine Zuverlässigkeit erreicht wie vorher. Das beweist, was Menschen leisten können. Die Formel 1 ist brillant darin, die kompliziertesten technischen Problemstellungen zu lösen."
Die Miesmacherei zu Beginn will der 59-jährige Franzose nicht verstehen: "Die Formel 1 hat sich vor drei Jahren dazu entschlossen, diesen Weg zu gehen. Also sollten auch alle dahinterstehen. Der Weg war richtig, auch wenn er viel Geld kostet. Das größte Problem von unserer Seite aus war, dass wir den Leuten schlecht erklärt haben, warum dieser Schritt in eine neue Motorengeneration sein musste. Die negativen Kommentare haben dazu geführt, dass sich die Fans nicht für diese Technologie interessiert haben. Zu meiner Turbo-Zeit war das anders. Da haben sich die Leute viel mehr von der Technik mitreißen lassen."