Cigarette Racing und Mercedes-AMG: Das PS-Festival
Was kommt dabei heraus, wenn sich zwei der weltweit schnellsten Vertreter zu Wasser und zu Lande zusammentun? Geballte, brachiale Power, wie die friedliche Koexistenz von Cigarette Racing und Mercedes-AMG eindrucksvoll demonstriert.
Der gemeinsame Auftritt von Rennbootbauer Cigarette aus Miami und des Mercedes-Verstärkers AMG aus dem schwäbischen Affalterbach ist fast schon Tradition: Schon zum siebten Mal zeigen beide, was sie unter Performance verstehen.
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Kaum hatte das Boot mit dem etwas kryptischen Namen Cigarette Racing Team 41' SD GT3 das Tempolimit im Hafen von Miami hinter sich gelassen, war Schluss mit lustig. Aus der blubbernden Kaffeefahrt wurde ein tosender Höllenritt. Mit einem lässigen, gleichmäßigen Handgriff am Gashebel erhob sich Steuermann Ken zum Herrscher des Meeres. Die beiden Mercury Racing Motoren vereinten sich zu brüllenden gemeinsamen 2200 PS und ernteten Sturm für den Wind, den sie gesät hatten. Sehr zur Freude der Landratten an Bord, die schnell lernten, dass es keine gute Idee war, den Kopf ins Zentrum des Orkans zu stecken. Nicht nur, dass dir bei 140 km/h die Gesichtszüge zur Fratze entgleiten; weit schmerzhafter ist, dass sich das anfühlt, als würdest du dich mit deinen eigenen Backen ohrfeigen. Das wiederum ist so beeindruckend, dass du gerne die Denkfabrik aus dem Wind nimmst. Aber dabei bitte die coole Sonnenbrille festhalten, sonst zieht es dir das Gestell von den Ohren.
Betrachten wir das Teil, mit dem Cigarette und AMG gemeinsame Marketingsache machen, doch etwas näher: Als Pendant zum Mercedes-AMG GT3 auf dem Asphalt durfte sich AMG-Chef Tobias Moers eine Cigarette wünschen - er entschied sich für ein sogenanntes "Open Performance Boat". Weniger radikal als die langen, schmalen Teile, die Cigarette berühmt-berüchtigt gemacht haben, aber das radikalste, was die Jungs aus Miami in dieser Bootsklasse jemals gebaut haben.
Dann kam Daimler-Designchef Gordon Wagener ins Spiel. Er schuf mit seinem Team die optischen Gemeinsamkeiten zwischen dem AMG GT3 und der Wasserrakete: Farblich abgestimmtes, handgefertigtes In- und Exterieur, Teak-Vollholzboden, seetauglicher Volllederausstattung: "Hat Spaß gemacht," grinste ein entspannter Designer nach der Probefahrt. Zu vermuten ist, dass er selbige wie auch seine Mitarbeit an diesem hochseetauglichen Boot meinte, das 12,50 Meter lang, am Rumpf 3,35 Meter breit und mehr als 160 km/h schnell ist.
Ähnlich beeindruckende Werte liefert auf der Rennstrecke der im Frühjahr 2015 vorgestellte AMG GT3 mit seinem 6,3-Liter V8-Motor aus dem SLS AMG GT3. Im Kundenrennsport ist dieser Bolide - 550 PS, 0 auf 100 in 3,6 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit ca. 280 km/h - aktuell das Maß aller Dinge, und die Marketingstrategen wären keine, wenn sie bei den Synergien von Cigarette und AMG nicht an einen netten Nebeneffekt denken würden: Wer auf dem Wasser schnell unterwegs sein will, braucht womöglich ein adäquates Spielzeug für die Rennstrecke.
Wie der Cigarette-Gründer den Drogenboss betrog
"Cool" findet Cigarette-Owner Skip Braver (62) die Koop mit AMG, wobei ihm deutlich anzumerken ist, wie stolz ihn die Partnerschaft macht. Umgekehrt ist Cigarette als Marktführer im Powerboat-Racing die logisch erste Adresse. Allerdings eine mit schillernder Vergangenheit, was mit einem Playboy namens Don Aronow zu tun hatte.
Don, dem nachgesagt wurde, alles zu Gold zu machen, was er anfasste, gründete Cigarette Racing in den 60er-Jahren. Abgesehen von seinem Ruf, dass sein Verschleiß an Frauen erheblich größer war als der seiner Motoren, wurden seine Boote vor allem von Drogenschmugglern gekauft, weil sie denen der Wasserpolizei so überlegen waren, dass die Helikopter einsetzen mussten, um mithalten zu können. Das änderte sich, als Don auf sanften politischen Druck - der alte US-Präsident George Bush senior war ein guter Freund - auch der Polizei seine Cigarettes verkaufte.
Daraufhin machte einer der Drogenbosse, denen der Police-Deal gar nicht schmeckte, dem guten Don den Vorschlag, Cigarette Racing zu kaufen. Da Preis und Konditionen stimmten - 50 Prozent per Scheck, 50 Prozent in Bar - willigte Aronow ein - um es sich doch wieder anders zu überlegen. Bei der Rückabwicklung blieb er einen Großteils des Bargeldes schuldig. "Wo ist meine Kohle?", fragte der Drogenboss. "Welche Kohle?" gab Don zurück. Ein paar Tage später, es war der 3. Feburar 1987, wurde Don Aronow, der "King of Thunderboat Row", in seinem weißen Mercedes vor seiner Firma mit einem gezielten Kopfschuss hingerichtet.
Dons Erbe ist, dass Cigarette bis heute als Synonym für ein Powerboat gilt. Wie AMG für den Rennsport. Mit einem kleinen Unterschied: In Affalterbach ist noch kein Chef erschossen worden.