Vorschau Rallye Polen

Sie ist die zweitälteste Rallye der Welt. Nur bei der
altehrwürdigen Rallye Monte Carlo wurde früher quer gefahren als in
Polen. Bereits im Jahr 1921 fand die Rallye Polen erstmals statt,
in den vergangenen Jahren war sie fester Bestandteil der
Rallye-Europameisterschaft.
Nun zählt die Rajd Polski bei ihrer 66. Auflage zur Rallye-Weltmeisterschaft. Bis zum Jahr 2005 war sie eine reine Asphaltveranstaltung. Am kommenden Wochenende wird sie als achter WM-Lauf der Saison ausschließlich auf Schotter ausgetragen. Das Rallyezentrum liegt in Mikolajki, 230 Kilometer nördlich von Warschau. Die Veranstalter erwarten zahlreiche osteuropäische Fans aus den benachbarten Staaten wie Weißrussland und Litauen, die die Strecken säumen sollen. Beste Voraussetzungen also für ein Rallye-Volksfest.
Neuer WRC-Lauf: Die Rallye Polen
Fast alle Topfahrer betreten hier Neuland. Aber eben nur fast alle. Denn Citroën-Youngster Sébastien Ogier nahm 2008 bereits an den Besichtigungsfahrten vor der Rallye (Recce) teil und weiß, was ihn und seinen C4 WRC erwarten wird: „Die Prüfungen sind sehr schnell und rau. Die Strecken ähneln sehr der Rallye Finnland, allerdings ohne die vielen Sprungkuppen. Es wird sicher keine leichte Rallye.“ Ogier, der beim WM-Lauf vor zwei Wochen Rang zwei belegte, ist damit einer der wenigen Fahrer, die bereits auf einen bestehenden Aufschrieb zurückgreifen können.
Loeb, Hirvonen und Co. vor neuen Herausforderungen bei der Rallye Polen
Demgegenüber müssen seine Konkurrenten ihre Pace Notes auf den jeweils zwei Durchfahrten vor dem Start komplett neu und möglichst exakt erstellen. Der Veranstalter hat an einigen Stellen Heuballen positioniert, um die Geschwindigkeit herabzusetzen. Darin sieht Ford-Pilot Mikko Hirvonen eine besondere Herausforderung: „Die Heuballen müssen während der gesamten Rallye genau an der selben Stelle stehen wie beim Recce. Denn auf den schnellen Prüfungen ist es enorm wichtig, dass wir ihre genaue Position kennen. Andernfalls können die Pace Notes entweder zu langsam oder zu schnell sein, und damit riskiert man entweder einen Zeitverlust oder einen folgenschweren Fehler.“
Der Finne, der beim letzten WM-Lauf in Griechenland seinen achten WRC-Sieg und den 70. Ford-Sieg insgesamt einfahren konnte, hat den Rückstand auf Weltmeister Sébastien Loeb auf nur noch sieben Punkte verkürzt. Für die Rallye Polen ist Hirvonen durchaus optimistisch und sieht sich und Beifahrer Jarmo Lehtinen in einer starken Position: „Ich weiß, dass ich bei neuen Prüfungen gute Pace Notes erstellen kann. Das ist unerlässlich, wenn Du hier gewinnen willst.“
Citroën-Pilot Loeb vor der Rallye Polen unter Druck
Sein Hauptkonkurrent im Kampf um die WM-Krone zeigte bei den vergangenen beiden Rallye. Nerven. Ungewohnt für Sébastien Loeb. Auf Sardinien musste er nach einem Regelverstoß beim Reifenwechsel eine Zeitstrafe hinnehmen. Bei der Akropolis-Rallye fabrizierte der Franzose einen teuren Schrotthaufen, als er sich mit seinem Citroën C4 WRC sechs mal überschlug und die Heimreise ohne Punkte antreten musste. Das Citroën-Team blieb in Griechenland ohne Punkte, nachdem auch Dani Sordo wegen eines Aufhängungsschadens die Segel streichen musste. Ford konnte in der Herstellerwertung bis auf 15 Punkte an Citroën herankommen. Loeb gibt offen zu, dass aufgrund der neuen Situation ein gewisser Druck auf seinen Schultern lastet. „Unsere Saison hat so gut begonnen. Es wäre eine Schande, wenn wir jetzt alles wegwerfen würden.“
Ford mit viertägigem Test vor der Rallye Polen
Sollte es am Wochenende regnen, könnte dies die Situation nochmals verschärfen. Denn dann verwandeln sich die sandigen Pisten schnell in eine matschige Rutschpartie. Loeb sieht sich hierfür gut gerüstet: „Während unserer zwei Testtage hier in Polen hatte ich Gelegenheit, das Auto im Nassen und im Trockenen zu bewegen. Die Prüfungen sind ziemlich schnell und nicht zu hart.“ Auch Dani Sordo setzt in Polen auf Angriff: „Ich kann es kaum erwarten, wieder hinter dem Lenkrad meines Citroën C4 WRC zu sitzen und die Enttäuschung von Griechenland hinter mir zu lassen. Ich glaube, ich hätte die Akropolis-Rallye gewinnen können.“ Die Ford-Piloten konnten ihren Focus WRC sogar während eines viertägigen Tests auf die Bedingungen vorbereiten. Hirvonen sieht sich daher in einer guten Ausgangssituation für die WM. „Nach Griechenland bin ich wieder im Rennen um den Titel. Die nächsten beiden Events in Polen und Finnland finden auf schnellen Schotterwegen statt. Das liegt mir“, so der 28-Jährige. Sein Teamkollege Jari-Matti Latvala liegt nach seinem dritten Rang bei der Rallye Akropolis auf WM-Platz vier und will in Polen ebenfalls angreifen.
Polnischer Rallye.eister für Stobart bei der Rallye Polen am Start
Die gilt auch für die Citroën-Junioren Rautenbach, Novikov und Ogier, die in Polen mit ihren drei Citroën C4 WRC auf Punktejagd gehen werden. Wiederum sind Rautenbach und Novikov für Herstellerpunkte nominiert. Für eine Überraschung könnten die Stobart-Ford von Henning Solberg und Matthew Wilson sorgen. Außerdem setzt das Team für den Polen Krzysztof Holowczyc einen weiteren Ford Focus WRC ein. Der dreifache polnische Rallye.eister kennt die Prüfungen wie seine Westentasche und könnte ebenfalls für eine Überraschung gut sein.
Aber auch Ex-Weltmeister Petter Solberg spekuliert mit seinem Citroën Xsara WRC darauf, den Werkspiloten abermals Paroli bieten zu können. Der Norweger reiste bereits am Sonntag an und testete seinen Xsara WRC am Montag. „Dies ist eine sehr schnelle Rallye und ich denke, wir brauchen noch mehr Motorleistung um so hart pushen zu können, wie wir uns das vorstellen.“
Die Rallye Polen beginnt bereits am Donnerstag Abend mit einer 2,5 Kilometer langen Zuschauerprüfung. Insgesamt gehen 55 Teams an den Start.
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