Mercedes-Boxenstopps
Bei Nico Rosbergs Boxenstopps in Hockenheim ging alles schief. Beim ersten Stopp klemmte es links hinten, beim zweiten versagte ein iPhone. Dafür spulte Mercedes bei Lewis Hamilton 3 Reifenwechsel in Rekordzeit ab. Alle unter 2 Sekunden bis zur grünen Ampel.
Die Boxenstopps von Mercedes beim GP Deutschland waren ein Spiegelbild des Rennens. Bei Lewis Hamilton klappte alles perfekt. Bei Nico Rosberg ging fast alles schief. Der WM-Zweite verlor bei seinen 3 Boxenstopps gegenüber Hamilton 11,3 Sekunden in der Boxengasse. Sein bester Reifenwechsel war langsamer als Hamiltons schlechtester.
Keiner der Dreistopper verbrachte so wenig Zeit in der Boxengasse wie der Sieger. Hamilton kam inklusive An- und Abfahrt mit 55,629 Sekunden über die Runden. Der zweitbeste Daniel Ricciardo brauchte für die gleiche Übung 56,681 Sekunden. Hamiltons dritter Stopp war mit 1,7 Sekunden vom Anhalten bis zum grünen Licht der schnellste. Gefolgt vom zweiten Reifenwechsel mit 1,8 Sekunden und vom dritten mit 1,9 Sekunden.
Drei Stopps unter 2 Sekunden
Der schnellste Einzelstopp ging allerdings wieder einmal an Williams. Felipe Massa wurde bei seinem ersten Reifenwechsel um 0,12 Sekunden fixer abgefertigt als Hamilton bei dessen ersten. Mercedes.Teamchef Toto Wolff hatte bereits im Vorfeld erklärt, dass man die Rekord-Stopps von Williams als Herausforderung betrachtet: „ Sie sind in diesem Jahr die Messlatte. Wir haben den Ehrgeiz sie zu schlagen.“
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Der Österreicher verweist allerdings auf die komfortable Situation von Mercedes. Wer auf der Strecke überlegen ist, muss nicht das letzte Zehntel in der Boxengasse suchen: „Wir sind oft nicht auf den schnellsten Boxenstopp angewiesen. Bei uns steht Sicherheit im Vordergrund, weil wir nur verlieren können, wenn mal etwas schiefgeht.“
Die Aussage hatte prophetischen Charakter. Bei Rosberg ging viel schief. Zwei der drei Boxenstopps funktionierten nicht nach Plan. Beim ersten Service ließ sich das linke Hinterrad nicht problemlos von der Achse nehmen. Erklärung der Ingenieure: „Der Mechaniker ist über das Rad gestolpert, weil die Boxengasse in Hockenheim etwas hängt. Wir haben knapp eine Sekunde verloren.“ Deshalb funktionierte der Undercut gegenüber Daniel Ricciardo nicht.
Rosberg stand 11,5 Sekunden still
Der dritte Boxenstopp wurde zur Slapstick-Einlage. Rosberg musste vor dem Reifenwechsel eine Fünfsekundenstrafe absitzen. Er stand aber 8,6 Sekunden, bevor die Mechaniker Hand anlegten. Die Stoppuhr war kein klassisches Modell, sondern ein iPhone. Der Mann, der die Strafzeit stoppte, sah plötzlich, dass die Uhr bei 2,1 Sekunden angehalten hatte. Vermutlich durch versehentlich zweimaliges Drücken. Da keiner wusste, wie viel Zeit bereits abgelaufen war, spielte Mercedes auf Nummer sicher.
Auf 5 Sekunden exakt lässt es sowieso keiner ankommen. Alle Teams bauen sich einen Puffer von einer halben Sekunde ein. Weil sie wissen, dass die FIA seit einer Mogelei vor zwei Jahren in Singapur im Verdachtsfall die Filmaufnahmen aus den Überkopf-Kameras an den Boxenanlagen überprüft.
Rosbergs Mercedes stand inklusive Reifenwechsel 11,5 Sekunden still. Also 4 Sekunden zu viel, wenn man den Sicherheitspuffer einrechnet. „Es fühlte sich an, als würde ich für ewig dastehen“, erinnert sich Rosberg. Ein optimaler Stopp hätte den Deutschen zwar nicht vor Max Verstappen, aber mindestens doch direkt hinter ihn gebracht. So musste er eine Lücke von 5,3 Sekunden zufahren.
Mercedes zieht Konsequenzen
Mercedes wird bis Spa seine Konsequenzen aus der iPhone-Affäre ziehen. „Wir brauchen da eine neue Prozedur. Das Dumme ist, dass diese Strafen so selten passieren, dass man sich nicht wirklich darauf einrichtet. Wir können uns in Zukunft nicht mehr auf einen Mann und ein iPhone verlassen, das auch mal ein Batterieproblem haben kann. Es müssen mehr Leute beteiligt sein, und wir brauchen ein Backup-System“, erklärte einer der Ingenieure.
Force India hat das bereits getan. Das Absitzen von Strafen gehört bei der Truppe aus Silverstone zum Routine-Programm, seit man sich einmal mit der FIA angelegt hatte. Force India hatte nach dem GP Singapur 2014 entdeckt, dass Toro Rosso eine Strafe für Jean-Eric Vergne deutlich unter 5 Sekunden abgewickelt hatte. „ Seitdem sind wir sensibilisiert und achten darauf, bei einer Strafe so wenig wie möglich Zeit zu verschenken“, erzählt Teammanager Andy Stevenson.
Force India setzt eine gute alte mechanische Stoppuhr ein. Und Stevenson nutzt gleichzeitig die Uhr im Zeitmonitor als Absicherung. Der Force India-Teammanager nimmt seine Kollegen bei Mercedes in Schutz: „Im Endeffekt verlierst du immer zwischen 6 und 7 Sekunden. Weil du das Auto und die Uhr gleichzeitig im Blick haben musst und weil du nicht riskieren willst, dass du zu früh drückst, gibt es immer Verzögerungen. Keiner schafft die 5 Sekunden glatt.“