Mercedes geht nicht in Berufung
Die Formel 1-Saison 2021 hat kein wochenlanges Nachspiel. Die FIA will die Vorfälle in den letzten Runden des GP Abu Dhabi unter Safety Car untersuchen. Mercedes verzichtet, in Berufung zu gehen. Der Konstrukteurs-Weltmeister gratuliert in einem Statement Max Verstappen und Red Bull.
Direkt nach dem Saisonfinale der Formel 1 am vergangenen Sonntag hatte Mercedes zwei Proteste eingereicht. Es ging um die letzten Runden hinter dem Safety Car. Die Sportkommissare untersuchten den Fall und schmetterten rund viereinhalb Stunden nach Rennende die beiden Proteste ab. So konnte Max Verstappen nach langem Zittern ein zweites Mal seinen ersten Weltmeister.Titel feiern.
Jedoch gab Mercedes umgehend bekannt, sich weitere rechtliche Schritte gegen den Rennausgang vorzubehalten. Fristgerecht hinterlegte der Konstrukteurs-Weltmeister bei der FIA die Absicht, womöglich in Berufung zu gehen. Ab diesem Zeitpunkt hatte Mercedes 96 Stunden, um über die weitere Vorgehensweise zu beraten, und womöglich vor das Berufungsgericht zu ziehen.
Mercedes gratuliert
Auf diesen Schritt verzichtet der Rennstall nach eingehender Überlegung jedoch. Das teilte Mercedes am Donnerstag (16.12.2021) mit. Die Formel 1-Saison 2021 hat also kein wochenlanges Nachspiel. Es wird keine Änderung mehr am grünen Tisch geben. Ohnehin wäre so ein WM-Titel für Lewis Hamilton wohl nichts wert gewesen. Und die Erfolgsaussichten äußerst gering gewesen, dass die Richter das Ergebnis kippen. Max Verstappen ist und bleibt Weltmeister.
Mercedes gratuliert in einem Statement. "An Max Verstappen und Red Bull. Wir möchten unseren aufrichtigen Respekt für Eure Erfolge in diesem Jahr zum Ausdruck bringen. Ihr habt diese Saison zu einem absolut epischen Formel 1-Titelkampf gemacht. Max, wir gratulieren Dir und Deinem gesamten Team herzlich. Wir freuen uns darauf, unseren Wettkampf in der nächsten Saison fortzusetzen." Das sind versöhnliche Worte nach einem erbittert geführten WM-Kampf. Hamilton hatte seinem Rivalen bereits nach Rennende gratuliert.
Verstappen holte sich den Fahrer-Titel in der letzten Runde – mit einem Manöver in Kurve fünf dank frischer Reifen. Mercedes errang zum achten Mal in Serie den Konstrukteurs-Pokal und fühlte sich trotzdem verschaukelt. Dem Team aus Brackley stieß sauer auf, dass Rennleiter Michael Masi in der Schlussphase das Regelwerk bog, damit das Rennen nicht hinter dem Safety Car endet. Damit es noch eine letzte Runde im Duell Hamilton gegen Verstappen gibt.
FIA untersucht GP Abu Dhabi
Die Entscheidung von Masi, nur die fünf Überrundeten zwischen Hamilton und Verstappen vorbeizuwinken und den anderen drei Überrundeten dahinter dies nicht zu erlauben, war zumindest ungewöhnlich. Oder anders: Es war eine völlig neue Auslegung der Safety Car-Regeln. So hatte man das zuvor noch nie gesehen. Denn Masi verzichtete auch darauf, das Safety Car erst in der folgenden Runde reinzubeordnern. In diesem Fall wäre Hamilton Weltmeister geworden. Sondern er rief es am Ende der 57. Runde rein, damit noch einmal unter Grün gefahren werden konnte.
Masis Handhabung rief ein geteiltes Echo hervor. Manche meinen, der FIA-Rennleiter habe falsch und gegen das Regelwerk gehandelt, und damit die WM stark beeinflusst. Andere finden, der Australier hatte aufgrund des späten Unfalls von Nicholas Latifi in Runde 53 ausschließlich schlechte Optionen auf dem Tisch liegen, und entschied sich da noch für die beste. Im Regelwerk steht, dass er als Rennleiter die Autorität über den Einsatz des Safety Cars hat.
Zu ersten Fraktion gehört Mercedes, das sich von Masis Entscheidung verschaukelt fühlte. Der Frust über den Ausgang war verständlich. Man habe am Sonntag den Glauben an den Rennsport selbst verloren, heißt es von Mercedes. Und man habe im Interesse der sportlichen Fairness gehandelt. "Der Grund für unseren Protest gegen das Rennergebnis war eine neue Anwendung der Safety-Car-Regeln, die das Rennergebnis beeinträchtigte, nachdem Lewis fast das gesamte Rennen lang verdient geführt hatte und damit auf Titelkurs war."
Die FIA verkündete bereits am Mittwochabend, den Fall noch einmal auszurollen und ausgiebig untersuchen zu wollen. Dafür wird eine Kommission ins Leben gerufen. Ergebnisse sollen vor der kommenden Saison vorliegen. Der Vorschlag kam von Präsident Jean Todt. Auch die Teams und Fahrer sind eingeladen, sich zu beteiligen. Mercedes begrüßt diesen Schritt, nachdem es in den letzten Tagen einen konstruktiven Dialog mit der FIA und der Formel 1 gegeben habe.
"Es geht darum, dass alle Teilnehmer die Regeln kennen, unter denen sie Rennen fahren, und ihnen gleichzeitig auch klar ist, wie diese Regeln durchgesetzt werden. Deshalb begrüßen wir die Entscheidung der FIA, eine Kommission ins Leben zu rufen, um die Geschehnisse in Abu Dhabi gründlich zu analysieren und die Robustheit der Regularien, die Kontrolle und die Entscheidungsfindung in der Formel 1 zu verbessern." Mercedes befindet auch: "Die FIA steht in der Verantwortung."