Sordo siegt knapp vor Neuville

Hyundai-Pilot Dani Sordo setzte sich auf Sardinien in einem spannenden Finish gegen Thierry Neuville und Sebastien Ogier durch. Der eigentliche Gewinner des Italien-Gastspiels könnte aber Elfyn Evans heißen.
Die Entscheidung in Sardinien fiel wie so oft schon am ersten Tag. Während die Spitzenreiter der WM Straßenfeger spielen mussten, konnte Gelegenheitsstarter Dani Sordo mit Startplatz zehn seinen Gripvorteil voll ausspielen. Der Nachteil für den Ersten auf der Piste ist bei wenigen Rallyes so groß wie auf den engen Schotterpisten Sardiniens mit ihrer feinen Sandauflage und ihren nichts verzeihenden Felsbrocken und Mauern am Wegesrand.
So hatte Sordo schon nach dem ersten Tag einen Vorsprung von einer halben Minute auf die üblichen Verfolger Thierry Neuville und Sebastien Ogier herausgefahren. Von diesem Polster zehrte der Vorjahressieger dann an den restlichen beiden Tagen.
Im Nacken saß Sordo zu Beginn nur Teemu Sunninen. Der letztjährige Zweite schien reif für seinen ersten Sieg. Doch die Herrlichkeit währte nicht lange. Ohne den Startplatz-Vorteil auf der zweiten Etappe und mit Problemen an der Handbremse wurde der Finne im M-Sport Ford schnell wieder auf Normalmaß zurechtgestutzt und auf Rang fünf durchgereicht.
Aufholjagd am Final-Sonntag
So musste sich Sordo am letzten Tag nur noch den Angriffen von Neuville und Ogier erwehren. Hyundai-Teamkollege Neuville verlor zwar durch eine beschädigte Bremsscheibe wertvolle Zeit, konnte sich am Ende aber immerhin noch eine Sekunde vor Ogier halten. Auf Sordo fehlten nach der abschließenden Power Stage knappe 5,1 Sekunden.
Auf dem teils tiefen Geläuf in Sardinien konnte Toyota die Pace von Hyundai nicht ganz mitgehen. Auch WM-Spitzenreiter Elfyn Evans hatte ordentlich zu kämpfen. Am Ende verpasste der Waliser auf Rang vier sogar das Podium. Zu Ogier fehlten deutliche 56 Sekunden, doch mit diesem Ergebnis konnte der Franzose lediglich vier Punkte in der Gesamtwertung gutmachen.
Sordos Sieg geriet nach der letzten Wertung allerdings noch einmal in Gefahr. Bei der Nachuntersuchung wurde der hintere Hilfsrahmen am Hyundai mit der Startnummer sechs als zu leicht befunden. Statt 9,323 Kilo wie im Homologationsblatt notiert, brachte das Fahrwerksteil nur 9,112 Kilogramm auf die Waage, auch nach Abzug der Toleranz 24,5 Gramm unter dem Limit.
Das Argument der Hyundai-Verantwortlichen, man hätte dadurch keinen Vorteil gehabt, wäre früher glatt ins Leere gelaufen. Was vor wenigen Jahren noch mit Wertungsausschluss betraft worden wäre, ergab heutzutage nur einen erhobenen Zeigefinger: 30.000 Euro Strafe verhängen die Stewards, 20.000 davon zur Bewährung ausgeschrieben.
Entscheidung in der WM-Wertung
In Anbetracht der Tatsache, dass Sordos 25 Punkte auf der Insel Hyundai die Titelverteidigung im Markenpokal gebracht haben könnten, kann die Strafe als Nasenwasser angesehen werden. Ein Neun-Punkte-Rückstand auf Toyota wurde in Sardinien in eine Sieben-Punkte-Führung umgewandelt.
In der Fahrerwertung liegt Evans zwei Rallyes vor Schluss immer noch komfortabel mit 14 Punkten Vorsprung vor Ogier in Führung. Neuville hängt zehn weitere Zähler dahinter auf Position drei. Noch ist allerdings nicht klar, ob es neben der Ypern-Rallye in Belgien auch für das Saisonfinale in Monza WM-Punkte gibt. Außerdem sind beide Veranstaltung wegen der steigenden Corona-Zahlen von der Absage bedroht.