Hamilton mit seltenem Fahrfehler
Viele Ausrutscher leistete sich Hamilton nicht. Ausgerechnet im Regen von Hockenheim lief es für den Briten gar nicht.
Es war alles angerichtet für die große Party. Doch anstatt des nächsten Sieges beim 125-jährigen Motorsportfest, wirbelte es die beiden Mercedes von der Strecke. Lewis Hamilton hielt fest: „Ich bin auch nur ein Mensch.“
Wann hatte es das zuletzt geben? Ein Fahrfehler von Lewis Hamilton./span>, der ihm von der Pole-Position startend unterlaufen ist. Und der dafür sorgte, dass der fünfmalige Weltmeister außerhalb der Punkte landete. Dafür muss man schon lange zurückblättern in den Archiven der Formel 1. Wir erinnern uns an den GP Italien 2009. Damals startete Hamilton im McLaren vom besten Startplatz. In der Schlussrunde flog der Engländer in den Lesmo-Kurven ab. Er jagte die BrawnGP.
Fahrfehler des Weltmeisters in den entscheidenden Momenten sind so selten wie Verluste bei den Internet-Giganten. Wenn sie sich Hamilton erlaubt, dann in den meisten Fällen in den Trainings. In diesem Jahr zum Beispiel am Trainingsfreitag von Montreal. Die ganz groben Schnitzer im Rennen stammen aus den Anfangsjahren: China 2007 und Montreal 2008. Ansonsten ein paar Zusammenstöße, wie sie vorkommen können in der Formel 1.
Hamilton durch die Eislaufzone
In Hockenheim führte Hamilton den Grand Prix souverän an im ersten Rennteil. Sein Vorsprung lag bei über acht Sekunden. „Ich hatte alles unter Kontrolle.“ Dann trafen die Strategen eine falsche Entscheidung, und die Dominosteine purzelten. Falsche Reifen, Fahrfehler, verpatzter Boxenstopp, Zeitstrafe, Rückfall auf Platz 12, zweiter Fahrfehler.
Mercedes rief seinen Startpiloten in der 29. Runde zum Reifenwechsel. „Ich wollte auf den Intermediates weiterfahren, weil es noch zu nass für Slicks war“, berichtet Hamilton. „Die Jungs überstimmten mich. Sie haben für gewöhnlich den besseren Überblick. Sie kennen das ganze Bild, den Wetterradar, und wissen, was die anderen treiben.“
Ferrari-Teamchef Mattia Binotto konnte sich eine Spitze nicht verkneifen. „Bei uns haben die Fahrer unter solchen Bedingungen das letzte Wort.“ Gerade als Hamilton seine erste Runde mit den weichen Trockenreifen absolvierte, fing es wieder an zu regnen. Und der dreimalige Hockenheim-Sieger purzelte in der schmierigen vorletzten Kurve von der Bahn.
In der Auslaufzone, oder besser Eislaufzone, war der Mercedes W10 nicht mehr zu halten. Hamilton schlitterte in den Reifenstapel. Ausgerechnet in den mit der Banden-Werbung für „125 Jahre Mercedes-Motorsport“. „Es war wie auf Eis. Aber ich kann mich nicht beschweren. Hätte das Kiesbett direkt hinter dem Randstein begonnen, wäre ich vermutlich steckengeblieben.“ Immerhin rettete sich der WM-Führende. Wie so oft. Man hat fast den Eindruck, dieser Lewis Hamilton./span> hat sieben Leben. Irgendwie befreit sich der 34-jährige Engländer aus den misslichsten Lagen.
Heim und ausruhen
Der Fahrerfehler erdet den ansonsten praktisch fehlerfreien Hamilton. „Ich bin auch nur ein Mensch. Und Menschen machen nun mal Fehler.“ Die hartnäckige Grippe habe ihn nicht aus der Bahn geworfen. „Es sollte einfach nicht sein. Heute schmerzt weniger mein Hals. Der Schmerz liegt eher auf der mentalen Seite. Ich bin sauer auf mich selbst.“
Selbst nach dem Ausrutscher und nach dem verpatzten Boxenstopp mit einer Dauer von 50 Sekunden lag Hamilton noch auf dem vierten Platz. Den Todesstoß versetzte ihm die Fünfsekundenstrafe, die er beim letzten Reifentausch absaß. Das Safety-Car hatte das Feld zusammengestaucht, Hamilton fiel aus den Punkterängen. Und er leistete sich einen zweiten Fahrfehler in Kurve eins.
Ein gebrauchter Tag, Platz elf im Ziel, keine Punkte. So reiste Hamilton aus Hockenheim ab. Vier Stunden nach Rennende gab es doch noch gute Neuigkeiten für ihn. Die 30-Sekunden-Strafe gegen beide Alfa Romeo schenkte ihm den neunten Rang und zwei Zähler.
Hamilton will sich bis Ungarn erst einmal auskurieren. Der Engländer, der so gerne um die Welt jettet, hat sich selbst Ruhe verordnet. „Ich habe alle Termine abgesagt. Ich verbringe ein paar Tage zuhause und werde schlafen. Nicht im Auto sitzen zu müssen, hilft am meisten.“ Einzig an einer Konferenzschaltung ins Mercedes-Werk Brackley werde er teilnehmen.
Dort gibt es viel zu besprechen. Das ansonsten so souveräne, so gut aussortierte, so strategisch sattelfeste Weltmeister-Team wirkte in Hockenheim salopp gesagt für ein paar Minuten wie ein Hühnerhaufen. Es war den widrigen Umständen geschuldet. Wenn das Wetter Regie führt, kann selbst ein Team straucheln, dass seit 2014 die Formel 1 regiert.
Hamilton will das Positive mitnehmen
„Solche Wochenenden zeigen, wie leicht in der Formel 1 alles schieflaufen kann. Wie schwer es ist, immer auf dem höchsten Level zu operieren“, sagt Hamilton. Diese Sätze sind als Kompliment an seine Mannschaft zu verstehen. Denn Teamfehler bei Mercedes sind so selten wie Fahrfehler bei Hamilton.
„Wir werden uns wie üblich formieren. Wir müssen die Fehler abhaken und das positive aus dem Wochenende ziehen. Davon gab es genug.“ Zum Beispiel die Pole-Position. Zum Beispiel, dass Mercedes nach schwierigen Trainings den W10 doch wieder einmal im rechten Moment in sein Arbeitsfenster brachte.
Mercedes reist auch zum letzten Rennen vor der Sommerpause als Favorit. In Ungarn wird man das umfangreiche Upgrade besser beurteilen können. In Hockenheim verhinderten es erst die Hitze, dann ein chaotischer Grand Prix.