Rennanalyse GP USA
Brütende Hitze, ein heißes Rennen und erhitzte Gemüter der Piloten: Bei 35 Grad im Schatten gewann Lewis Hamilton den GP in Indianapolis vor seinem Teamkollegen Fernando Alonso. Damit gewann der Rookie aus England innerhalb einer Woche zum zweiten Mal ein Formel 1-Rennen.
"Ein Traum", begeisterte sich Hamilton. "Ich bin dem Team extrem dankbar, dass sie mir so ein gutes Auto gegeben haben und mich mit so guter Strategie ins Rennen geschickt haben. Die letzten Runden haben sich aber ganz schön gezogen", meinte Hamilton weiter. "Als mit das Team sagte: Noch 15 Runden, konnte ich es kaum glauben, dass es noch so lange geht.“ "Ich war speziell im mittleren Stint stark unter Druck von Alonso", sagte Hamilton, "als meine Reifen anfingen zu körnen. Da hätte mich Fernando beinahe geschnappt. Er hat sich aber sehr professionell verhalten." Der Aufreger des Rennens passierte in der 38. Runde, als Alonso auf der fast einen Kilometer langen Start und Zielgeraden eine Attacke startete.
Hamilton wehrte sich erfolgreich Seite an Seite bogen die beiden McLaren in Turn 1 ein. Hamilton wehrte sich erfolgreich. Alonso war darüber offenbar so erzürnt, das er bei nächsten Vorbeifahrt an Start und Ziel dem Kommandostand einen klassischen Autofahrergruß entbot, den so genannten "Scheibenwischer". Nach dem Rennen räumte er ein: "Vom Auto aus betrachtet war das Manöver schon in Ordnung." "Beim Start ging es sehr eng zu", berichtete Alonso weiter. "Ich bin aber nicht vorbeikommen an Lewis. Auf der Geraden gewinnt man zwar durch den Windschatten ein oder zwei Zehntelsekunden. Wenn man aber im Infield hinterherfährt ist es nicht leicht seine Reifen zu schonen. Einmal war ich Seite an Seite mit Lewis: Es hat aber nicht gereicht, zum überholen. Dann bis ich im dritten Stint eher konservativ gefahren. Acht Punkte sind besser als nichts. Und wir haben den Vorsprung auf Ferrari ausgebaut, das ist sehr wichtig." Kein Wunder, dass Alonso bei der Siegerehrung ein langes Gesicht machte, während Hamilton strahlte wie ein Honigkuchenpferd und die Hände rang, so als könnte er es immer noch nicht fassen, dass er spätestens jetzt der WM-Favorit Nummer eins ist. In der Tabelle führt der Brite mit zehn Punkten Vorsprung vor dem Titelverteidiger. Respekt vor Mercedes-Chef Dieter Zetsche hatten beide nicht: Bei der Siegerehrung wurde der Vorstandsvorsitzende von seinen Fahreren mit reichlich Champagner erfrischt - äußerlich. "Das hätte ich vor der Saison absolut nicht träumen lassen, dass ich in Nordamerika zweimal gewinne", meinte Hamilton. "Es gibt natürlich die Möglichkeit, die WM zu gewinnen, es ist aber noch viel zu früh, sich darüber Gedanken zu machen. Das wichtigste ist es jetzt,. So oft wie möglich zu gewinnen." Fernando Alonso hatte während des Rennens mit der Hitze zu kämpfen: "In meinem Auto war es so heiß wie noch nie. Ich bin ein paar Mal aus dem Windschatten von Lewis herausgefahren, um frische Luft schnappen zu können." Nach dem Rennen räumte der Spanier ein: "Es war für mich genauso überraschend wie für alle anderen zu sehen, dass Lewis derart stark ist. Ich bleibe aber zuversichtlich."
Deutlich geschlagen wurde Ferrari Die Roten, die in den letzten drei Jahren in Indy jeweils deutlich gewannen, hatten keine Chance, in den Kampf um den Sieg eingreifen zu können. Felipe Massa rettete sich als Dritter vor Kimi Räikkönen ins Ziel. "Ich war im ersten Stint auf anderen Reifen als Kimi und konnte ihn hinter mir halten. Ich konnte nicht mehr angreifen, weil mein Auto angefangen hat herumzurutschen. Dritter und Vierter zu werden ist aber gar nicht so schlecht." Arithmetik scheint aber nicht die Stärke des Schönredners aus Brasilien zu sein: In der Konstrukteurs-WM hat Ferrari nunmehr schon satte 35 Punkte Rückstand auf McLaren. Aus dem Stehsatz des Rennfahrer-Vokabulars stammen Massa Durchhalteparolen. "In den nächsten zwei Wochen werden wir sehr hart arbeiten, damit wir in Frankreich die Kluft zu McLaren wieder schließen." Die Frage sei erlaubt: Wurde bislang denn geschlafen in Maranello? "Wir fühlen uns nicht komfortabel", so Massa weiter. "Wir arbeiten einfach weiter." Eine Renaissance erlebte Renault Nach dem schwachen Saisonstart rehabilitierte sich Heikki Kovalainen mit Rang fünf. Auch Toyota durfte zufrieden sein: Platz sechs für Jarno Trulli vor Red Bull-Mann Mark Webber lindert die Schmerzen des japanischen Teams etwas. Nur einen Punkt gab es diesmal für BMW: Sebastian Vettel holte bei seinem GP-Debüt Platz acht. Kurios: der 19-Jährige war damit bester deutscher Fahrer. Vettel profitierte aber davon, dass der Sechsplatzierte Nico Rosberg seinen Williams mit kapitalem Schaden am Toyota-Motor parken mußte. Beim Start hatte Vettel ein bißchen Pech: Er mußte ins Gras ausweichen und wurde zunächst von Platz sieben auf Rang neun durchgereicht. Heidfeld: Rang fünf wäre drin gewesen Nick Heidfeld mußte sein Auto in der 57. von 73 Runden mit defekter Hydraulik parken. Der Deutsche lag zu diesem Zeitpunkt auf Platz sieben. Rang fünf wäre aber in Reichweite gelegen. Ralf Schumacher konnte auf jener Strecke, auf der er 2004 und 2005 jeweils schwere Unfälle hatte, schon nach 500 Metern Feierabend machen: "Es war wohl eine Mischung aus angeschoben worden zu sein und selbst einen Fehler gemacht zu haben", meinte der Deutsche nach seinen Unfall in der ersten Kurve.