Warum die Tunnelbohrmaschine Paulina feststeckt 
Paulina ist eine von zwei Tunnelbohrmaschinen, die vom Südportal kommend durch das Gotthard‑Massiv vorstößt. Seit Juni 2025 steht der Vortrieb im Tremola‑Abschnitt: Zerklüftetes Gestein, plötzliche Aushubspitzen und eine mechanische Blockade haben die Maschine gestoppt und erzwingen Entscheidungen über Technik, Zeitplan und Kosten.
Die Tunnelbohrmaschine (TBM) Paulina misst rund 116 Meter, hat einen Schilddurchmesser von 12,3 Metern und eine Antriebsleistung von etwa 7.613 PS. Paulina erreichte fast drei Kilometer Vortrieb, bevor die Probleme begannen.
Seit Juni 2025 blockiert
Seit Mitte Juni 2025 sitzt Paulina im Tremola‑Abschnitt fest. Zwischen dem 21. und 23. Juni blieben 31 Drehversuche erfolglos; der Bohrkopf reagierte nicht und blieb mechanisch blockiert. Die Blockade stoppte den Vortrieb unvermittelt und zog sofortige Sicherungsmaßnahmen nach sich.
Warum Paulina feststeckt
Mehrere Faktoren trafen gleichzeitig zusammen und führten zur akuten Blockade:
- Zerklüfteter Schiefer: Der Tremola‑Abschnitt besteht aus stark zerklüftetem Schiefer mit lokalen Hohlräumen und Bruchzonen. Solche Zonen können einkippen oder kollabieren, wenn die Maschine Druck und Scherkräfte einbringt.
 - Plötzlicher Anstieg der Aushubmengen: Anfang Juni registrierte die Bauleitung ungewöhnlich hohe Aushubmengen; am 10. Juni wurde eine Alarmschwelle überschritten. Ein schlagartiger Materialzufluss weist oft auf Hohlräume oder instabiles Gestein hin.
 - Mechanische Blockade des Bohrkopfs: Durch einkippendes Material oder abgelöste Gesteinsstücke konnte sich der Cutterkopf verfangen und mechanisch blockieren – das erklärt die zahlreichen erfolglosen Drehversuche.
 - Meldewege und Entscheidungsdruck: Am 18. Juni änderte Astra die Meldewege; Alarme gehen nun an die Projektleitung statt automatisch den Vortrieb zu stoppen. Das verschärft die Abwägung zwischen sofortigen Sicherheitsmaßnahmen und dem Weiterbetrieb mit Spezialtechnik.
 
Konsequenzen und Optionen
Die Blockade hat technische, zeitliche und finanzielle Folgen. Kurzfristig versuchen Spezialteams, den Bohrkopf zu entlasten und den Bereich seitlich freizulegen. Mögliche Optionen reichen von gezielten Entlastungsmaßnahmen über kontrollierte Sprengungen bis zum kompletten Wechsel auf konventionellen Sprengvortrieb für den betroffenen Abschnitt.
Für die Planung relevant sind außerdem:
- Verzögerungen: Astra schätzt sechs bis acht Monate; interne Quellen nennen bis zu zwei Jahre Verzögerung.
 - Mehrkosten: Schätzungen liegen bei bis zu 20 Millionen Franken.
 - Umweltfragen: Im Ausbruchsmaterial fanden Teams erhöhte Arsenwerte, die Entsorgung verteuern und zusätzliche Auflagen nach sich ziehen.
 
Ein Gutachten von 2016 empfahl bereits, Teile dieses Abschnitts mit Sprengvortrieb zu bearbeiten – das erhöht die Dringlichkeit der Entscheidung.
Nächste Schritte
Spezialteams sichern den betroffenen Sektor, entlasten den Bohrkopf und prüfen die Stabilität. Danach entscheidet eine technische Prüfung, ob Paulina wieder einsatzfähig ist oder ein längerer Sprengvortrieb nötig wird.
