Kehrtwende im Motorenstreit

Porsche 919 Evo Rekordfahrt - Nürburgring Nordschleife - 2018

35 Jahre hielt der Streckenrekord von Stefan Bellof im Porsche 956C auf der Nordschleife. Bis ihn Porsche selbst mit Timo Bernhard am Steuer des 919 Hybrid Evo pulverisierte. Weissach zeigte, was mit einem Auto möglich ist, das in kein Reglement mehr passen muss.

Der Angriff auf die Bestzeit wurde generalstabsmäßig geplant. "Wir haben uns vorbereitet wie auf ein 24h-Rennen", erklärte Porsche LMP1-Chef Andreas Seidl.

Als Piloten für die Rekordjagd setzte Porsche auf Werksfahrer Timo Bernhard. Volle Konzentration vor dem Tiefflug durch die Grüne Hölle.

Am 29. Juni 2018 machte sich der Homburger um 9.31 Uhr schließlich auf den Weg, um die alte Bestmarke von Stefan Bellof zu knacken.

20,832 Kilometer, 40 Rechts- und 33 Linkskurven... die Nordschleife ist immer noch die spektakulärste Rennstrecke der Welt.

Timo Bernhard kennt die Grüne Hölle zum Glück wie seine Westentasche.

Der 2017er Le Mans-Renner wurde für die Rekordjagd in vielen Details umgebaut.

Ohne die Reglement-Restriktionen aus der WEC konnte der Hybrid-Renner seine ganze Leistungsfähigkeit zeigen.

Die Systemleistung wurde auf fast 1.200 PS gesteigert.

Das Auto hat über 50 Prozent mehr Anpressdruck bei gleichzeitig geringerem Luftwiderstand.

Die Ingenieure überarbeiteten die Leitbleche unter dem Auto, schraubten einen neuen Unterboden an und dichteten den Luftstrom zum früher beginnenden Diffusor über seitliche Schürzen ab.

Ein wichtiges Feature des 919 Evo ist das Brake-by-Wire-System, das nicht mehr nur die beiden Achsen, sondern alle vier Räder elektronisch ansteuert. Das erlaubt Torque Vectoring.

Michelin lieferte Spezialgummis für den 919 Hybrid Evo. Die Mischungen sind weicher, halten dafür aber praktisch nur auf eine schnelle Runde.

Durch die schärferen Motormappings reduziert sich die Laufleistung des Antriebs von 7.000 auf nur noch 1.000 Kilometer. Aber das Auto muss auch nur ein paar Runden auf dem Ring durchhalten.

Die Bedingungen hätten besser nicht sein können. Der Asphalt präsentierte sich trocken. Die Streckentemperatur lag knapp über 20°C.

Im Gegensatz zu Bellof musste sich Bernhard nicht durch den Verkehr kämpfen. Er hatte die Strecke für sich alleine.

Kurve für Kurve spulte der Pilot ab. Bei irrwitzigen Geschwindigkeiten musste sich der Fahrer konzentrieren, fehlerfrei durch das Geschlängel zu kommen.

Insgesamt spulte Bernhard drei Runs ab, bei denen er sich stets um gut 5 Sekunden verbessern konnte.

Etwas verlangsamt wurde der 919 Evo durch das Hochschrauben der Bodenfreiheit. Die Bodenwellen auf der Nordschleife erforderten die Anpassung am Fahrwerk.

Auch die Linie musste angepasst werden. Im Karussell fuhr Timo Bernhard ganz weit oben.

Mit einem Top-Speed von 369,3 km/h donnerte der Renner über die Döttinger Höhe.

Der Höllenritt von Bernhard dauerte nur wenige Minuten - dann war der Porsche 919 auch schon im Ziel.

Das ganze Team stand parat, um dem Piloten von der Boxenmauer zu gratulieren.

Der Blick auf die Zeiten ließ die Besucher staunen: 5:19.546 Minuten spuckte die Stoppuhr als neuen Rekord aus. Damit wurde die alte Bestmarke um 51,5 Sekunden unterboten.

Timo Bernhard ist ein riesiger Fan von Stefan Bellof. Er gibt zu, dass sein neuer Rekord mit der alten Bestmarke von 6:11.13 Minuten nicht zu vergleichen ist.

Die letzte Aufgabe des Tages: Aufstellen zum Mannschaftsfoto mit der neuen Rekordmarke.

Bernhard zeigte sich zufrieden mit seiner Runde. "Nicht zu viel Risiko, aber schnell und fehlerfrei."

Schnellster Rennwagen: Das ist der Porsche 919 Hybrid Evo mit einer Rundenzeit von 5.19,546 Minuten (gefahren im Juni 2018).

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