Reifen für Schnee, Regen und Trockenheit

Die Winter immer milder, die Reifenwechsel immer teurer und als Reisesaison ist die kalte Jahreszeit ohnehin weniger attraktiv: Gerade bei Reisemobilen spricht viel für ganzjährig einsetzbare Allwetterreifen. 7 Kandidaten im Vergleichstest.
Allwetterreifen erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Im vergangenen Jahr waren rund 18 Prozent aller verkauften Neureifen für Pkw, leichte Nutz- und Campingfahrzeuge für alle Wetter zugelassen. Wer jetzt glaubt, dass sich diese Marktverschiebung zulasten der Winterreifen auswirkt, der irrt! Die Profis für Schnee, Eis und nasskalte Straßen halten auch weiterhin rund 50 Prozent Marktanteil. Die Anzahl der im freien Handel verkauften Sommerreifen ging jedoch auf 32 Prozent zurück.
Die Testkandidaten und Bewertung
Die Preise, Vor- und Nachteile der einzelnen Reifen und die Allwetterwertung sowie das Gesamturteil der sieben Reifen im Überblick. Am Start sind:
- der noch recht junge Continental VanContact 4 Season: 🏆 Testsieger im Partnershop kaufen
- der relativ preisgünstige Falken Euro AllSeason Van 11: Im Partnershop kaufen
- der bewährte Goodyear Vector 4Seasons Cargo: Im Partnershop kaufen
- der kantige Maxxis Van-smart A/S AL2: Im Partnershop kaufen
- der unkonventionell pfeilförmig profilierte Michelin Agilis CrossClimate: Im Partnershop kaufen
- der ebenso durch weitgehenden Lamellenverzicht recht sommerreifenähnlich wirkende Pirelli Carrier All Season: Im Partnershop kaufen
- der mit kräftigen Blöcken und tiefen Lamellen versehene Vredestein Comtrac 2 Allseason: Im Partnershop kaufen
🏆 Testsieger: Continental VanContact 4Season
(+) Sehr gut bei Traktion(+) Kurvenführung und Bremsen auf Schnee(+) Nass leicht beherrschbar(+) Sehr guter Grip in trockenen Kurven(+) Angenehm leise(-) Schwache Haltung beim Bremsen auf trockenem Asphalt
- Preis: 161 Euro
- Allwetterurteil: 8,8 von 10 Punkten
- promobil-Gesamturteil: Empfehlenswert
- 🏆 Testsieger Continental VanContact 4Season im Partnershop kaufen
Falken Euro All-Season Van 11
(+) Überwiegend sichere Fahreigenschaften auf Schnee(+) Mit sehr behäbiger Lenkansprache unempfindlich bei schnellen Spurwechseln(-) Längere Bremswege und reduzierter Kurvengrip auf nassem und trockenem Asphalt(-) Poltrig im Abrollkomfort(-) Summendes Abrollgeräusch
- Preis: 116 Euro
- Allwetterurteil: 7,3 von 10 Punkten
- promobil-Gesamturteil: Noch empfehlenswert
- Im Partnershop: Falken Euro All-Season Van 11 kaufen
Goodyear Vector 4Seasons Cargo
(+) Sehr gut beherrschbares, sicheres Fahrverhalten(+) kurze Bremswege und guter Aquaplaningschutz auf Nässe(+) Leiser Reifen mit guter Dämpfung(-) Unausgewogenes Traktions-Seitenführungsverhältnis auf Schnee(-) Etwas längere Bremswege trocken
- Preis: 153 Euro
- Allwetterurteil: 8,6 von 10 Punkten
- promobil-Gesamturteil: Empfehlenswert
- Im Partnershop: Goodyear Vector 4Seasons Cargo kaufen
Maxxis Vansmart A/S AL2
(+) Auf etwas reduziertem Niveau verlässlich auf Schnee(+) Das grobe Profil ist hier vorteilhaft für ältere Fahrzeuge ohne ASR(+) Trotzdem recht leise(-) Längeres Bremsen auf allen Prüfuntergründen(-) Träge Reaktion(-) Reduzierte Kurvenfestigkeit und leichte Übersteuertendenz auf trockener Bahn
- Preis: 113 Euro
- Allwetterurteil: 7,3 von 10 Punkten
- promobil-Gesamturteil: Noch empfehlenswert
- Im Partnershop: Maxxis Vansmart im Partnershop kaufen
Michelin Agilis CrossClimate
(+) Guter Grip in verschneiten Kurven(+) Aquaplaningsicher(+) Ausgewogen-sicheres Fahrverhalten mit sehr kurzen Bremswegen auf trockenem Asphalt(-) Wenig ausgewogenes Traktions-Seitenführungsverhältnis auf Schnee(-) Kräftige Untersteuerneigung in nassen Kurven
- Preis: 175 Euro
- Allwetterurteil: 8,1 von 10 Punkten
- promobil-Gesamturteil: Empfehlenswert
- Im Partnershop: Michelin Agilis CrossClimate kaufen
Pirelli Carrier All Season
(+) Mit starken Reserven sehr sicher bei Regen(+) guter Aquaplaningschutz(+) Sehr sicheres und kurvenfestes Fahrverhalten auf trockenem Asphalt(-) Mit sehr schwacher Haftung (Abwertung wegen zu langer Bremswege) auf Schnee für Winterfahrten im Bergland weitgehend ungeeignet
- Preis: 129 Euro
- Allwetterurteil: 6,5 von 10 Punkten
- promobil-Gesamturteil: Bedingt empfehlenswert
- Im Partnershop: Pirelli Carrier All Season kaufen
Vredestein Contrac 2 Allseason
(+) Dynamisches Fahrverhalten mit starkem Kurvengrip auf Schnee(+) Mit Ausnahme der sehr schwachen Bremsleistungen noch akzeptable Fahrdynamik(-) Sehr lange Bremswege auf nassem (Abwertung) und trockenem Asphalt(-) Wenig Grip in nassen Kurven(-) sehr träge Lenkreaktion(-) lautes Abrollen
- Preis: 114 Euro
- Allwetterurteil: 6,4 von 10 Punkten
- promobil-Gesamturteil: Bedingt empfehlenswert
- Im Partnershop: Vredestein Contrac 2 Allseason kaufen
Woher der Trend zum Allwetterreifen?
Einer der Gründe für den Trend zu den Allseasons, wie die Allwetterreifen auch häufig genannt werden, ist ganz gewiss der Klimawandel, der mehr und mehr auch in den deutschen Mittelgebirgen spürbar wird. Hinzu kommt die deutliche Verteuerung der Fahrzeug- und Servicekosten. Allein schon die Anschaffung eines Winterradsatzes kostet, etwa für den Fiat Ducato, inklusive Montage und der empfehlenswerten Reifenluftdruck-Sensoren, kaum unter 1200 Euro.
Auch die jährlich zweimal anfallenden Räderwechsel von Winter- auf Sommerreifen und zurück müssen zusammen mit rund 200 Euro einkalkuliert werden. Mehr Kosten und mehr Aufwand, die den Einsatz von Ganzjahresreifen, vor allem auf einem Campingmobil, das im Winter nicht zwangsläufig bewegt werden muss, nahelegen.
Vorteile und Nachteile der Allwetterreifen
Frühere Tests belegen: Allwetterreifen kommen auf Schnee und Eis nicht an die Leistungsfähigkeit und Haftung moderner Winterreifen heran. Auch gegenüber Sommerreifen haben sie, insbesondere auf sommerlich-heißem Asphalt, Nachteile. Sie sind aufgrund ihrer im warmen Zustand naturgemäß etwas weicheren Mischung nicht so standfest, was sich in längeren Bremswegen sowie reduzierter Kurvenfestigkeit bemerkbar macht. Dazu verschleißen sie schneller und sind damit, was sie sind: ein Kompromiss.
Doch mit diesem Kompromiss haben sie im Sommer durchaus auch Vorteile. So zeigt etwa das gröbere, von mehr Querrillen, Profilblöcken und teils auch mit feinen Einschnitten, den Lamellen, geprägte Profil – zumindest bei guter Profiltiefe – deutlich bessere Traktion auf losem oder rutschigem Untergrund. Etwa wenn es darum geht, ein schweres, frontgetriebenes Reisemobil aus der regennassen Campingplatzwiese zu fahren. Zudem sind Allseasons, wenngleich das bei schweren Reisemobilen oft erst ab Landstraßentempo ins Gewicht fällt, meist besser gegen das gefährliche Aufschwimmen auf regennassen Straßen, das Aquaplaning, geschützt.
Doch damit ist es mit den allgemeinen Vorteilen von Allwetterreifen auch vorbei. Wie sie von ihren Herstellern auf die unterschiedlichen Straßenverhältnisse wie Schnee, Nässe oder sommerlich-heiße Straßen konstruktiv vorbereitet sind und wie deren individuelle Gewichtung ausfällt, ist nämlich sehr verschieden. Wodurch sich die sieben Wettbewerber im Detail unterscheiden und welcher sich für Ihre individuellen Anforderungen aus unserer Sicht am besten eignet, soll dieser Vergleichstest zeigen. Das Verhalten unterschiedlicher Reifen-Typen bei variablen Bedingungen wurde im Reifentyp-Vergleich zusätzlich getestet. Wer lieber auf Sommerreifen setzt, wird in diesem Test fündig.
Eisige Winterreifentest-Bedingungen in der Schweiz
Nufenen, Schweiz, Ende Februar: Es ist kalt in dieser Nacht. Tiefhängende Wolken sorgen für konstante Temperaturen über der aufwendig präparierten, gewalzten, immer wieder von schwerem Gerät aufgerauten Testfläche. Hin und wieder nehmen durchziehende Nebelschwaden den Testfahrern die Sicht. Deren Blicke pendeln zwischen den vom gleißenden Scheinwerferlicht aus der Dunkelheit gerissenen Spurgassen und den Anzeigen der Messgeräte hin und her. Beschleunigen, Bremsen, nach festen Vorgaben, immer wieder, immer hochkonzentriert. Der kleinste Fehler bedeutet, dass die Messung wiederholt werden muss.
Und das kostet Zeit. Zeit, in der aufkommende Müdigkeit immer vehementer an die Tür klopft. Nicht nur bei den Testfahrern, auch das Montageteam hat gegen Schlaf, Kälte und Nässe anzukämpfen. Trotz frostiger sieben Minusgrade tauen die heiß gefahrenen Bremsscheiben des Ducato die Schneereste von den Rädern und verwandeln die Wechselplätze schnell in eisige Pfützen.
Dennoch greifen emsige Hände mit Wagenhebern, Schlagschraubern und Drehmomentschlüsseln wie die Zähne eines perfekt abgestimmten Getriebes ineinander. Das Wechseln aller vier Räder dauert selbst unter diesen widrigen Bedingungen keine zehn Minuten. Die Messdisziplinen in dieser Nacht: Traktion, Bremsen und Seitenführung auf Schnee. In der nächsten Nacht stehen die Handlingtests auf dem Programm. Auf einem kurvenreichen, engen Rundkurs, zwischen hohen, teils eishart gefrorenen Schneewänden hindurch, müssen die Reifen zeigen, wie gut sie es schaffen, den Ducato auf der festgefahrenen Schneefahrbahn zu halten.
Hier geht es um Tempo und um Grenzbereiche. Um Situationen, wie man sie niemandem im realen Verkehr wünscht. Situationen, die aber – ob selbst- oder fremdverschuldet – jederzeit auftreten können. Es geht um Ihre Sicherheit. Je einfacher ein Reifen in den, von uns bewusst provozierten Grenzsituationen beherrschbar ist, je mehr Haftung er beim Bremsen bietet, jedes Quäntchen mehr Traktion und jede Gripreserve in Kurven schlägt sich im Test in schnelleren Rundenzeiten nieder und bewahrt in einer entscheidenden Notsituation vor Schaden oder Leid.
Schauen wir auf die Ergebnisse: Als bester Allseason auf Schnee fährt der neue Conti mit deutlichem Abstand weit nach vorn. Mit ebenso guter Kurvensicherheit, aber Abstrichen im Bremsen und in der Traktion folgt der Vredestein. Auch Falken kann auf Schnee bei etwas niedrigerem Gripniveau mit einem ausgewogenen Fahrverhalten überzeugen. Mit weniger ausgeglichenem Seitenführungs-Traktions-Verhältnis folgen dichtauf Goodyear und Michelin, auch Maxxis rettet sich dank grober Profilierung und breiten Schlupfreserven in die Punkte. Eindeutig zu wenig Wintergrip bietet in diesem Test lediglich der Pirelli Carrier All Season, dem wir trotz des auf der Seitenwand prangenden Schneeflockensymbols die Wintereignung etwas in Abrede stellen müssen. Der beste Wohnmobil-Allwetterreifen im Winter? Mit Abstand der neue Conti VanContact 4Season.
Welcher Reifen kann auf nasser Fahrbahn überzeugen?
Das genügt fürs Erste, der Testtross reist nun durch die Jahreszeiten in den Frühling. Das Testgelände im Norden Deutschlands empfängt ihn einige Wochen später mit Sonne, zweistelligen Temperaturen und bestens präparierten Strecken. Perfekt! Zunächst müssen die Allseasons auf bewässerten Strecken ran. Sicheres Bremsen auf nassen Straßen ist die aus unserer Sicht sicherheitsrelevanteste Disziplin. Kann sich der Conti auch hier behaupten?
Er kann, aber die physikalischen Zielkonflikte seiner winteroptimierten Mischung machen ihm etwas zu schaffen. Nass-Bremswege um 38 Meter aus Tempo 80 sind gut, aber nicht top. Hier bremsen Pirelli und Michelin besser, mit deutlichem Abstand führt Goodyear, der rund drei Meter früher zum Stehen kommt. Etwas schwächer als Conti bremsen Maxxis und Falken, Vredestein rutscht mit rund 42 Metern Bremsweg weit in den roten Bereich.
Wer glaubt, dass es beim Ermitteln der Bremswege mit einer gemessenen Bremsung auf beliebiger Strecke getan ist, der irrt gewaltig. Auch hier sind konstante Reibwerte der Fahrbahn sowie das sichere Ausschließen von Einflüssen aus der Bremsanlage selbst entscheidend. So werden die Versuche pro Reifensatz bis zu zehnmal wiederholt, der Bremspunkt muss reproduzierbar exakt getroffen und die Spur exakt gehalten werden. Ein Fall für Profis. Doch Bremsen ist längst noch nicht alles, was auf nasser Fahrbahn eine Rolle spielt. Nicht unberücksichtigt bleiben darf natürlich auch das Aquaplaning-Verhalten.
Das testen wir auf permanent bewässerten Versuchsbahnen – in Kurven- wie bei Geradeausfahrt. Zur Messung des Kurvenaquaplanings etwa wird der Testwagen auf einer Kreisbahn mit 200 Meter Durchmesser Runde für Runde stufenweise beschleunigt. An einer Stelle der Fahrbahn ist eine künstliche Pfütze eingebaut, 20 Meter lang, mit einer Wassertiefe von exakt 7 mm. Pkw mit breiten Sommerreifen verlieren bei dieser simulierten Starkregensituation oft schon ab Tempo 60 die Haftung und kommen ins Schleudern.
Der schwere Ducato auf tief profilierten Ganzjahresreifen hingegen zerteilt bei diesem Tempo noch eisern die Fluten. Doch ab Tempo 80 beginnen auch die Transporterreifen aufzuschwimmen. Dann ist schnelle Reaktion gefragt.
Während ein schleudernder Pkw noch vergleichsweise einfach abzufangen ist, gestaltet sich das Manöver bei einem mit nahe Tempo 100 ausrutschenden Reisemobil wegen des hohen Schwerpunkts und der damit verbundenen Kippgefahr sichtlich anspruchsvoller, was auch erfahrenen Testern alles abverlangt. Doch die Aufgabe lautet, die Sicherheitsreserven des Reifens im Grenzbereich und so die Qualitätsunterschiede zu ermitteln – Langsamfahren ist keine Option.
Als besonders sicher bei kräftigen Niederschlägen qualifizieren sich Michelin und Vredestein; Conti, Goodyear, Maxxis und Pirelli sind gut, lediglich Falken schwimmt in der Kombination aus Längs- und Queraquaplaning früher auf.
Ob alle Reifeneigenschaften wie die objektiv erfassbaren Größen Bremsgrip, Traktion, Seitenführung und Aquaplaningsicherheit in realen Fahrsituationen effizient und sicher zusammenwirken, zeigt auch hier der Handlingtest: Der Testfahrer versucht einen permanent sehr gleichmäßig bewässerten, kurvenreichen Rundkurs möglichst schnell zu durchfahren.
Eine schnelle, objektiv erfasste Rundenzeit gibt dabei einen ersten Hinweis auf das Gripniveau und die Sicherheitsreserven des Reifens. Darüber hinaus achtet der Fahrer während der Fahrt aber auch auf das vom Reifen geprägte Fahrverhalten des Fahrzeugs. Ein Transporter- und Wohnmobilreifen sollte ein stets verlässliches, fehlerverzeihendes und tendenziell eher untersteuerndes, also insgesamt gutmütiges Fahrverhalten des Campers befördern. Schnelle Rundenzeiten, die vom Fahrer durch viele Korrekturen erkämpft werden müssen, oder ein tückisches, plötzlich übersteuerndes Fahrverhalten führen in der subjektiven Bewertung (siehe Tabelle) zu deutlichem Punktabzug.
Welcher ist nun der beste Reifen auf Nässe? Das ist mit einigem Abstand der Goodyear Vector 4Seasons Cargo, der mit einem sicheren, ausgewogenen Fahrverhalten und den kürzesten Bremswegen überzeugen kann. Auf fast ebenso hohem Niveau, jedoch mit Zugeständnissen in der einen oder anderen Disziplin folgen Pirelli, Conti und Michelin, auch Maxxis und Falken fahren akzeptable Ergebnisse ein, nur Vredesteins Comtrac 2 Allseason vermasselt mit sehr langen Bremswegen auf Nässe seine sonst eigentlich recht überzeugende Performance auf regennassen Straßen.
Sicherheit & Dynamik auf trockenem Asphalt
Und wer liegt auf trockenem Asphalt vorn? Lassen wir mal die Umweltkriterien zunächst außen vor und schauen auf Sicherheit und Dynamik: Auch im Trockenen bringt sicheres Bremsen mit kurzen Anhaltewegen die meisten Punkte. Und die hat sich der sommerorientierte Michelin Cross-Climate redlich verdient. Mit nur 43,8 Metern Bremsweg aus Tempo 100 bremst er ganze zweieinhalb Meter besser als der in dieser Disziplin zweitbeste Wettbewerber Pirelli. Falken, Goodyear und Maxxis brauchen nochmals zwei bis drei Meter mehr. Bei Conti und Vredestein sind es sogar eher drei bis vier Meter mehr, die der Ducato aus Tempo 100 auf trockenem Asphalt bis zum Stillstand braucht. Diese entscheidenden Meter, die im Ernstfall zu schmerzhaften Schäden führen können, werden von uns mit deutlichem Punktabzug bestraft.
Auch wenn Reisemobile und Transporter in der Praxis eher gemächlich und besonnen unterwegs sind, kann, etwa bei einem plötzlich auftauchenden Hindernis, ein Ausweichmanöver nötig sein. Beim schnellen Spurwechsel muss man sich zu 100 Prozent auf die Fahrsicherheit und Stabilität des Fahrzeugs verlassen können. Und die wiederum wird stark von der Abstimmung und der konstruktiven Auslegung des Reifens bestimmt.
In einem waghalsigen, aber stets reproduzierbaren Spurwechselmanöver simulieren wir diese Situation bei 120 km/h auf der Teststrecke und beobachten, wie sich das Fahrzeug verhält: Wie spontan reagiert es auf Lenkbefehle, bleibt das Heck stabil oder bricht es etwa aus? Die Ergebnisse sind in der Punktewertung aufgeführt.
Zum Schluss noch Trockenhandling. Bei diesem Test wird, vergleichbar dem Nasshandling, auf einem kurvenreichen Rundkurs die Performance und Fahrsicherheit der Reifen bewertet. Aufgrund des allerdings etwas eingeschränkten Leistungsangebots des Test-Ducato liegen die Rundenzeiten relativ nah beieinander. Dennoch gibt es, das zeigt die subjektive Bewertung, deutliche Unterschiede.
Das Ergebnis: Der mit Abstand sicherste Allwetterreifen auf trockenen Straßen kommt mit kurzen Bremswegen und tadellosem Handling von Michelin. Etwas kurvenfester, dafür aber schwächer beim Bremsen sind Pirelli und Conti – auch der Goodyear fährt noch vorne mit.
Maxxis und Falken scheinen von ihren Winterreifen-Genen gehemmt zu sein und können, bei durchaus akzeptablen Fahrleistungen, nicht ganz mithalten. Vredestein reißt zudem mit seinen langen Bremswegen auf Nässe unser Abwertungskriterium und wird so in der Schlusswertung eine volle Note herabgestuft. Eine Schwäche, die zwischenzeitlich auch die Vredestein-Entwickler erkannten und bereits behoben haben. Eine laut Hersteller deutlich verbesserte Variante des Reifens, der Vredestein Comtrac Allseason Plus, soll bereits im Handel verfügbar sein.
Wer ist der Sieger unter den Allwetterreifen?
Gibt es den besten Allwetterreifen? Nach unserem Maßstab, der die Winter-, Nässe-, Trocken- und Umwelteigenschaften zu jeweils 20/40/20/ 20 Prozent und damit bewusst nässelastig gewichtet, landet der Wintersportler Conti einen Hauch vor Nässeprofi Goodyear und Trockensieger Michelin.
Welchen also nehmen? Ganz einfach: Liegt das Einsatzgebiet im Bereich von Mittelgebirgen, der Fokus auf möglichst guten Allroundeigenschaften unter Betonung der Nässetalente, sind die Allwetterpneus von Conti, Goodyear und Michelin erste Wahl. Pfeift man komplett auf Schnee, weil man etwa im Flachland wohnt und die Allwetterreifen eigentlich nur wegen der vorgeschriebenen Winterkennzeichnung montieren will, findet man auch im Pirelli Carrier Allseason einen treuen und haltbaren Begleiter.
Wer aber in beiden Jahreszeiten auf höchste Sicherheit setzt und besonders im Winter auf bestmögliche Traktion bei jedem Wetter angewiesen ist, sollte im Herbst und Frühjahr auf den Reifenwechsel auch weiterhin nicht verzichten.
Die Ergebnisse auf Schnee
Die sieben Reifen werden jeweils in den Kategorien Bremsleistung, Seitenführung, Traktion und Handling getestet.
Wie wird gemessen?
- Bremsleistung: Vollbremsung mit ABS-System von 50-10 km/h auf festgefahrener Schneedecke. Bremsweg in Meter.
- Seitenführung: Messung bei Slalomfahrt. Angegeben ist die gemittelte maximale Querbeschleunigung.
- Traktion: Zugkraft beim Anfahrtsversuch auf homogen festgefahrener Schneedecke. Beschleunigung in m/s².
- Handling: Auf schneebedeckter Rundstrecke (1600 m) wird auf Zeit gefahren. Durchschnittsgeschwindigkeit in km/h.
Continental Van Contact 4 Season
- Bremsleistung: 18,2 Meter – sehr gut
- Seitenführung: 3,49 m/s²- sehr gut
- Traktion: 1,71 m/s²- sehr gut
- Handling: 45,0 km/h – sehr gut
Falken Euro All-Season Van 11
- Bremsleistung: 19,0 m – gut
- Seitenführung: 3,41 m/s²- gut
- Traktion: 1,68 m/s²- gut
- Handling: 43,9 km/h – gut
Goodyear Vector 4 Seasons Cargo
- Bremsleistung: 18,9 Meter – gut
- Seitenführung: 3,31 m/s²- durchschnittlich
- Traktion: 1,71 m/s²- sehr gut
- Handling: 43,3 km/h – durchschnittlich
Maxxis Vansmart A/S AL2
- Bremsleistung: 19,3 Meter – durchschnittlich
- Seitenführung: 3,25 m/s²- unterdurchschnittlich
- Traktion: 1,63 m/s²- durchschnittlich
- Handling: 44,1 km/h – gut
Michelin Agilis CrossClimate
- Bremsleistung: 19,3 Meter – durchschnittlich
- Seitenführung: 3,46 m/s²- sehr gut
- Traktion: 1,62 m/s²- durchschnittlich
- Handling: 44,5 km/h – gut
Pirelli Carrier All Season
- Bremsleistung: 23,0 Meter – ungenügend
- Seitenführung: 2,85 m/s²- ungenügend
- Traktion: 1,38 m/s²- ungenügend
- Handling: 37,8 km/h – ungenügend
Wredestein Comtrac 2 Allseason
- Bremsleistung: 18,8 Meter – gut
- Seitenführung: 3,47 m/s²- sehr gut
- Traktion: 1,68 m/s²- gut
- Handling: 44,3 km/h – gut
Die Ergebnisse der Nässeprüfung
Auch bei Nässe wurden die sieben Reifen getestet: Dieses Mal in den Kategorien Bremsleistung, Seitenführung, Handling, Aquaplanung längs und Aquaplaning quer getestet.
Wie wird gemessen?
- Bremsleistung: ABS-Vollbremsung 80-0 km/h auf bewässertem Asphalt. Messfahrzeug: VW Amarok, beladen.
- Seitenführung: Bewässerter Asphaltkreis, Durchmesser: 80 Meter. Maximale Querbeschleunigung in m/s².
- Handling: Auf dem 1823 Meter langen Handlingkurs zählt die maximale Durchschnittsgeschwindigkeit in km/h.
- Aquaplaning längs: Ermittelt wird die Aufschwimmgeschwindigkeit bei geführter Geradeausfahrt in km/h bei 15% Schlupf.
- Aquaplaning quer: Haftung bei Wasserdurchfahrt im 200-m-Kreis (VDA). Gewertet wird die Querbeschleunigung in m/s².
Continental Van Contact 4 Season
- Bremsleistung: 37,9 Meter – gut
- Seitenführung: 6,08 m/s²- gut
- Handling: 63,9 km/h – gut
- Aquaplaning längs: 74,5 km/h – gut
- Aquaplaning quer: 3,76 m/s² – gut
Falken Euro All-Season Van 11
- Bremsleistung: 39,9 Meter – unterdurchschnittlich
- Seitenführung: 5,87 m/s²- unterdurchschnittlich
- Handling: 62,8 km/h – durchschnittlich
- Aquaplaning längs: 72,2 km/h – durchschnittlich
- Aquaplaning quer: 3,73 m/s² – gut
Goodyear Vector 4 Seasons Cargo
- Bremsleistung: 35,2 Meter – sehr gut
- Seitenführung: 6,12 m/s²- sehr gut
- Handling: 64,3 km/h – sehr gut
- Aquaplaning längs: 76,6 km/h – gut
- Aquaplaning quer: 3,65 m/s² – durchschnittlich
Maxxis Vansmart A/S AL2
- Bremsleistung: 38,6 Meter – durchschnittlich
- Seitenführung: 5,98 m/s²- durchschnittlich
- Handling: 62,8 km/h – durchschnittlich
- Aquaplaning längs: 78,4 km/h – sehr gut
- Aquaplaning quer: 3,64 m/s² – durchschnittlich
Michelin Agilis CrossClimate
- Bremsleistung: 36,8 Meter – gut
- Seitenführung: 5,88 m/s²- unterdurchschnittlich
- Handling: 62,7 km/h – durchschnittlich
- Aquaplaning längs: 76,8 km/h – gut
- Aquaplaning quer: 3,99 m/s² – sehr gut
Pirelli Carrier All Season
- Bremsleistung: 37,4 Meter – gut
- Seitenführung: 6,06 m/s²- gut
- Handling: 63,9 km/h – gut
- Aquaplaning längs: 76,4 km/h – gut
- Aquaplaning quer: 3,81 m/s² – gut
Wredestein Comtrac 2 Allseason
- Bremsleistung: 41,7 Meter – ungenügend
- Seitenführung: 6,09 m/s²- gut
- Handling: 63,5 km/h – gut
- Aquaplaning längs: 76,2 km/h – gut
- Aquaplaning quer: 4,02 m/s² – sehr gut
Die Ergebnisse der Trockenprüfung
Auf trockenem Asphalt werden die sieben Reifen in Bezug auf Bremsleistung, Handling, Rollwiderstand und Abrollgeräusch getestet.
Wie wird gemessen?
- Bremsleistung: ABS-Vollbremsung 100-0 km/h auf trockenem Asphalt. Mittelwert aus zehn gültigen Versuchen.
- Handling: Auf einem Rundkurs zählen Fahrsicherheit und Rundenzeit. Durchschnittsgeschwindigkeit in km/h.
- Rollwiderstand: Der Rollwiderstandsbeiwert in kg/t wird auf einem stationären Rollenprüfstand ermittelt.
- Abrollgeräusche: Abrollgeräusche der Reifen auf ISO-Norm-Asphalt mit abgestelltem Motor bei 80 km/h.
Continental Van Contact 4 Season
- Bremsleistung: 49,5 Meter – unterdurchschnittlich
- Handling: 86,1 km/h – sehr gut
- Rollwiderstand: 6,8 kg/t – sehr gut
- Abrollgeräusche: 71,3 db(A) – sehr gut
Falken Euro All-Season Van 11
- Bremsleistung: 49,2 Meter – durchschnittlich
- Handling: 83,4 km/h – unterdurchschnittlich
- Rollwiderstand: 7,1 kg/t – gut
- Abrollgeräusche: 72,2 db(A) – durchschnittlich
Goodyear Vector 4 Seasons Cargo
- Bremsleistung: 48,2 Meter – durchschnittlich
- Handling: 85,2 km/h – gut
- Rollwiderstand: 7,5 kg/t – gut
- Abrollgeräusche: 71,6 db(A) – gut
Maxxis Vansmart A/S AL2
- Bremsleistung: 49,1 Meter – durchschnittlich
- Handling: 84,7 km/h – durchschnittlich
- Rollwiderstand: 7,5 kg/t – gut
- Abrollgeräusche: 71,9 db(A) – gut
Michelin Agilis CrossClimate
- Bremsleistung: 43,8 Meter – sehr gut
- Handling: 85,1 km/h – gut
- Rollwiderstand: 7,3 kg/t – gut
- Abrollgeräusche: 71,6 db(A) – gut
Pirelli Carrier All Season
- Bremsleistung: 46,3 Meter – gut
- Handling: 86,2 km/h – sehr gut
- Rollwiderstand: 7,1 kg/t – gut
- Abrollgeräusche: 71,6 db(A) – gut
Wredestein Comtrac 2 Allseason
- Bremsleistung: 50,4 Meter – unterdurchschnittlich
- Handling: 85,9 km/h – gut
- Rollwiderstand: 7,5 kg/t – gut
- Abrollgeräusche: 75,1 db(A) – ungenügend
So testet promobil
Die Gesamtnote des promobil-Reifentests wird, wie auch bei anderen vergleichenden Warentests, nach einem zuvor festgelegten Schlüssel aus den gewichteten Einzelnoten berechnet. Die maximal erreichbare Punktzahl ist in allen Testdisziplinen einheitlich auf zehn Punkte festgelegt. In diesem Test wurde der promobil-Schlüssel für C-Allwetterreifen verwendet: Schnee 20 %, Nässe 40 %, Trocken 20 %, Umwelt 20 %.
Erreicht ein Reifen in einer der sicherheitsrelevanten Disziplinen – wie etwa bei den Bremstests – weniger als sechs Punkte (nicht empfehlenswert), wird er in der Gesamtnote um einen vollen Punkt abgewertet. Ist er gar in mehreren Disziplinen nicht empfehlenswert, können entsprechend weitere Punkte abgezogen werden. Mit diesem Vorgehen soll sichergestellt werden, dass sehr einseitig – und damit realitätsfern – spezialisierte Reifen mit gravierenden Defiziten in anderen wichtigen Disziplinen besser von wünschenswert breitbandig ausgelegten, jeweils aber vielleicht nur durchschnittlichen Produkten unterschieden werden können.
Niemals ohne Schneeflocke
Augen auf beim Reifenkauf. Vermeintlich günstige Schnäppchen, die noch ohne Schneeflockensymbol angeboten werden, gelten ab 2024 nicht mehr als Winterreifen. Pkw, Busse, Lkw und auch Wohnmobile, die unter winterlichen Bedingungen gefahren werden, müssen ab Oktober 2024 Winter- oder Ganzjahresreifen mit dem sogenannten Alpine-Symbol gemäß EU-Richtlinie ECE R 117 tragen. Solche Reifen haben ihre Wintereignung im Vergleich zu einem Referenzreifen unter Beweis gestellt. Reifen, die lediglich die alte M+S-Kennung auf der Flanke tragen und nur bis zum 31. Dezember 2017 produziert werden durften, sind bei Schnee und Eis nur noch bis Ende September 2024 zugelassen.
Bei Pkw und Wohnmobilen muss – im Gegensatz zu Lkw und Bussen – an allen Radpositionen zugelassene Winterbereifung montiert sein. Anhänger und zwischenzeitlich auch wieder Motorräder sind von der Winterreifenpflicht ausgenommen. Allerdings empfehlen wir auch bei Wohnwagen, zumindest bei geplanten Winterfahrten, dringend zur Montage geeigneter Reifen. Doch keine Angst: Hochwertige Allwetterreifen wie auch Markenwinterreifen werden schon seit Jahren nach dem Schneeflockensymbol geprüft und sind längst entsprechend gekennzeichnet. Ein Blick auf die Reifenseitenwand schafft Sicherheit.