Red Bull rüstet auf

Red Bull rüstet auf. In Milton Keynes wurden ein neuer Prüfstand und ein 360 Grad-Simulator installiert, wie sie die Formel 1 noch nie gesehen hat. Wir haben die Technik-Details.
Die Jahre, in denen Red Bull alles gewonnen hat, liegen schon eine Weile zurück. Zwischen 2010 und 2013 räumte die Truppe aus Milton Keynes alle Pokale ab. Dann kam das Hybrid-Zeitalter, und Mercedes wurde zum neuen Seriensieger. Das will Red Bull spätestens ab nächstem Jahr wieder ändern. Die Bullen mussten sich erst ans Verlieren gewöhnen. Darüber wäre fast die Partnerschaft mit Motorenlieferant Renault in die Brüche gegangen.
Was Anfang des Jahres ein Zweckbündnis war, beginnt sich langsam wieder einzurenken. Red Bull registriert, dass Renault mit dem Motor auf dem richtigen Weg ist. Die Franzosen sind derzeit der einzige Hersteller, der noch keinen Defekt im Bereich der Antriebseinheit hatte. Und das Monaco-Upgrade findet bei Red Bull volles Lob. "Alles, was Renault versprochen hat, ist eingetroffen", freut sich Teamchef Christian Horner.
Er verrät, dass Red Bull möglicherweise noch in Monte Carlo den Motorenvertrag mit Renault verlängern wird. Renault.Sportchef Cyril Abiteboul äußert sich etwas vorsichtiger: "Red Bull ist wie üblich ein zäher Verhandlungspartner. Aber es ist der beiderseitige Wunsch da weiterzumachen. Wir haben Red Bull gezeigt, dass wir Fortschritte machen."
Red Bull kann auf jeder Rennstrecke testen
Red Bull wusste schon vor dem ersten Test der Motor-Ausbaustufe, was sie auf der Rennstrecke erwarten würde. In diesem Jahr ging der neue Super-Prüfstand ans Netz. Auf ihm lässt sich das komplette Auto testen.
Der Fahrer sitzt im Simulator, und in einem Nebenraum fährt das Auto auf Rollen samt Motor, Getriebe und Reifen so, als wäre es auf der Rennstrecke. Auch äußere Einflüsse wie Temperaturen lassen sich simulieren. Noch nie war das Labor so nah an der Rennstrecke. So profitiert auch Renault. "In Viry sind sie mit den Prüfständen noch nicht so weit", berichtet Teamberater Helmut Marko.
Niki Lauda staunte: "Da ist uns Red Bull einen Schritt voraus." Auf dem VTT-Prüfstand (Virtual Test Track) von Mercedes lassen sich nur Motor und Getriebe im Auto testen. Vom Chassis selbst gibt es keine Fahrdaten. Das aber kann 2017 für Red Bull zur Trumpfkarte werden. Weil die Formel 1 mit breiteren Autos und Reifen Neuland betritt. Während die Konkurrenz sich auf die offiziellen Winter-Testfahrten beschränken muss, kann Red Bull Tag und Nacht fahren. Und zwar auf jeder beliebigen Rennstrecke.
Reale Fahreindrücke im 360°-Simulator
Der von der AVL gebaute Prüfstand ist nur ein Teil der Red Bull-Attacke auf Mercedes, die angeblich 30 Millionen Euro gekostet hat. Dazu gehört auch der neue 360 Grad-Simulator der Firma Cruden. Keine andere Anlage vermittelt dem Fahrer einen so realen Eindruck. Das Auto steht dabei auf einer Plattform, die sich um die eigene Achse drehen kann. Bei einem Quersteher muss das Fahrzeug nicht mehr in die Ausgangsposition zurückgeführt werden. Es wird einfach der Horizont nachjustiert.