Daran scheitern Fahrschüler in Deutschland
Jedes Jahr bestehen tausende Fahrschüler die Prüfung – andere fallen durch. Warum?
In Großbritannien scheitern 54 Prozent der Fahrschüler an der praktischen Prüfung. Die Hauptgründe sind Unaufmerksamkeit an Kreuzungen und Nicht-in-den-Spiegel-Schauen beim Spurwechsel. Aus dem fehlenden Blick in den Spiegel resultieren auf der Insel zwei von fünf Unfällen. Ein weiteres großes Problem ist für die Fahrschüler sicheres Rechtsabbiegen – da in Großbritannien Linksverkehr herrscht, ist dies mit dem Linksabbiegen in Kontinental-Europa vergleichbar. Die Daten hat die britische Driver and Vehicle Standards Agency (DVSA) erhoben und ausgewertet, um Erklärungen für die hohen Unfallzahlen von Fahranfängern zu finden. Auf den weiteren Plätzen folgen Probleme beim Halten der Spur, beim Einfädeln in den Verkehr nach dem Losfahren, beim Beachten von Ampelsignalen und Straßenmarkierungen und ganz zum Schluss beim rückwärts Einparken.
Schwierige Datenlage in Deutschland
In Deutschland ist die Lage nicht so klar, da noch keine valide Verarbeitung der von Prüfern erhobenen Daten vorliegt. Allerdings gibt es einige Hinweise. So führt die Verkehrssicherheits-Vereinigung Moving im Rahmen des Fahrschul-Klima-Index halbjährlich repräsentative Umfragen unter deutschen Fahrschulen durch. Zwar behandeln diese Umfragen aktuell hauptsächlich die theoretische Prüfung, aber auch die Gründe für ein Durchfallen von Fahrschülern bei der praktischen Prüfung gehören dazu. Bei der theoretischen Prüfung fallen laut der Umfrage zwölf Prozent der Schüler wegen Nervosität durch, sechs Prozent wegen mangelnder Aufmerksamkeit im Unterricht und zwei Prozent wegen sprachlicher Barrieren. In der praktischen Fahrprüfung nimmt die Nervosität massiv zu: bei 74 Prozent der durchgefallenen Fahrschüler ist dies die Ursache für das Nichtbestehen der Prüfung. Weit abgeschlagen folgen die Unfähigkeit des Fahrschülers mit vier und eine mangelnde Aufmerksamkeit im Unterricht mit ebenfalls vier Prozent. Dass die Schüler womöglich zu wenige Fahrstunden hatten, sei laut Umfrage nur bei drei Prozent der Durchgefallenen der Fall.
Hinweise durch modernes Prüfung.-Protokoll
Aber gerade die Frage nach der Fahrpraxis könnte noch an Bedeutung gewinnen. Die TÜV/Dekra arge tp 21 ist eine von TÜV und Dekra beauftragte Arbeitsgemeinschaft, die kontinuierlich an der Verbesserung der deutschen Fahrprüfungen arbeitet. Die in Dresden ansässige Arbeitsgemeinschaft hat gerade ein elektronisches Prüfprotokoll entwickelt, dass der Fahrprüfer während der Prüfung auf einem Tablet-PC aufrufen kann. Dort protokolliert er minutiös den Prüfung.verlauf, am Ende ruft er eine dezidierte Auswertung auf. Diese neue Möglichkeit der Protokollierung hat die Arbeitsgemeinschaft Ende 2018 getestet und die vorliegenden Ergebnisse ausgewertet. Laut Geschäftsführer Mathias Rüdel kam dabei heraus, dass deutsche Fahrschüler in der praktischen Prüfung vor allen Dingen von komplexen Verkehrssituationen überfordert sind. Insbesondere stark befahrene komplizierte Kreuzungen machen den Schülern zu schaffen. Sie erfassen das Verkehrsgeschehen nicht korrekt und reagieren demzufolge falsch.
Als Grund für diese Überforderung liegt laut Rüdel fehlende Übung solcher Situationen nahe. Allerdings ist dies nur eine Vermutung. An erster Stelle müsste eine wissenschaftliche Erhebung und Auswertung der Ergebnisse praktischer Fahrprüfungen in Deutschland stehen, dann könnten Fahrschulen und Prüforganisationen zielgerichtet reagieren.