Beispiel Lexus: Wie perfekter Sound geboren wird
Wenn es um die ultimative Soundanlage für Fahrzeuge der Premiumklasse geht, schwört jeder Hersteller auf seine spezielle Luxusmarke. Die Toyota-Tochter Lexus setzt dabei seit vielen Jahren auf Exklusivität.
Es ist eine extreme Nischenarbeit extrem technischer Art, die Harman International in Werken auf der ganzen Welt betreibt - in Michigan, Connecticut, Japan, Deutschland und anderswo. Jeder kennt Harman, bewusst oder unbewusst. Das Unternehmen für Audioanlagen besteht aus fast zwei Dutzend Marken, einschließlich Mark Levinson, wo man seit den 1970ern High-end-Audioanlagen produziert und anno 2000 eine Partnerschaft mit Lexus eingegangen ist, um Luxus-Soundanlagen für deren Fahrzeuge zu entwerfen.
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Auf der Suche nach dem perfekten Soundsystem müssen sich die Ohren der Ingenieure bei Mark Levinson eine ganze Reihe von Lautsprecher-Tests anhören. Die größte Herausforderung sind jene, bei denen totale Stille herrscht. Schalltot bedeutet, dass es kein Echo gibt. Deshalb sind die Räume völliger Lautlosigkeit so isoliert, dass der Klang nicht von den Wänden zurückprallt. Es ist diese Abwesenheit von Geräuschen, die irritiert. Astronauten, die in einen schalltoten Raum kamen, berichteten von Halluzinationen durch die Unfähigkeit des Gehirns, mit absoluter Stille umzugehen. Wo Astronauten sich hintrauen, werden gute Lautsprecher geboren.
Soundcheck in verschiedenen Wohnzimmern
Versteckt zwischen Arbeitsnischen und Labors des höhlenartigen Werks für Akustikdesign von Harman in Northridge, direkt vor den Toren von Los Angeles, Kalifornien, befinden sich unterschiedliche Wohnzimmer. Das eine hat eine geschmackvolle Deckenleiste, das andere einen kurzflorigen Teppich, ein nächstes französische Türen und niedrige Ledercouchen.
In diesen Wohnzimmern testen die Ingenieure ihre Soundanlagen unter realistischen Bedingungen. Sie probieren unterschiedliche Lautsprecher, Verstärker und Positionen aus, um einen der Räume beispielsweise zu New Yorks kultigem Studio in der 30. Straße zu machen, in dem das Dave Brubeck Quartet am 1. Juli 1959 den Jazz-Klassiker "Take Five" aufnahm.
Todd Eichenbaum, Direktor für die Entwicklung von Luxus-Audioanlagen bei Harman, erläutert, dass Mark-Levinson-Komponenten "schon immer für ihre Fähigkeit bekannt sind, einen großen, realistischen dreidimensionalen Klangraum wiederzugeben, wobei einzelne Instrumente mit holographischer Präzision ausgemacht werden können". Lautsprecher, besonders die High-end-Türme, die einen Raum dominieren, vermitteln den Eindruck, sie würden den Klang auf den Zuhörer werfen.
Wenn man aber mit Menschen spricht, die diese Systeme entwerfen, geht es ihnen eher darum, die Zuhörer dem Klang auszuliefern. Die Begründung klingt fast unheimlich: Die Techniker reden davon, über den Raum hinauszugehen, um das von Eichenbaum erwähnte Klanghologramm zu schaffen: Rechts ist das Schlagzeug, frontal die Gitarre, an der Seite vielleicht eine Marimba. Mit einem guten Soundsystem hört man auch den Raum selbst: Hat die Aufnahme in einer Konzerthalle oder einem kleinen Studio stattgefunden? Sind die Decken dort hoch, gebogen, nicht vorhanden?
"Das Auto stellt eine besondere anspruchsvolle Umgebung dar", erklärt Chris Ludwig, Chefingenieur für akustische Anlagen bei Harman, möglichst diplomatisch. Der Raum ist klein, es gibt zahlreiche reflektierende Oberflächen und man bekommt den Zuhörer nur schwer an den idealen Punkt zwischen den Lautsprechern.
Ludwig arbeitet im Harman-Werk in Novi, Michigan, wo er und sein Entwicklerteam jeweils vier Jahre lang damit beschäftigt sind, Mark-Levinson-Soundsysteme für jede neue Serie von Lexus zu entwickeln. "Ein Auto weist grundsätzlich durch die Gestaltung seines Innenraums eine unzulängliche Akustik auf", so Ludwig, "aber mit unserer Technologie und unserem Lautsprecherdesign können wir viele dieser Ineffizienzen überwinden".
Bis zu 40 Personen entwickeln vier Jahre lang
30 bis 40 Personen - Designer, Ingenieure und Spezialisten in diversen Bereichen - arbeiten an der Entwicklung einer neuen Audioanlage. Das Team kauft ein aktuelles Modell, nimmt es auseinander, probiert neue Konfigurationen der Komponenten aus und überarbeitet die Struktur des Fahrzeugs. So wird im Inneren des Autos ein Klangraum aufgebaut, der sogar versteckte Singvögel neben der Musik hörbar werden lässt. "Die Audio-Systeme von Mark Levinson für Fahrzeuge wollen jeden Aspekt des Hörerlebnisses im Fahrzeug wiedergeben, so wie unsere Anlagen in der Wohnumgebung dies tun", sagt Eichbaum.
Vorteil für Lexus.Käufer: Exklusivität mit der Gewissheit, etwas zu bekommen, was anderswo nicht erhältlich ist. Die Marketing-Leute der Premium-Tochter von Toyota sehen in den hoch angesehenen Audioanlagen von Mark Levinson vier gemeinsame Werte: Klangreinheit, Handwerkskunst, emotionale Verbundenheit und Innovation. Die Konzentration von Mark Levinson auf das reine Klangerlebnis und die sorgfältig entwickelten, geräuscharmen Fahrgastzellen von Lexus sind für sie die perfekte Umgebung für eine High-end-Audioanlage. Ein guter Klang ist für sie ein wesentlicher Bestandteil für das Fahrerlebnis in einem Lexus.
Testpersonen: Geschulte Hörer und externe Experten
Chris Ludwig, der Chefingenieur, war in jungen Jahren Jazz-Schlagzeuger. Sein anderes Interesse an Mathematik und Wissenschaft führte zu der Entscheidung, Ingenieur zu werden. Er wollte "den künstlerischen und den wissenschaftlichen Teil verschmelzen lassen", in dem all dies zusammenläuft: Viel hochmoderne Technologie, um dem Zuhörer ein möglichst originalgetreues künstlerisches Erlebnis zu bieten. Und so steht am Ende der Wissenschaft nach Datenanalyse und atemberaubender Stille nur das menschliche Ohr, der subjektivste und wesentlichste Teil der Prüfgeräte.
Zu diesem Zweck beschäftigt Harman "geschulte Hörer" aus dem Unternehmen und externe Experten. "Nur die kritischsten und konsequentesten Zuhörer werden für Produktbewertungen ausgewählt", sagt Sean Olive, Direktor für Akustikforschung im Harman-Werk in Northridge. "Als ungeschulte Hörer verwenden wir Menschen mit den unterschiedlichsten kulturellen Hintergründen, aus den verschiedensten Altersgruppen und mit diversen Hörerfahrungen."
Ganz gleich, was ein gutes Hörerlebnis ausmacht - es scheint universell zu sein. "Wir haben festgestellt, dass ungeschulte Zuhörer die gleichen Produkte mögen wie geschulte Zuhörer", stellt Olive fest. Dies führt bei Top-Audioanlagen wie Mark Levinson zu faszinierenden Hörerlebnissen.