Mercedes neben der Spur
Sebastian Vettel hat das zweite Malaysia-Training dominiert. Auf trockener Piste fuhr Ferrari in einer eigenen Liga. Bei Red Bull weiß man, wo das Problem lag. Bei Mercedes sucht man noch nach dem Fehler.
In Malaysia kommen die Formel-1-Ingenieure traditionell besonders ins Schwitzen. Wenn dann auch noch das Wetter verrückt spielt, ist der Stressfaktor doppelt hoch. Die verregnete erste Sitzung raubte Piloten und Technikern wertvolle Zeit zur Daten-Sammlung. Erst am Nachmittag bekamen die Teams einen Eindruck, wie das Kräfteverhältnis in Sepang aussehen könnte.
Für Mercedes gab es ein böses Erwachen. Lewis Hamilton fand sich als schnellster Silberpfeil-Pilot mit 1,4 Sekunden Rückstand nur auf Platz 6 wieder. Selbst Daniel Ricciardo fiel beim Hinterherfahren auf, wie sehr die Silberpfeil-Piloten mit ihrem Auto kämpfen mussten. Teamchef Toto Wolff dementierte dann auch entschieden, dass man absichtlich langsam gemacht habe: „Die Rundenzeit ist die Realität. Wir waren einfach nicht schnell genug“ , schüttelte der Österreicher mit dem Kopf.
Schlechter Freitag für Mercedes
Schlimmer noch als der Rückstand ist die Ratlosigkeit. Wegen der verkürzten Trainingszeit – auch durch den Grosjean-Crash am Ende der Sitzung – konnten die Techniker keine großen Setup-Experimente durchführen. Das Fazit fiel entsprechend nüchtern aus: „Es fühlt sich wie einer der schlechtesten Freitage überhaupt an. Wir haben irgendeinen Hund im Auto“, ärgerte sich Wolff.
Das Problem scheint irgendwo im Setup zu liegen. „Egal ob im Longrun oder auf einer schnellen Runde und egal auf welcher Reifen-Mischung – uns hat heute einfach die Pace gefehlt. Das Auto ist komplett aus der Balance. Das hat viele negative Folgen: Die Fahrer rutschen nur herum. Die Reifen überhitzen. Vor allem in schnellen Kurven, in denen wir normalerweise stark sind, verlieren wir Zeit. Wir haben jetzt 12 Stunden, um das zu verstehen und die richtigen Schlüsse zu ziehen.“
Auch bei Red Bull war man nicht ganz zufrieden, obwohl der Rückstand auf Vettel „nur“ 8 Zehntel betrug. Nach Aussage von Teamberater Helmut Marko habe man nach der Bestzeit auf feuchter Strecke in der Früh mit dem Setup in die falsche Richtung entwickelt. Das ließe sich für den Samstag noch korrigieren. An Vettel wäre man aber auch unter optimalen Bedingungen nicht rangekommen, gibt man im Red Bull-Lager zu. „Die sind stärker als erwartet“, staunte Ricciardo.
Vettel sieht noch Luft nach oben
Bei Ferrari traut man dem Braten allerdings noch nicht. Trotz des großen Vorsprungs schlug auch Sebastian Vettel verhaltene Töne an. „Es war ganz ordentlich, aber noch nicht ideal. Wir müssen uns noch verbessern.“ Vor allem im Regen sei Ferrari nicht schnell genug: „In der Früh lief es bei uns noch nicht so gut. Im Nassen fehlt uns noch ein Bisschen. Bei halbfeuchten Bedingungen sah vor allem Red Bull mit den Intermediate-Reifen sehr stark aus.“
Besser kam der Heppenheimer auf der abgetrockneten Strecke zurecht: „Da lief es dann etwas runder. Leider konnten wir wegen der Unterbrechung am Ende nicht noch ein paar Longruns fahren. Wir hatten noch ein paar Dinge auf dem Plan, die wir gerne probiert hätten. Jetzt schauen wir, dass wir die morgen irgendwie unterbringen – alle auf ein Mal.“
Vettel will die klare Trainingsbestzeit nicht überbewerten: „Es ist erst Freitagnachmittag. Da kann noch viel passieren. Mal sehen, wie es sich morgen entwickelt. Es wäre natürlich schön, wenn ich mir ein paar Punkte zurückholen könnte, die wir in Singapur liegengelassen haben.“