Ein Fehler und trotzdem zufrieden

Alonso verpasst Platz vier: Ein Fehler und trotzdem zufrieden
Alpine hat ein Zwischenziel erreicht. Der französische Werksrennstall qualifizierte sich in Sotschi vor den WM-Gegnern Alpha Tauri und Aston Martin. Für Fernando Alonso hätte statt dem sechsten auch der vierte Startplatz herausspringen können. Ein Fehler kostete drei Zehntel. Esteban Ocon wechselte zu spät die Reifen.
Eigentlich fürchtet Alpine den Regen. Die bisherigen Vorstellungen in dieser Saison auf einer nassen Fahrbahn waren nicht gerade überzeugend. Zuletzt in Spa-Francorchamps schaffte es Esteban Ocon gerade ins Q3, Fernando Alonso scheiterte an dieser Hürde. Auch wenn er überzeugt ist, das Potenzial dafür gehabt zu haben.
Die Schwäche war es bisher, die Reifen für verregnete Verhältnisse auf Temperatur zu bekommen und sie im Arbeitsfenster zu halten. Es liegt in der DNA des A521. Den Ingenieuren an der Rennstrecke sind mehr oder weniger die Hände gebunden. Und doch waren die hellblauen Autos in Sotschi in Q1 und Q2 schnell. "Eine schöne Überraschung", befand Alonso.
Über andere Einstellungen und Anpassungen am Setup lässt sich die Formsteigerung im Regen nicht erklären. So führt es zumindest der Routinier aus. "Wir haben nichts Spezielles in der Vorbereitung gemacht. Und doch fühlten sich die Reifen und das Griplevel besser an. Es muss an der Natur der Strecke liegen", glaubt Alonso. Vielleicht half, dass nicht so viel Wasser auf dem Asphalt stand wie noch in Spa.
Besser als in normaler Quali
So viel zur Vorstellung im Regen. Auch auf einer auftrocknenden Rennstrecke in den letzten Minuten des dritten Durchgangs lief es ordentlich für Alpine. Alonso lenkte das Auto mit der Startnummer 14 auf den sechsten Platz. Es hätte sogar mehr herausspringen können. Wahrscheinlich müssen, wenn ein Russell an dritter Stelle steht. Der Ex-Weltmeister greift sich an die eigene Nase. "Ich hätte Vierter werden können. Im letzten Sektor habe ich leider eine der weißen Linien getroffen." Das Auto verlor an Stabilität. "Das hat mich drei oder vier Zehntel gekostet." Auf Lewis Hamilton an vierter Stelle fehlten nur 0,15 Sekunden.
Trotzdem resümierte Alonso nüchtern. "In einer normalen Qualifikation wären wir nicht auf Platz sechs gestanden. Wir haben mehr daraus gemacht, als für gewöhnlich möglich gewesen wäre." Und schnellere Autos wie den Mercedes von Valtteri Bottas und den Red Bull von Sergio Perez hinter sich gelassen. Im Fall des Mexikaners stimmte das Timing nicht. Red Bull rief ihn zu spät rein für den Tausch von Intermediates auf Trockenreifen.
Dazu leistete er sich einen Fahrfehler. Das gleiche Schicksal ereilte den zweiten Alpine. Esteban Ocon suchte die Boxenstraße eine Runde zu spät auf. In der Outlap geriet er neben die Strecke. So passte die Reifenvorbereitung nicht mehr. Das Ergebnis war, dass die Zeit auf Intermediates stehen blieb – und die langsamste Zeit in Q3. "Q1 und Q2 haben wir auf meiner Seite optimiert. Q3 nicht. Platz fünf oder sechs lag für mich bestimmt in Reichweite. Ich glaube, ich hätte sogar besser abgeschnitten, wenn ich zum Schluss noch einmal auf einen neuen Intermediate-Satz gegangen wäre."
Instinkt am Start gefragt
Der alte Fuchs im Team kam besser durch. "Endlich habe ich auch noch mehr Fahrpraxis im Regen bekommen. Da fehlte mir noch was. Ein Training wäre mir lieber gewesen, um die besten Linien zu suchen. Ich nehme aber auch die Qualifikation." Das Zwischenziel wurde erreicht. Er startet vor den Hauptkonkurrenten um Alpha Tauri und Aston Martin. Gegenüber diesen Teams will Alpine den fünften Platz in der Konstrukteurs-WM absichern. "Das Ziel für das Rennen ist es, vor ihnen zu bleiben und zu punkten", gibt Alonso vor.
Damit mehr geht, bräuchte es einen guten Start. "Es wird auf den Instinkt ankommen nach den ersten drei oder vier Sekunden, wie ich verfahre. Ob ich in den Angriffsmodus schalte oder mich verteidige." Alonso warnt: "Das Nadelöhr der zweiten Kurve ist eines der engsten und schwierigsten im ganzen Rennkalender." Es könnte krachen. In vier der letzten fünf Ausgaben des GP Russland rückte nach der Startphase das Safety Car aus.
Alonso erwartet aber auch einen Ansturm von hinten. Bottas, Perez und Max Verstappen von ganz hinten werden ihn überholen wollen. "Es ist zwar kompliziert, hier vorbeizufahren. Aber wir haben gesehen, dass Bottas in Monza von weit hinten bis auf das Podium fuhr. Deshalb müssen wir mit Verstappen rechnen."