Rennanalyse GP Russland 2016
Zu Beginn des GP Russland konnte man schnell den Überblick verlieren. Und auch am Ende blieb offen, ob Hamilton das Zeug zum Sieg gehabt hätte. In unserer Rennanalyse klären wir die offenen Fragen.
Hätte Lewis Hamilton./span> ohne Motorenprobleme Nico Rosberg gefährlich werden können?
Das direkte Duell zwischen Lewis Hamilton./span> und Nico Rosberg entbrannte in der 22. Runde. Beide Mercedes-Piloten hatten ihre Boxenstopps absolviert. Zwischen ihnen lagen 12,9 Sekunden. Hamilton knabberte sich bis auf 7 Sekunden heran, bis er von seinen Ingenieure aufgefordert wurde, den Motor zu schonen, weil man ein Problem mit dem Wasserdruck feststellte. Das passte ihm natürlich gar nicht.
"Ich hatte keinen Zweifel, dass ich das Rennen gewinnen könnte", meinte Hamilton. "Aber dann musste ich eine Sekunde pro Runde langsamer fahren. Nur um zu hoffen, dass das Auto es schafft. Weil ich keine Anzeichen hatte, was das Problem war oder ob der Motor hält, habe ich einfach versucht es heimzufahren."
Tatsächlich fuhr Hamilton direkt hinter Rosberg rund ein bis drei Zehntel schneller. Größere Sprünge machte er aber erst, als Rosberg auf die zu Überrundenden auflief. Zumal Rosberg in einer komfortablen Position war und noch Potenzial hatte.
"Wenn ich den Verkehr erst erwische, dann verliere ich ein paar Sekunden und dann kommt er rein und die Lücke wird wieder etwas größer", sagte Rosberg. "In den letzten 15 Runden habe ich nochmal Gas gegeben und etwas mehr gepusht, weil ich wusste, dass ich mit diesem Reifensatz zu Ende fahren konnte."
Wer ist am Start mit wem kollidiert?
Die ersten Kurven des GP Russlands glichen einem Schrottplatz. Nach dem Start krachte es gleich an mehreren Stellen. Im hinteren Feld gerieten Esteban Gutierrez im Haas F1 und Nico Hülkenberg im Force India aneinander. In diesem Zusammenstoß wurde auch Rio Haryanto im Manor involviert. Für Hülkenberg und Haryanto war das Rennen gelaufen. Gutierrez konnte weiterfahren, wurde im Nachhinein aber noch bestraft.
Weiter vorne war Daniil Kvyat der Unruhestifter. Der Russe rauschte erst in Kurve zwei ins Heck von Sebastian Vettels Ferrari. Der touchierte daraufhin Daniel Ricciardo neben ihm. In Kurve drei folgte die Fortsetzung: Kvyat krachte Vettel noch heftiger ins Heck und katapultierte ihn in die Mauer. Ricciardo war in Folge der Verkettung auch Sergio Perez auf den rechten Hinterreifen gefahren. Der Force India humpelte anschließend auf drei Rädern in die Box. Und auch Carlos Sainz war ein Opfer dieser Kettenreaktion. Der Toro Rosso-Pilot fing sich Trümmerteile ein, die im Kühlschacht hängen blieben und den Spanier zu einem früheren Boxenstopp zwangen.
Wer hat welche Strafe für was bekommen?
Mehreren Piloten wurde in Russland der erhobene Zeigefinger gezeigt. Daniil Kvyat musste nach der Kollision mit Sebastian Vettel eine 10-Sekunden-Stop-and-Go-Strafe in Kauf nehmen. Esteban Gutierrez durfte ebenfalls eine Ehrenrunde durch die Boxengasse drehen. Der Haas F1-Pilot bekam eine Durchfahrtsstrafe wegen der Berührung mit Hülkenberg.
Daneben verhängten die Rennkommissare noch zwei Zeitstrafen. Carlos Sainz wurden nach dem Rennen 10 Sekunden auf das Ergebnis addiert. Der Grund: Er hatte Jolyon Palmer von der Strecke gedrängt. Vorher ereignete sich allerdings ein ähnlicher Fall mit Pascal Wehrlein und Felipe Nasr, bei dem Wehrlein keine Rüffel bekam. Nasr kassierte hingegen ebenfalls eine nachträgliche Zeitstrafe. Er bekam fünf Sekunden aufgebrummt, weil er wie Lewis Hamilton./span> im Qualifying auf der falschen Seite am Bollard in Kurve 2 vorbeifuhr.
Was hat sich Red Bull bei seiner Strategie gedacht?
Als Daniel Ricciardo und Daniil Kvyat gleichzeitig in der Safety Car-Phase an die Box kamen, fassten beide einen Satz Medium-Reifen auf. Zunächst ging man davon aus, sie könnten damit bis zum Ende des Rennens durchfahren. Aber der Taktikpoker ging nicht auf. Ricciardo verlor je nach Runde zwei bis drei Sekunden auf die Spitze mit den Medium-Reifen, die man zuvor noch in keinem Training gefahren hatte.
Allerdings fehlten ihm auch 40 Punkte Abtrieb nach der Kollision in Kurve 2. Speziell in dieser Situation hätte der Soft-Reifen mehr Grip gebracht. Ricciardo war allerdings limitiert. Er hatte außer dem frischen Medium nur noch einen neuen Satz soft und gebrauchte Sätze supersoft übrig. Bei Kvyat sah es genauso aus.