Nur nicht ins Q3 in Austin-Quali
Fernando Alonso, Sebastian Vettel und George Russell hatten in der Qualifikation für den GP USA eine komische Aufgabe. Alle drei wollten ins Q2, aber keiner von ihnen ins Q3. Priorität hatte die optimale Ausgangslage für das Rennen.
Es war ein exklusiver Club mit einer seltsamen Aufgabe. Fernando Alonso, Sebastian Vettel und George Russell wussten schon vor der Qualifikation zum GP USA, dass sie von hinten starten würden. Alle drei wechseln die Antriebseinheit. Alonso bekommt das komplette Paket mit Verbrennungsmotor, Turbolader, MGU-H, MGU-K, Batterie, Leistungselektronik und Auspuff.
Vettel und Russell begnügen sich mit Motor, Turbolader und MGU-H. Damit hatten die drei Motorwechsler ihre eigene kleine Schlacht um die Startplätze 18, 19 und 20. Vettel entschied sie für sich. Er qualifizierte sich im Q2 vor seinen Leidensgenossen. Alonso spielte das Zugpferd für seinen Teamkollegen Esteban Ocon. Deshalb war es wichtig für den Spanier, ins Q2 aufzusteigen, um Ocon im Windschatten ins Q3 zu ziehen. Der Plan misslang.
Alonso zieht Ocon zu bestem Topspeed
Alpine entschied sich für den Einsatz des vierten Motors aus taktischen Gründen. "Es war klar, dass wir irgendwann eine Strafe nehmen müssten. Austin ist eine der besten Gelegenheiten dazu", erklärte Technikchef Marcin Budkowski. Weil man auf dem Circuit of the Americas gut überholen kann, und weil das erwartete Zweistopp-Rennen taktisch mehr Möglichkeiten bietet, ein Auto nach vorne zu bringen.
Alpine stellte am Freitag schnell fest, dass die Strecke den Autos nicht so liegt wie zuletzt Sotschi oder Istanbul. Die Trikolore-Renner haben immer dort ihre Probleme, wo viel Energie in die Reifen geleitet wird. Austin ist in dieser Hinsicht die schlimmste Strecke des Jahres. Schon am Freitag bewegten sich Alonso und Ocon immer nur an der Grenze zu den Top Ten. Damit war der Motorwechsel praktisch in Stein gemeißelt. Alonso traute man nach dem guten Longrun am Freitag eher zu, von hinten nach vorne zu fahren. Bei Ocon wird man den Motortausch später im Jahr vornehmen, möglicherweise in Interlagos.
Der Plan war, Ocon in Austin wenigstens ins Q3 zu bringen. Auf dem Soft-Gummi wäre das möglich gewesen, doch diesen Reifen will das Team im Rennen nicht anfassen. "Er ist nur wenig schneller als der Medium-Reifen, baut aber viel stärker ab. Wir sind lieber Elfter auf einem Medium-Reifen als Zehnter auf dem Soft", begründete Budkowski die Entscheidung, Ocon trotz aller Schwierigkeiten mit Pirellis mittlerer Gummimischung ins Q3 zu schicken.
Alonso spielte zwei Mal auf der langen Geraden den Schrittmacher für den Ungarn-Sieger und scherte dann jeweils im letzten Sektor aus. Das sicherte Ocon mit 332,9 km/h den mit Abstand höchsten Topspeed des Tages, reichte aber trotzdem nicht für den Aufstieg in die letzte K.O.-Runde. Yuki Tsunoda war auf den Soft-Reifen um 0,26 Sekunden schneller, muss am Sonntag aber die Kröte schlucken, dass er womöglich als erster zum Reifenwechsel an der Box steht.
Vettels Q2-Runde war Maßarbeit./strong>
Die Aufgabe für Vettel, Russell und Alonso war komplizierter als sie auf dem Papier aussah. Sie durften im Q2 den Medium-Reifen nicht anfassen, um für den Start von hinten so viele der härteren Mischungen für das Rennen zu horten. Andererseits durften sie es auf den Soft-Gummis nicht ins Q3 schaffen. Sonst wären sie verpflichtet gewesen, unabhängig von dem Trainingsergebnis von hinten auf den weichsten Reifen zu starten. Da wäre die Aufholjagd schon im Eimer gewesen, bevor sie überhaupt begonnen hätte.
Russell lag bis Kurve 12 vor Vettel, wurde dann aber von starken Windböen im dritten Sektor verweht. Die Runde dem Williams-Piloten nachher auch noch gestrichen, weil er in Kurve 9 jenseits der Streckenlimits gefahren war. So fiel er auch noch hinter Alonso, der sich voll auf sein Teamwork konzentrierte und auf einen schnelle Runde verzichtet hatte. Vettel zog bis kurz vor Ende der Runde durch. "Sie haben am Funk immer gerufen, dass ich langsamer fahren soll", grinste Vettel. Es war Maßarbeit. Er verfehlte den Aufstieg um 0,363 Sekunden, startet nun aber vor Alonso und Russell.
Ausbluten im Motorenpool
Bei Vettel und Russell standen die Motorwechsel schon vorher fest. Ihr Kontingent an Antriebseinheit.n war am Ausbluten. Selbst nach Inbetriebnahme des vierten Motors haben beide nur noch zwei Aggregate im Pool. Ein altes für das Freitagstraining und ein neues, das die letzten sechs Rennen schaffen muss. Da Mercedes erstmals Ersatzmotoren für seine Kunden zur Verfügung hatte, wurde der Wechsel in Austin vollzogen.
Vettel fuhr vom ersten Meter an mit Blickrichtung Rennen. Sein Aston Martin fühlte sich sofort wohl auf der welligen Strecke. Am Freitag konzentrierte sich der Ex-Weltmeister ausschließlich auf Longruns und erzielte mit den Medium-Reifen Zeiten, die im Bereich von McLaren und Ferrari lagen. Punkte sind trotz des schlechten Startplatz immer noch möglich. "Der Speed war auch heute gut, speziell im Q1", freute sich Vettel.
Ob auch Teamkollege Lance Stroll nach seinem Ausscheiden im Q1eine Motorstrafe in Kauf nimmt, wird in der Strategiesitzung des Teams entschieden. "Lance startet von Platz 13. Er ist ein guter Starter und nach einer Runde in den Punkterängen. Deshalb ist es eine Überlegung wert, seine Strafe bei einem anderen Rennen abzusitzen", führte Teamchef Otmar Szafnauer ins Feld.