Diess bleibt - Lamborghini und Ducati auch
Der Aufsichtsrat des Volkswagen-Konzerns spricht dem Vorstandsvorsitzenden das Vertrauen aus. Einige Posten im Führungsgremium werden jedoch neu besetzt.
Herbert Diess bleibt Vorstandsvorsitzender von Volkswagen. Das hat der Aufsichtsrat des Konzerns beschlossen. "In den kommenden Jahren wird der Vorstand der Volkswagen AG die Strategie (sie heißt "Together 2025+"; d. Red.) mit Herbert Diess an der Spitze umsetzen", heißt es in einer Mitteilung. "Der Vorstandsvorsitzende und sein neues Vorstands-Team haben die volle Unterstützung des Aufsichtsrats, wenn es um die Neuausrichtung auf Elektromobilität, Digitalisierung, aber auch um die Steigerung von Effizienz und Profitabilität in allen Marken und Konzernteilen geht."
Vorzeitige Vertragsverlängerung gescheitert
Der Entscheidung ging offenbar ein langes Ringen um Diess' Arbeitsvertrag voraus. Der Vorstandschef beharrte auf eine vorzeitige Vertragsverlängerung bis Ende 2025, die in erster Linie der Betriebsrat nicht mittragen wollte. Zwischen ihm, Diess und den Großaktionären Piëch und Porsche, die auf Diess' Seite stehen, vermittelte erfolgreich der Aufsichtsratsvorsitzende Hans Dieter Pötsch. Im Ergebnis verzichtete Diess zwar auf seine Forderung, sicherte damit aber zumindest bis zu seinem regulären Vertragsende im April 2023 seinen Job. Er präge Volkswagen seit 2015 maßgeblich, und mit seiner "Zielstrebigkeit und Hartnäckigkeit" treibe Diess "den technologischen Wandel, den Beitrag zur Erreichung der Klimaziele, aber auch die wirtschaftlichen Ergebnisse des Unternehmens" voran.
Rund um Diess werden im Konzern jedoch einige Vorstandsposten neu verteilt. Arno Antlitz, bisher Audi-Vorstandsmitglied für das Ressort Finanz und Recht, wird Frank Witter als Konzern-Finanzvorstand beerben. Witters Vertrag läuft auf dessen Wunsch Ende Juni 2021 aus. Zudem organisiert Volkswagen die Ressorts im Vorstand neu und trennt die Bereiche Technik und Einkauf voneinander. Das neue Technik-Ressort wird zum 1. Januar 2021 von Thomas Schmall übernommen. Gleichzeitig steigt Murat Aksel zum Einkaufs-Vorstand auf.
Wolfsburg als Haupt-Standort für Elektroautos
Außerdem hat der VW-Aufsichtsrat eine wegweisende Entscheidung zu seinem Haupt-Standort getroffen. "Der Konzernsitz Wolfsburg soll mittelfristig die richtungsweisende Fabrik für die hochautomatisierte Fertigung von Elektrofahrzeugen werden", heißt es in der Mitteilung. Dort soll das künftig führende Elektrofahrzeug der Marke Volkswagen gebaut werden. Gleichzeitig sollen sich Vorstand und Betriebsrat bis Ende des ersten Quartals 2021 auf einen Plan verständigen, wie sich die Fixkosten bis 2023 um fünf Prozent senken lassen. Die Materialkosten sollen in den kommenden zwei Jahren um sieben Prozent gesenkt werden.
Auch über die Zukunft einiger Konzernmarken hat der Aufsichtsrat entschieden. Entgegen bisheriger Planungen, die VW vor einigen Wochen sogar bestätigte, wird der italienische Zweig mit Lamborghini und Ducati nicht abgespalten und an die Börse gebracht, sondern verbleibt im Konzern. Die Marke Bentley wechselt zum 1. März 2021 in den Verantwortungsbereich von Audi, "um im Rahmen der Elektrifizierungsstrategie der beiden Premiummarken Synergien heben zu können".
Winkelmann nun Lamborghini- und Bugatti.Chef
Ende September war bekannt geworden, dass der bisherige Lamborghini-Boss Stefano Domenicali zum Jahreswechsel Chef der Formel 1 wird und dort den bisherigen CEO Chase Carey ablöst. Domenicali war von 2007 bis 2014 Formel-1-Teamchef der Scuderia Ferrari und ab 2016 Chef von Lamborghini. Domenicalis Vorgänger ist auch sein Nachfolger: Seit dem 1. Dezember 2020 ist Stephan Winkelmann wieder Lamborghini-CEO, nun jedoch in Personalunion mit dem Chefposten bei Bugatti.
Auch um diese Marke ranken sich seit Wochen Verkaufsgerüchte. Immer wieder heißt es, Bugatti könnte an die kroatische Tech- und Sportwagenfirma Rimac gehen, bei der Porsche künftig als Minderheitsbeteiligter stärker einsteigt. Zu diesem Thema wurde jedoch keine Entscheidung des VW-Aufsichtsrates bekanntgegeben.