Alfa Giulietta QV: Die schöne Dame mit dem Kleeblatt
Jahrzehntelang klang der legendäre Name um Welten besser, als es die Autos waren: Alfa Romeo stand für Unsterblichkeit, dennoch siechte der Autohersteller vor sich hin. Jetzt hat die Marke endlich wieder eine Zukunft. Vor allem die Giulietta QV ist ein echtes Alfa-Tier.
Die Älteren werden sich noch lebhaft erinnern. Erst recht die Alfisti unter ihnen, die wahren Alfa-Liebhaber, die lange leiden mussten. Es war in den Sechzigern und frühen Siebzigern, als die Romeos ihre Giulia 1750 und 2000 glühend verehrten und die Automobilwelt den bildschönen Spider liebte. Damals waren die sportlichen Italiener mit dem Mailänder Stadtwappen im Logo für so manchen eine echte Alternative zum aufstrebenden Emporkömmling Porsche 911. Was weniger an den Fahrleistungen als vielmehr am Design lag, für das unsere Fast-Nachbarn schon immer ein besonderes Händchen hatten. Lange ist's her. Denn da folgten so böse Ausrutscher wie der Alfasud und andere Modelle, über die wir besser den Mantel des Schweigens legen wollen. Und, noch schlimmer: Alfa Romeo verleugnete seine Vergangenheit, seine Tradition, auch seine Werte.
Dann, kurz vor dem Exitus, die Rückbesinnung. Sie ist Fiat-Chrysler-Chef Sergio Marchionne zu verdanken, der die Vergangenheit beschwor und die Konzerntochter wieder zu neuer Blüte führen möchte. Ein gutes Stichwort, denn im Zuge der Reinkarnation tauchte auch das Quadrifoglio Verde wieder auf, das vierblättrige Kleeblatt. Dieses ließ sich der Rennfahrer Udo Sirocci 1923 bei der Targa Florio auf sein Auto pinseln, weil ihm die Startnummer 13 zugelost worden war und er dringend einen Glücksbringer brauchte. Bis anno 2000 war das QV das Symbol für die leistungsstärksten Alfa-Modelle, ehe es für acht lange Jahre ganz verschwand. Heute glänzt es wieder - als Symbol für die Modelle Mito und Giulietta.
Auf kurvigen Landstraßen zeigt die Giulietta ihr wahres Gesicht
Soviel Zeitreise musste sein, um deutlich zu machen, dass Alfa Romeo mit sportlichen Hoffnungsträgern wie der Giulietta QV an bessere Zeiten anknüpfen möchte. Das ist schwer genug. Aber die flotte Dame, die sich in ihrer Klasse an Alphamännchen wie dem Golf GTI messen lassen muss, hat das Zeug zur Wende, zum Besseren. Jedenfalls stimmen neben der außergewöhnlichen Optik auch die Leistungsdaten: 240 PS sprudeln aus dem 1,8-Liter-Biturbo. Das reicht für ein maximales Drehmoment von 340 Newtonmeter und bei einem Gewicht von 1.320 Kilogramm zu einem flotten Spurt in 6,0 Sekunden auf Tempo 100. Zügig vorwärts geht's bis zur Höchstgeschwindigkeit von 244 km/h, was für italienische Autostradas bekanntlich viel zu viel und bei uns nicht wirklich oft auszufahren ist.
Außerdem führt der potentielle Alfista seine Giulietta viel lieber auf der Landstraße aus, gerne mit vielen Kurven. Da verblüfft das blitzschnelle Dopplungsgetriebe, das optional zu haben ist und das man so von einem italienischen Untersatz nicht unbedingt erwartet hätte. Und auch die elektronische Launch-Control greift durchaus zuverlässig ein, wenngleich die Giulietta mit ihrem Temperament durchaus dazu neigt, über die Vorderräder zu schieben. Es muss ja nicht sein, sich mit ihr seitwärts in die Büsche zu schlagen.
Ja, bella Giulietta kann eigenwillig sein, wenn man sie beim Untersteuern wieder in die Spur bringen muss. Aber erstens ist sie dabei leicht zu führen, und ist es zweitens nicht das, was Männer schätzen? Und wenn zum schönen Äußeren auf 18 Zoll-Rädern noch innere Werte wie Sportsitze oder eine Klimaautomatik serienmäßig hinzukommen, können italophile Zeitgenossen schon mal schwach werden. Die Giulietta mit dem Quadrifoglio Verde ist schließlich käuflich - sie kostet 32.500 Euro.
Technische Daten: Fünfsitzer mit fünf Türen, Länge: 4,35 Meter, Breite: 1,80 Meter, Höhe: 1,04 Meter, Radstand: 2,64 Meter, Wendekreis: 10,9 Meter, Kofferraumvolumen: 350 Liter (variabel 1.045 Liter), Tankinhalt: 60 Liter, Motor: 1,8 l-Doppelturbo-Benziner, Hubraum: 1.742 ccm, 240 PS, 6-Gang-Schaltgetriebe, Frontantrieb, maximales Drehmoment: 340 Newtonmeter, Höchstgeschwindigkeit: 244 km/h, 0-100 km/h: 6,0 Sekunden, Durchschnittsverbrauch: 7,6 Liter Super/100 km, CO2-Ausstoß: 177 g/km, Abgasnorm: Euro 5, Preis: ab 32.500 Euro