BMW M4 Coupé Facelift: Für Freunde des Fahrens
Frisches Make-up für die 4er-Modelle von BMW. Mit nur kleinen kosmetischen Änderungen versahen die Münchner auch das M4 Coupé. An dessen überragenden Fahreigenschaften hat sich nichts geändert.
Freunde mit einer etwas flotteren Interpretation des Begriffes von der Freude am Fahren brauchen kein Spieglein an der Wand, um den Schönsten im bayerischen Land eindeutig zu bestimmen. Selbst die in diesen Tagen weit verbreitete Kritik am vermeintlichen Design-Stillstand bei BMW prallt an ihnen ab wie Regentropfen an der Frontscheibe ihres Lieblingsspielzeugs. Knapp 30.000 verschärfte Versionen der Vierer-Reihe brachten die Münchner seit seiner Markteinführung anno 2014 unters sportliche Volk. Und so verwundert es kaum, dass sie es beim Facelift des M4 Coupé bei nur leicht kosmetischen Veränderungen beließen.
Designvorsprung Mercedes-Benz hin, radikale Veränderung bei Audi her - als zeitlose Schönheit muss sich der M4 keinesfalls mit dem Aschenputtel-Image begnügen. Schon gar nicht, wenn es um seine Fahreigenschaften geht. Da werden die Freunde des schnellen Fahrens schnell zu echten Fans.
Ein Auto wird dann zur Ikone, wenn man sich an ihm nicht satt sehen kann. Oder sich das staunende Publikum nach ihm umdreht. Wenn es selfietauglich ist, sich an der Ampel ein Daumen nebenan nach oben reckt. M4-Fahrer kennen das, und als Ruhestörung dürften sie die emotionalen Ausbrüche ihrer Umwelt wohl kaum empfinden. Denn hinterm Steuer der 431 PS-Flundern finden sie keine Ruhe. Wollen sie auch nicht. Wer sich für einen M4 entscheidet, möchte keine komfortable Reiselimo. Sondern einen brettharten Athleten, der einem permanent zubrüllt: Gib Gas, ich will Spaß!
Auf kurvenreichen Strecken kaum zu schlagen
Die größte Anerkennung, die den Ingenieuren im BMW-Leistungszentrum M GmbH in Garching bei München widerfuhr, waren Ergebnis von Vergleichstests im vergangenen Jahr. Als Kontrapart des M4 mit seinem 6-Zylinder-Biturbo wählten die Fachkollegen den Mercedes-AMG C63S. 4 Liter, V8, Biturbo, 510 PS. Dass der M4 mit dem Competition-Paket (450 PS) und einem eigentlichen zu vernachlässigenden Leistungsplus von 19 Pferdchen gegenüber der Serienvariante antrat, spielte im Power-Vergleich keine Rolle. Bei den Beschleunigungswerten lag der AMG klar vorne. Soweit, so zu erwarten. Verblüffend war jedoch, dass die Schwaben beim Handling keine Chancen hatten. Wenn es schnell um die Ecken ging, war das M4 Coupé nicht zu schlagen. Es geht das unbestätigte, aber sicherlich nicht unwahre Gerücht umher, dass in Garching die Korken geknallt haben sollen.
Die Erkenntnisse der Profitester nachzuvollziehen, ist auch für halbwegs sportliche Normalos nicht weiter schwer. Das Zusammenspiel von 431 PS, dem automatischen 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe und dem sensationellen Fahrwerk mit adaptiven Dämpfern ist eine atemberaubende Mischung. Den Extra-Adrenalinkick gibt es obendrauf, wenn sich in schnellen Kurven das Heck leicht tänzelnd bemerkbar macht. Das sorgt nicht etwa für Sorgenfalten, sondern eher für eine plastische Verformung der Mundwinkel, weil es unendlich viel Spaß macht, mit einer kaum merklichen Gegenbewegung am Lenkrad zu korrigieren.
Sehr zu empfehlen: die Speed Limit Info
Irritierend ist an dieser Stelle nur, dass die Fahrmodi im M4 auch eine Comfort-Stellung anbieten. Die ist unter der Rubrik "Feigenblatt-Funktion" einzuordnen, und eigentlich könnten sich die Motorsportler (daher das M vor der GmbH) auch "Sport" sparen. Wo es doch Sport plus gibt, die schönste aller Stellungen. In ihr zeigt der M4 alles, was in ihm steckt. Das ist eine ganze Menge, die auf normalen Straßen gar nicht zu erfahren ist, weshalb gelegentliche Ausflüge auf die Rennstrecke dringend zu empfehlen sind. Jedenfalls sei ernsthaft vor der Gefahr gewarnt, dass auf kurvenreichen Routen im Alltag das Temperament des schönen Coupé mit einem durchgeht und für all time highs auf dem Flensburger Konto sorgt. Dagegen hilft eigentlich nur die pure Vernunft - und vielleicht die Speed Limit Info inklusive Überholverbotsanzeige, die bei den Extras mit vergleichsweise bescheidenen 320 Euro aufgeführt ist.
Womit wir da sind, wo es dem pekuniären Konto weh tut. 76.700 Euro Grundpreis ruft die BMW-Tochter für das M4 Coupé auf, aber in der Preisliste für die Sonderausstattung lauern jede Menge Begehrlichkeiten. Dazu zählen wir nicht Aschenbecher und Zigarettenanzünder, die schon lange megaout sind und deshalb 40 Euro extra kosten. Auch eine Lenkradheizung ist für 190 Euro noch ein Schnäppchen. Teurer wird es schon mit Sinnvollem wie dem Headup-Display (980 Euro) oder dem Automatikgetriebe, das mit 3.900 Euro zwar nicht günstig, aber sehr empfehlenswert ist. Ob man dagegen die Sonderlackierung "Frozen Brillant White metallic" (4.300 Euro), Vollleder für 4.350 Euro oder die lederbezogene Instrumententafel für 1.550 Euro (!) braucht? Gute Frage, denn Puristen verzichten in einem M4 wohl auch auf das Surround-System für 1.090 Euro, das nie, aber niemals mit dem böllernden, spotzenden, sonoren Klangerlebnis aus den vier Endrohren konkurrieren kann.
Competition-Paket und mattvergoldete Bremssättel
Um die Hunderttausend garantiert rund zu machen, sei das Competition-Paket für 7.300 Euro empfohlen, in dem nicht nur 19 Mehr-PS stecken, sondern auch ein nochmals perfektioniertes, ultimatives Fahrwerk. Exakt genauso viel Aufpreis kostet übrigens die M Carbon-Keramik-Bremsanlage mit mattvergoldeten Bremssätteln. Schon der Optik wegen gehören dazu die geschmiedeten 20-Zoll-Alufelgen für 350 Euro. Und wer nun schon innerlich stöhnt, weil der Taschenrechner heiß gelaufen ist, der sollte wissen: Besonderes kostet eben besonders viel. Wobei das in diesem Fall nur bedingt gilt. Schließlich ist der M4 per se schon etwas Besonderes.
P.S.: Vor so viel Freude am Fahren haben wir nun die wichtigsten Facelift-Elemente völlig vergessen. Hier sind sie: Voll-LED-Licht vorne und hinten, Neugestaltung der beleuchteten M-Embleme an den Vordersitzen, mehr Chromelemente an der Armaturentafel, Navisystem mit induktiver Handy-Ladestation, WLAN-Hotspot Anzeigendisplay in frei belegbarer Kacheloptik. Die gute Nachricht dazu: Dies und einige andere Details mehr gehören zur Serienausstattung.
Technische Daten BMW M4 Coupé:
Zweitüriger Sportwagen mit Heckantrieb, Länge: 4,67 Meter, Breite: 1,87 Meter, Höhe: 1,38 Meter, Radstand: 2,81 Meter, Kofferraumvolumen: 445 Liter. Antrieb: 3-Liter-Sechszylinder-Biturbo-Benziner, 317 kW/431 PS bei 5.500-7.300 U/min, maximales Drehmoment: 550 Nm bei 1.850-5.500 U/min, Getriebe: 6-Gang-Schaltgetriebe oder 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (Aufpreis 3.900 Euro), 0-100 km/h: 4,1 s, Vmax: 250 km/h (abgeregelt), Durchschnittsverbrauch: 8,8 l/100 km (Herstellerangabe), CO2-Ausstoß: 204 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Preis: ab 76.700 Euro.