Aero-Upgrades in Silverstone
Nach der üppigen Punkteausbeute in den ersten beiden Rennen gab es für McLaren in Ungarn nur Magerkost. Teamchef Andreas Seidl erklärt, was am Hungaroring schief lief, und wie man sich beim Heimspiel in Silverstone verbessern will.
McLaren war die große Sensation in Spielberg. Das Traditionsteam aus Woking reiste auf dem zweiten Rang der Konstrukteurswertung aus Österreich ab. In Ungarn konnte man die guten Ergebnisse aber nicht wiederholen. Nur der neunte Platz von Carlos Sainz schaufelte zwei Pünktchen auf das Konto des Rennstalls, der Red Bull damit in der Gesamtwertung passieren lassen musste.
Dabei sah es nach dem Qualifying alles noch ordentlich aus. Beide Papaya-Renner hatten sich für Startplätze in den Top Ten qualifiziert. Doch im Rennen ging es schnell rückwärts. Lando Norris verlor schon am Start mehrere Positionen, weil er auf nasser Bahn das Gaspedal zu fest durchtrat. Die Räder drehten durch, was den Vortrieb reduzierte.
Der Youngster zeigte sich anschließend selbstkritisch "Ich muss noch an meinen Starts im Regen arbeiten. Da hatte ich schon immer ein paar Probleme. So richtig gut war noch keiner meiner Starts auf feuchter Strecke. Das war leider mein erster richtig großer Bock in diesem Jahr."
Teamkollege Sainz kam zwar etwas besser von der Linie weg, wurde dann aber beim ersten Boxenstopp unfreiwillig durchgereicht. Weil hinter dem McLaren noch viele andere Autos zum Reifenwechsel abbogen, verzögerte sich die Freigabe des Spaniers um vier bis fünf Sekunden.
McLaren steckt im Verkehr
Beide Autos steckten anschließend hinter langsameren Konkurrenten im Verkehr fest. "In Ungarn leidet man bekanntlich besonders darunter, wenn man zurückfällt", ägert sich Teamchef Andreas Seidl. "Man kann nicht überholen und macht sich dazu noch die Reifen kaputt. Wir hatten leider nie freie Fahrt. Ich denke, die Pace wäre sonst nicht so schlecht gewesen. Wir hätten wohl mit den Ferraris, den Renaults und zumindest einem Racing Point kämpfen können."
Nach dem Rennen verdoppelte sich die Punkteausbeute noch unverhofft. Kevin Magnussen wurde wegen verbotener Funksprüche in der Formationsrunde zehn Sekunden nach hinten gestuft, was Sainz auf Rang neun nach vorne spülte. Für McLaren war der frühe Boxenstopp auf Slicks noch vor dem Start übrigens keine Option.
"Je weiter man vorne steht und je größer das Vertrauen in die eigene Pace ist, desto kleiner ist der Appetit auf irgendwelche Pokerspielchen", erklärte Seidl. "Aber Hut ab vor der Entscheidung von Haas. Wir dachten einfach, dass wir von unseren Startpositionen auch so gute Punkte sammeln können, wenn wir einfach das gleiche wie die meisten anderen machen."
Positives Gefühl trotz Punktediät
Durch die erwähnten Probleme in den ersten Runden sind McLaren einige Punkte durch die Lappen gegangen. "So gesehen ist das Ergebnis natürlich eine Enttäuschung. Aber in Sachen Pace geben uns die ersten drei Rennen ein gutes Gefühl für die nächsten Aufgaben", gibt sich Seidl optimistisch.
Nach Auskunft des Bayers konnte man schon in Budapest Fortschritte mit dem Auto machen. Für die nächsten Rennen sind weitere Verbesserungen geplant. Schon für Silverstone kündigt Seidl die nächste Ausbaustufe an. "Da müssen wir sicherstellen, dass die Upgrades funktionieren. Von der Charakteristik ist es eine ganz andere Strecke."
Wo McLaren genau Entwicklungsbedarf sieht, wollte der Teamchef aus Passau aber nicht verraten: "Wenn wir uns mit Mercedes vergleichen, dann müssen wir uns natürlich überall verbessern. Zunächst konzentrieren wir uns mit den neuen Teilen aber vor allem auf die Aerodynamik."
Boxenstopps zu langsam
Luft nach oben gibt es auch bei den Boxenstopps. In der vergangenen Saison absolvierten die McLaren-Schrauber den Reifenservice zum Teil deutlich schneller, bauten dabei allerdings auch immer wieder grobe Patzer ein. Dieses Jahr gab es zwar noch keine losen Räder zu beklagen, aber dafür dauerte der Reifenwechsel im Schnitt ein gutes Stück länger.
"Wir sind noch nicht da, wo wir eigentlich sein wollten", übt Seidl beim Thema Boxenstopps Selbstkritik. "Wir haben über den Winter das Equipment weiterentwickelt und damit die Sicherheit und die Konstanz verbessert. Jetzt müssen wir nur noch am Speed arbeiten, um wieder dahin zu kommen, wo wir letztes Jahr waren. In Ungarn ging es immerhin schon etwas besser. Alle Stopps waren zumindest unter der Drei-Sekunden-Marke."
Richtig zufrieden ist man bei McLaren in puncto Standfestigkeit. Im Gegensatz zu den anderen Mittelfeldkonkurrenten gab es noch keinen Ausfall zu beklagen. Seidl lobt seine Truppe: "Die Zuverlässigkeitsquote liegt bei 100 Prozent. Wir konnten alle Quali-Sessions und die Rennen mit beiden Autos bis zum Ende absolvieren. Das zeigt, dass das Team im Winter gut gearbeitet hat. Ein Dank geht hier aber auch an die Kollegen unseres Motoren-Partners Renault."