Jeder zweite Tunnel weist Mängel auf
Der ADAC hat Tunnel in Italien, Österreich und Kroatien getestet. Vor allem in den Kategorien Ereignisbeherrschung und Selbstrettung schaut es düster aus.
Über die Hälfte der vom ADAC inspizierten Tunnel in Italien, Kroatien und Österreich zeigt Schwächen. Beim Tunneltest 2020 untersuchte der Club mittels Sichtprüfungen und Abstandsmessungen 16 Tunnel auf wichtigen Transitstrecken. In sechs der getesteten Tunnel beobachteten die Tester Sanierungsmaßnahmen.
Österreich investierte 5,6 Mrd. Euro
Sowohl zwischen den Ländern als auch zwischen den Tunneln im selben Land stellte der ADAC große Differenzen fest. In Österreich sind die großen Investitionen der vergangenen 20 Jahre deutlich zu spüren. Dank des 5,6 Milliarden großen Invests erfüllen alle untersuchten Tunnel in Österreich die Mindestanforderungen der EU.
Zwei von drei Tunnel in Kroatien erfüllen Standards
In Kroatien sind die Tunnel ebenfalls überwiegende solide. Lediglich eine der drei inspizierten Röhren erfüllte die Standards nicht: der mautpflichtige und im Gegenverkehr betriebene Učka-Tunnel (ausgesprochen Utschka). Er ist die kürzeste Straßenverbindung von Rijeka nach Istrien. In der Hauptsaison fahren über 6.500 Fahrzeuge durch den Tunnel – pro Tag.
Neben der Nichterfüllung der Standards bemängelt der ADAC, dass "die Pannenbuchten zu weit voneinander entfernt (1.750 statt 1.000 Meter), Notausgänge fehlen und es an externen Zugängen für Rettungskräfte mangelt."
Italien hat noch viel zu tun
Bezüglich Sicherheit, vor allem im Bereich der Ereignisbeherrschung und Selbstrettung, weisen laut des ADAC italienische Tunnel große Mängel auf. Lediglich ein inspizierter Tunnel (Allocco) erfüllte die EU-Mindeststandards teilweise. Sieben weitere fielen durch.
Der ADAC testet seit 1999 wichtige unterirdische Straßenverbindungen in Europa auf ihre Sicherheit und bewertete dabei in den letzten 20 Jahren an die 400 Tunnel. Eine Reaktion auf die katastrophalen Unglücke im Tauerntunnel und Mont Blanc im gleichen Jahr, die insgesamt 53 Menschen das Leben kosteten. Auch die Europäische Union reagierte in den Folgejahren mit einer Richtlinie aus dem Jahr 2004, die Mitgliedstaaten dazu verpflichtete, definierte Mindeststandards in ihren Tunneln umzusetzen. Dafür hatten sie zehn Jahre Zeit, in Ausnahmefällen wie etwa Österreich, Kroatien und Italien 15 Jahre – also bis zum April 2019. Einige Länder sind dieser Forderung bislang immer noch nicht oder noch nicht ausreichend nachgekommen, weshalb die Europäische Kommission im Oktober 2019 ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Belgien, Bulgarien, Italien, Kroatien und Spanien eingeleitet hat.