Europäische Alternativen für Amazon, Google und Co.
Die besten Europa-Alternativen für Amazon, Google und Co.
Wir stellen – unterteilt in elf Kategorien – die Top-Alternativen aus Europa für beliebte US-Dienste von A wie Amazon bis W wie WhatsApp vor.
Die Vereinigten Staaten von Amerika sind bei vielen Online-Services führend. Marktführer wie Amazon, Google, Microsoft, WhatsApp und Co. dominieren ganze Marktsegmente wie Office-Software, Online-Shopping, Messaging oder Suchmaschinen. Das ist nicht unproblematisch. So ist es den Behörden schon seit geraumer Zeit dank des Cloud-Act-Gesetzes möglich, auf sämtliche von US-Unternehmen gespeicherten Nutzerdaten zuzugreifen. Dank des enormen Datenhungers avancieren wir alle damit zu gläsernen Nutzern. Seit dem Amtsantritt von Donald Trump, der seine „America First“-Agenda ohne Rücksicht auf Verluste durchsetzt, gibt es noch weitere Gründe, den USA den Rücken zu kehren. Mit europäischen Alternativen zu Amazon, Google, Microsoft, WhatsApp und Co. ist das relativ einfach. Doch einige Lösungen aus Europa sind (noch) relativ unbekannt. Deswegen stellen wir – geordnet nach Kategorien – die besten Alternativen aus „good old Europe“ vor.
-
1. Bezahldienste
Das Bezahlen im Internet hat sich längst zu einem Milliardengeschäft entwickelt. Marktführer ist hier der US-Dienst PayPal. Eine starke Marktstellung haben auch die Kreditkartenunternehmen Visa und Mastercard, mit denen sich online und offline Einkäufe bezahlen lassen.
-
Die Girocard ist so etwas wie die deutsche Antwort auf die Kreditkarte und bei fast allen heimischen Banken erhältlich. Händler schätzen sie als Bezahloption vor allem deshalb, weil hier die Gebühren niedriger ausfallen. Unter dem Markennamen Wero ist vor kurzem auch ein europäischer Bezahlservice an den Start gegangen und verfügt mit der Deutschen Bank, ING oder den Sparkassen über starke Partner. Zudem gibt es mit Klarna einen schwedischen Zahlungsdienstleister. Der hat seine Marktstellung in Deutschland in den letzten Jahren konsequent ausgebaut und bietet vielfältige Bezahloptionen.
-
Bestellst Du in einem deutschen oder europäischen Online-Shop, kannst Du inzwischen in der Regel mit Girocard, Klarna oder Wero bezahlen. Anders sieht das jedoch außerhalb von Europa aus. Hier sind oft immer noch (US-)Kreditkarten das bevorzugte und am häufigsten angebotene Zahlungsmittel.
-
2. Cloudspeicher
Die Beliebtheit von Clouddiensten hat in den letzten Jahren rasant zugenommen. Einer der führenden Unternehmen ist hier der US-Anbieter Dropbox. Mit diesem lassen sich im Handumdrehen Dateien in die Cloud laden und Links an ausgewählte Personen verschicken, mit denen diese darauf zugreifen können.
-
Zum Glück gibt es aber auch deutsche Unternehmen, deren Server nicht in den USA stehen. Eines davon ist die Deutsche Telekom, die Interessenten im Rahmen des Services Magenta Cloud gratis 3 GB Onlinespeicher offeriert. Telekom-Kunden erhalten sogar fünfmal so viel kostenlosen Speicherplatz. Bei Konkurrent Web.de – der zum Montabaurer Unternehmen United Internet gehört – gibt es immerhin 2 GB kostenfreien Cloudspeicher. Bei beiden Anbietern lässt sich der Online-Speicher gegen eine geringe monatliche Gebühr noch deutlich erweitern. Der Datenzugriff ist jeweils sowohl via Android- und iOS-App als auch per PC möglich.
-
3. E-Mail-Anbieter
freenet.de ist ein deutscher E-Mail-Anbieter, der verschiedene kostenlose und kostenpflichtige E-Mail-Postfächer anbietet, die sich in Speicherplatz und Funktionen unterscheiden . Die Dienste legen Wert auf Sicherheit durch verschlüsselte Datenübertragung, Speicherung auf Servern in Deutschland und Einhaltung hoher deutscher Datenschutzstandards.
-
4. Kartendienste
Auch bei den Kartendiensten ist Google mit Google Maps ganz vorn dabei. Hier kannst Du Dich nicht nur zur gesuchten Adresse in einer fremden Stadt lotsen lassen, sondern auch gleich Hotels, Restaurants und vieles mehr finden. Konkurrent Bing Maps ist leider auch keine passende Alternative, da der vom Windows-Konzern Microsoft stammt.
-
Im Schatten dieser beiden großen Kartendienste gibt es aber auch einen europäischen Vertreter, nämlich OpenStreetMap. Dessen Wurzeln reichen bis in das Jahr 2004 zurück. Die Weiterentwicklung des Dienstes übernimmt seit 2006 die in England ansässige OpenStreetMap Foundation.
Zu Google Maps und Bing Maps gibt es dabei einige Unterschiede. So dient bei OpenStreetMaps eine Datenbank aus frei zugänglichen sowie stetig ergänzten und aktualisierten Datensätzen als Basis. Deren Grundlage sind wiederum nicht nur Geodatensammlungen, Landkarten und Luftbilder, sondern auch Daten, die Freiwillige mit GPS-Empfängern erheben. Sowohl Privatleute als auch Unternehmen dürften die Daten von OpenStreetMap kostenlos verwenden – das sieht bei den beiden US-Konkurrenten anders aus.
-
5. Künstliche Intelligenz
Wenn es ein Trendthema gibt, das derzeit Medien und Menschen elektrisiert, dann ist das sicherlich die Künstliche Intelligenz (KI). Wenig überraschend sind hier auch Unternehmen aus den USA – wo das Themenfeld Artificial Intelligence (AI) heißt – ganz vorn mit dabei. Fast jeder dürfte schon etwas von Googles Gemini, Microsofts Copilot oder OpenAIs ChatGPT gehört haben.
-
Weniger bekannt ist allerdings die Tatsache, dass es auch leistungsfähige KI-Lösungen Made in Europe gibt. Ganz vorn dabei ist Mistral AI aus Paris. Das gleichnamige Große Sprachmodell lässt sich nicht nur auf der Webseite des französischen Softwareunternehmens kostenlos nutzen. Die beiden Open-Source-Sprachmodelle Mistral 7B und Mixtral 8x7B kannst Du auch herunterladen – etwa auf huggingface.co. Beide lassen sich ebenfalls kostenfrei nutzen. Denn Geld erwirtschaftet das französische Unternehmen mit anderen Sprachmodellen wie Mistral Embed, Mistral Medium sowie Mistral Large.
-
6. Messenger-Dienste
Messenger sind praktisch, um mit Bekannten, Freunden oder Kollegen in Kontakt zu bleiben und in Gruppen zu diskutieren. Hier hat sich WhatsApp, das seit über einem Jahrzehnt zum US-Technologiekonzern Meta Platforms gehört, in der westlichen Welt längst zu einem Quasi-Standard entwickelt. Zwar gibt es für die Nachrichten inzwischen eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Meta selbst kann allerdings vielfältige Informationen – etwa bezüglich Kontakten einzelner Nutzer – verwenden und tut das auch.
-
Mit Threema kommt eine deutlich weniger bekannte Alternative aus der Schweiz. Auch hier gibt es eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Zusätzlich ist die Anmeldung aber komplett anonym. So musst Du weder eine Telefonnummer noch eine E-Mail-Adresse oder gar Adressdaten verraten. Stattdessen erfolgt die Nutzeridentifizierung über eine eigene ID. Threema läuft über eine Open-Source-Clientsoftware und verwendet ausschließlich Server, die sich in der Schweiz befinden. Der Messenger lässt sich generell kostenfrei nutzen. Für die App ist jedoch eine einmalige Gebühr in Höhe von rund 6,40 Euro fällig.
-
7. Office-Anwendungen
Bei einem Paket von Standardanwendungen, das Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Präsentationssoftware umfasst, denken viele zunächst an Microsoft Office bzw. 365 oder das cloudbasierte Google Workspace. Doch im Bereich der Office-Pakete gibt es zum Glück einige Alternativen.
-
Viele dürften hier zunächst an LibreOffice denken. Tatsächlich handelt es sich hier um ein leistungsfähiges Paket von Office-Anwendungen, für dessen Weiterentwicklung und Pflege die in Berlin residierende The Document Foundation verantwortlich ist. Gleichzeitig fungieren allerdings diverse US-Unternehmen wie Google, Intel, Novell oder Red Hat als Sponsoren. Diese geben nicht nur Geld, sondern entsenden teilweise auch Vertreter in den Beirat von The Document Foundation. Damit können Sie die Richtung, in die sich das Projekt entwickelt, maßgeblich beeinflussen, sodass ein Abhängigkeitsverhältnis von diesen US-Techkonzernen besteht.
-
Eine Alternative ohne US-Einflüsse bietet mit Softmaker Office das Nürnberger Unternehmen Softmaker. Die einzelnen Programme verwenden dabei die bekannten Datenformate von Microsoft. Gute Nachricht für Sparfüchse: Die Basisversion Freeoffice lässt sich kostenlos verwenden. Wer mehr Features benötigt, investiert entweder 130 Euro in Software Office 2024 oder abonniert die NX-Version für 50 Euro pro Jahr, in die auch gleich der KI-gestützte Chatbot ChatGPT implementiert ist.
-
Daneben offeriert Nextcloud ebenfalls ein kostenfreies Paket von Office-Programmen. Nextcloud Office ist speziell auf selbstgehostete Webserver ausgerichtet, wobei die einzelnen Anwendungen im Webbrowser laufen. Darüber hinaus will das Stuttgarter Unternehmen zusammen mit IONOS – das zu United Internet gehört – noch in diesem Jahr Nextcloud Workspace vorstellen. Die Cloud-Office-Suite positionieren die deutschen Unternehmen gezielt als Alternative zu Google Workspace und Microsoft 365. Zielgruppe sind dabei vor allem Unternehmen und Organisationen mit hohen Anforderungen bezüglich Datenschutz und Compliance.
-
8. Online-Shopping
In der westlichen Welt ist Amazon das führende Online-Warenhaus mit einem gigantischen Angebot an Artikeln aus den unterschiedlichsten Bereichen. Zudem offerieren auf dem Amazon Marketplace auch zahlreiche kleinere Händler ihre Waren.
-
Ein ähnliches Konzept verfolgen auch deutsche Unternehmen wie der Versandhandelskonzern Otto oder die Einzelhandelskette Kaufland. Auch wenn sie größenmäßig nicht mit dem US-Branchenprimus mithalten können, decken beide mit ihrem umfangreichen Sortiment doch fast alle Produktkategorien ab. Eine weitere Amazon-Alternative ist Galaxus. Hierbei handelt es sich um den größten Online-Händler und -Marktplatz in der Schweiz.
-
Am Anfang war Amazon bekanntlich ein reiner Buchhändler. Auch in diesem Bereich gibt es mit Hugendubel oder Thalia starke deutsche Konkurrenz. Beide Buchhandelsketten liefern inzwischen Bücher ähnlich schnell wie Amazon sowie zum gleichen Preis. Allerdings hat Amazon in den letzten Jahren stetig in den Bereich E-Books und Reader der Marke Kindle investiert. Aber selbst hier offerieren deutsche Buchhändler mit den Tolino-Modellen eine vergleichbare Alternative, für die zahllose elektronische Bücher erhältlich sind.
-
Aber es müssen ja nicht immer die großen Anbieter sein. In Europa existieren zahlreiche Online-Shops von Einzelhändlern, die sich auf bestimmte Produktbereiche spezialisiert haben. Viele bieten für einzelne Artikel Top-Preise und teilweise auch besondere Services an. Finden lassen sich die besten Angebote mithilfe von Preisvergleichsportalen. Zu nennen ist hier vor allem Geizhals, das inzwischen mehrheitlich dem Heise Verlag aus Hannover gehört. Bekannt ist außerdem das Vergleichsportal Idealo, bei dem die Berliner Axel Springer AG Mehrheitseigner ist.
-
9. Passwortmanager
Passwortmanager sind praktisch. Denn hier ersetzt ein starkes Master-Passwort viele – oft unsichere – Kennwörter. Ein entsprechendes Feature ist beispielsweise in den Webbrowsern Chrome von Google und Edge von Microsoft integriert.
-
Aber auch hier gibt es Alternativen aus Europa. Eine stammt vom bereits erwähnten Schweizer Unternehmen Proton und heißt Proton Pass. In der Basisversion, die für die meisten Nutzer ausreichen dürfte, ist der Passwortmanager mit Identitätsschutz kostenfrei.
-
10. Streaming
Beim Video-Streaming denken viele zunächst an Netflix, Disney+, Amazon Prime oder Apple TV. Dabei besitzen die US-Dienste vor allem durch – oft mit großem Aufwand – selbst produzierte Formate ein Alleinstellungsmerkmal.
-
Einige dieser Filme und Serien bietet mit Magenta TV allerdings auch eine deutsche Plattform an. Zudem schlummern in den Mediatheken von ARD, ZDF und ARTE zahlreiche Perlen. Das Angebot umfasst nicht nur Eigenproduktionen, sondern auch viele internationale Serien und Filme.
-
In Sachen Audio-Streaming sind US-Angebote wie Amazon Music oder Apple Music ohnehin nicht die Platzhirsche. Denn hier dominiert Spotify den Markt. Allerdings geriet das schwedische Unternehmen in die Kritik, weil es Künstler nicht besonders gut bezahlt. Eine weitere Alternative ist der französische Streamingdienst Deezer.
-
11. Suchmaschinen
Wie dominant die Marktstellung von Google im Suchmaschinenbereich war und ist, verdeutlicht die Tatsache, dass das Verb „googeln“ bereits seit über 20 Jahren im Duden zu finden ist. Mit Bing vom Konkurrenten Microsoft gibt es einen weiteren starken Wettbewerber aus den USA.
-
Mit Qwant existiert aber auch eine starke Alternative aus Frankreich. Deren Suchergebnisse basieren zwar auf denen von Bing. Allerdings erweitert die französische Suchmaschine diese um zusätzliche Links. Zudem sieht es in Sachen Datenschutz besser als bei vielen US-Mitbewerbern aus, da Qwant nicht nur keine Benutzerdaten an Dritte weitergibt, sondern diese nicht einmal erfasst.
-
Interessant ist auch Metager, bei der es sich um eine Meta-Suchmaschine aus Hannover handelt. Diese aggregiert die Suchresultate mehrerer Suchmaschinen und schafft einen Mehrwert für Nutzer, indem sie diese aufbereitet. Früher finanzierte eine Partnerschaft mit Yahoo den Betrieb. Inzwischen ist Metager vom US-Unternehmen unabhängig. Zwar ist die Meta-Suchmaschine jetzt nicht mehr gratis nutzbar, kostet allerdings rechnerisch auch nur einen einzigen Cent. Denn für eine Suchanfrage ist jeweils ein Token nötig, den das Unternehmen in Paketen zu 500 Stück für jeweils 5 Euro verkauft.