SRT hat kein eigenes Entwickler-Team mehr

In einem Interview skizzierte der Dodge-Chef bereits das Ende des legendären High-Performance-Motors "Hellcat V8". Zudem ändert sich die Rolle der sportlichen Marke SRT.
Dodge hat sich in den vergangenen Jahren zu Muscle-Car-Marke des inzwischen vom neuen Stellantis-Konzern abgelösten FCA-Marken-Universums entwickelt. Das wird der Hersteller auch bleiben, wenn man den Aussagen glauben darf, die Dodge-Chef Tim Kuniskis im US-Nachrichtenportal CNBC getätigt hat. Kuniskis prognostiziert dort ein neues goldenes Zeitalter der Muscle Cars, in dem die Marke Dodge eine große Rolle spielen wird – nur auf eine andere Weise als bisher.
Für den CEO steht eines fest: Der legendäre, seit 2014 angebotene Hellcat-V8 spielt in Zukunft keine Rolle mehr. "Die Tage des 6,2-Liter-V8 mit Eisen-Block und Kompressor-Aufladung sind gezählt", sagt Kuniskis. Das liege jedoch nicht an mangelndem Kundeninteresse. Im Gegenteil: Mit den Verkaufszahlen ist er sehr zufrieden. "In den letzten fünf Jahren haben wir weit über 50.000 Hellcats verkauft. Das ist eine Menge, wenn man bedenkt, was diese Autos kosten." Nämlich 70.000 Dollar (aktuell umgerechnet knapp 58.000 Euro) und mehr, was für ein US-Modell tatsächlich sehr viel ist. Auch während der Corona-Pandemie schreibt der Hersteller weiter schwarze Zahlen, weil die treue Fangemeinde unverdrossen die oft hubraum- und leistungsstarken Dodge-Modelle kaufte.
Wie zur Ölkrise in den 70ern
Der Hellcat-Motor, der auch in den Performance-Modellen der Schwestermarken Jeep und Ram zum Einsatz kommt, werde deshalb verschwinden, weil es für Autohersteller immer teurer wird, solche Triebwerke an die strengen Abgasvorschriften anzupassen. Es sei wie in den frühen Siebzigerjahren, als genau solche Regelverschärfungen aufgrund der damaligen Ölkrise zum Ende der ersten goldenen Muscle-Car-Ära geführt hätten.
Doch wenn die Schlüssel zum neuen goldenen Muscle-Car-Zeitalter nicht mehr Hubraum, Aufladung und hochoktaniger Kraftstoff sind, dann liegt auf der Hand, in welche Richtung auch Dodge marschieren wird: Durch die Elektrifizierung ergeben sich Kuniskis zufolge neue Möglichkeiten in Sachen "Performance 2.0" – die Leistung sei schließlich auch künftig nicht gedeckelt. Er setzt darauf, dass die Technologien günstiger werden, sobald Hybrid- und Elektroautos zu Massenphänomenen geworden sind. "Die Verrückten werden die Elektrifizierung dann leistungsbasiert einsetzen, statt die Autos sparsam zu machen", sagt der Dodge-Chef, der sich selbst und seine Marke offensichtlich in diese Kategorie einordnet.
Drei Baureihen mit Hellcat-V8
Dodge bietet aktuell fünf Baureihen an: den bald auslaufenden Minivan Grand Caravan, die SUV Journey und Durango, die Stufenheck-Limousine Charger und das zweitürige Coupé Challenger. Die letzten Drei sind mit dem Hellcat-V8 erhältlich, doch im gesamten Portfolio fehlen bisher Hybrid- oder gar vollelektrisch angetriebene Alternativen. Das wird sich ändern, und hier spielt der Wechsel zum neuen Riesen-Konzern Stellantis eine große Rolle.
Apropos: Stellantis beginnt bereits, sein Vielmarken-Reich neu zu ordnen – mit ersten Konsequenzen auf amerikanischer Seite. Denn die Performance-Marke SRT (das steht als Abkürzung für "Street and Racing Technology") hat nun kein Entwicklungs-Team mehr. Wie ein Stellantis-Sprecher mehreren US-Fachmedien bestätigte, seien die Ingenieure in die globale Entwicklungs-Organisation des Konzerns abkommandiert worden. Trotzdem können Fans amerikanischer Muscle-Car-Power vorerst aufatmen: SRT wird als Marke weiterbestehen, das bestätigte Stellantis in einer Mitteilung. Das Kürzel soll also auch künftig die besonders leistungsstarken Modelle der amerikanischen Stellantis-Marken schmücken, die es weiterhin geben wird. Eigene SRT-Modelle hatte es bisher sowieso nicht gegeben.
Auch M, RS und AMG leben elektrifiziert weiter
Trotz des globalen Schwenks hin zur Elektromobilität halten viele Autohersteller an ihren Performance-Marken fest – auch die deutschen. Markus Flasch, Chef der BMW M GmbH, hat bereits bestätigt, dass es eine M-Version des neuen i4 geben wird. Audi verpasst der stärkeren Version des neuen E-Tron GT Quattro das RS-Signet, während der schnellste Porsche Taycan bekanntermaßen als Turbo S den Asphalt aufreißt. Zudem ist längst klar, dass auch die AMG-Zukunft zu immer größeren Teilen elektrifiziert sein wird. Die alten Rivalitäten werden also auch in Zukunft ausgelebt – nur eben mithilfe von Volt statt Oktan.