Leser Test Drive
Gemeinhin steht Citroën ja für Komfortautos à la C5 Aircross. Dass die Franzosen auch Sport können, haben sie unserer Lesergruppe bei einem Ausflug gezeigt.
Dreißig Minuten nachdem Deutschland sich laut der alten Fernsehwerbung kollektiv mit Haselnusswaffeln vollkrümelt, steht bei uns in der Redaktion die Morgenkonferenz an. Heute sieht es wegen des gedeckten Tischs schwer nach Geburtstagsfeier aus: „Wir empfangen gleich die Gewinner des Leser-Testdrives“, informiert Chefredakteur Ralph Alex die Runde, die mental längst bei den Butterbrezeln war.
Glück hast du nur, wenn du den zweitägigen Ausflug mit Citroën redaktionell begleitest: Dann kannst du schön mit den Gästen frühstücken, während der Chef ihnen zum Auftakt Einblicke in unsere Redaktionsabläufe gewährt, bevor es mit einem Rundgang durch die Abteilungen weitergeht. Wobei das nur einer von vielen Blicken hinter die Kulissen ist, die heute noch folgen. Deswegen müssen wir auch bald los, schließlich wartet Citroën Racing bei der Rallye Deutschland auf uns – und im Parkhaus eine Flotte von C5 Aircross, die uns nach Rheinland-Pfalz bringt.
Testfahrt im Citroën-SUV
Wir starten im Stuttgarter Zentrum bei ungewöhnlich ruhiger Verkehrslage – keine halbe Stunde später wird es für die Gegend dann repräsentativer: Stau auf der A81. Zeit also, um den Beifahrer das Datenblatt vorlesen zu lassen: Zweiliter-Diesel, 177 PS, 400 Nm, 211 km/h – null auf hundert packt der Fronttriebler in 8,6 Sekunden. Nach weiteren Fahrten mit besseren Bedingungen resümieren die meisten Teilnehmer am Abend: Kräftiger Motor, geschmeidiges Getriebe.
Viele der Lesereindrücke aus den Bewertungsbögen decken sich mit denen der Redaktion: Praktisch ist der C5 mit großem Platzangebot und verschiebbaren Einzelsitzen hinten, nette Details sind das Kühlfach unter der Mittelarmlehne und die Massagesitze. Klagen gibt es zur Übersichtlichkeit nach hinten, und obwohl manche die Touch-Bedienung gut finden, wünschen andere sich richtige Knöpfe. Einigkeit herrscht beim Fahrwerk: federt geschmeidig.
In den Stoßdämpfern des Aircross sitzen an beiden Enden hydraulische Endanschläge, die einen längeren Federweg ermöglichen und die meisten Unebenheiten glatt bügeln – eine Eigenschaft, die bei Rallyeautos ganz besonders wichtig ist.
Bei denen sind wir jetzt an der Citroën-Hospitality am Bostalsee angekommen, wo wir nach einer Kurzeinführung zur WRC (World Rally Championship) zunächst in der TV-Übertragungszentrale eingeladen sind. Wie kommen die Bilder ins Internet und Fernsehen? Essenziell ist das Flugzeug, das während der Renn-Action als mobile Antenne über das riesige Areal kreist. So erreichen die Zentrale aus jedem Rennwagen drei Livestreams, dazu liefern ein Videohelikopter und zig Kameraleute weitere Bilder. Manche Aufnahmen gibt es nur auf Speicherkarten, die Motorradboten über Schleichwege zeiteffizient abholen. Am Ende werden es über 300 Stunden Videomaterial sein.
Eine Million pro Reifen./strong>
Zurück bei Citroën lernen wir bei einer Führung durch den Service-Park und das Ersatzteillager mehr über den C3 WRC – über die Reifen etwa. Wie viel ein Rallye-Michelin kostet, verrät unser Guide Aurélie Lehe nicht. Wohl aber, dass es teuer wird, wenn nicht jeder Reifen an Michelin zurückgeht: eine Million Euro Strafe. Pro Reifen. Die Sorge um ihre Entwicklung reicht so weit, dass Reifen.etzen bei einem Platzer aufgesammelt werden. Insgesamt wiegt ein 18-Zoll-Rad mit Gummi übrigens 21 Kilo, 25 sind’s bei 205/65-R15-Schotterbereifung vom Typ LTX Force.
Weiter geht’s mit einem kurzen Quiz: Wie viel Sprit wird der C3 WRC wohl in seinem 1,6-Liter verbrennen? Ja gut, bei 380 PS dürfte der 75-Liter-Vorrat im Renneinsatz so lange nicht halten – so um die 40 Liter auf 100 Kilometer vielleicht? Nö, je nach Wertungsprüfung sind’s 60 bis 80 Liter.
Grundsätzlich hat die WRC-Variante mit dem Straßen-C3 nicht viel gemein: Den Kraftschluss stellt eine Zweischeiben-Keramik-Metall-Kupplung her, geschaltet wird sequenziell durch sechs Gänge. Das Drehmoment verteilt ein hydraulisches Zentraldifferenzial auf jeweils ein Sperrdifferenzial an beiden Achsen. Gebremst wird beim Asphalt-Set-up vorne über wassergekühlte Vierkolbenbremssättel, die Handbremse wird selbstverständlich hydraulisch betätigt. Außerdem darf ein WRC-Auto per Reglement ohne Passagiere nicht weniger als 1.190 Kilogramm wiegen.
In Aktion sehen wir die Rennmaschinen am nächsten Tag. Los geht’s um halb acht zur Wertungsprüfung „Römerstraße 1“ – nicht früh genug, denn die besten Plätze sind längst überfüllt. Egal, jetzt gucken wir auf der Geraden, zum zweiten Lauf breiten wir uns rechtzeitig direkt gegenüber der Kuppe aus: Fliegende Kleinwagen sind derart unterhaltsam, das muss man gesehen haben.