Achten Sie beim gebrauchten X1 auf diese Mängel
Der BMW X1 der zweiten Generation (F48) ist einer der erfolgreichsten Kompakt-SUVs auf dem Gebrauchtwagenmarkt. Doch ist er wirklich das Premium-SUV, das viele erwarten? Wo liegen seine Schwächen, und gibt es vielleicht eine bessere Alternative im eigenen Konzern? Unser detaillierter Gebrauchtwagen-Tipp klärt auf.
Für die einen ist er die eierlegende Wollmilchsau von BMW, für die anderen umweht den X1 ab der zweiten Generation (also ab 2015) stets der Nimbus des Quermotor-Familienautos abseits vom Marken-Originalrezept. Fest steht, dass seine Besitzer mit dem geräumigen Kompakt-SUV durchaus zufrieden sind, und die Kompaktmodelle von Mercedes und anderen Herstellern ebenfalls nicht mit Reihensechszylinder und Hinterradantrieb zu haben sind. Ist der X1 also aufgrund seines hohen Nutzwertes und der guten Qualität als Geheimtipp einzuordnen, oder ist der Kauf am Ende vielleicht gar nicht so clever? Vor allem beantworten wir allerdings die wichtigste Frage, worauf man beim Kauf unbedingt achten sollte und welche der zahlreichen Antriebsoptionen besonders empfehlenswert sind.
1. Technik und Antrieb: Kein klassischer BMW, aber dennoch gelungen?
Mit dem Modellwechsel 2015 verabschiedete sich der X1 von der klassischen BMW-Philosophie des Hinterradantriebs. Stattdessen basiert der F48 auf der UKL2-Plattform, die sich der X1 mit dem 2er Active Tourer und weiteren Modellen teilt. Die Basismodelle setzen auf Frontantrieb, Allrad (xDrive) gibt es optional oder serienmäßig in den stärkeren Motorisierungen. Hier reicht die Bandbreite von sparsamen Dreizylindern bis hin zu drehmomentstarken Vierzylinder-Dieseln. Der 18d mit 150 PS ist ein guter Kompromiss im Hinblick auf Verbrauch und Leistung, während der 25i mit 231 PS für sportlichere Fahrer die beste Wahl darstellt. Doch Vorsicht: Die Dreizylinder-Modelle (18i und 16d) klingen kernig, haben jedoch Mühe mit dem fast 1,6 Tonnen schweren X1.
Zwischen 2020 und 2022 bot BMW mit dem xDrive25e außerdem eine erfreulich praxistaugliche Plug-In-Hybridversion an, die in ihrer Konzeption gut zum Nutzungsschema des X1 passt. Unter der Haube sitzt dann wie im 18i der B38-Dreizylinder, der hier 125 PS leistet und an eine Sechsstufenautomatik gekoppelt ist. Im Heck sitzt ein Elektromotor, der es auf eine Peak-Leistung von 95 PS bringt und beide Hinterräder antreibt – so entsteht logischerweise ein Allradantrieb. In der Systemleistung bringt es der 25e auf maximal 220 PS und 385 Newtonmeter. Mit dem 8,8-kWh-Akku lässt es sich mit streng gezügeltem Gasfuß gut 50 Kilometer weit fahren, bzw. rein elektrisch bis zu 135 km/h schnell werden.
2. Fahrwerk und Fahrverhalten: Dynamik, Komfort oder beides?
BMW hat es geschafft, den X1 trotz der damals noch recht neuen Quermotor-Plattform angenehm agil abzustimmen. Die Lenkung ist präzise, das Fahrwerk straff, aber nicht unkomfortabel. Vor allem mit adaptivem Dämpfersystem (Sonderausstattung) bietet der X1 eine ausgewogene Mischung aus Dynamik und Komfort. Für den Alltagsbetrieb genügen die Standarddämpfer natürlich vollauf. Wer im direkten Vergleich mit anderen Kompakt-SUV wie etwa einem Tiguan unterwegs ist, bzw. die Fahreigenschaften klassischer BMW mit Hinterradantrieb kennt, fragt sich, warum dem kreuzbraven Fahrverhalten des X1 eine gewisse Forschheit in der Gasannahme, im Anlenken, und sogar am Endrohr-Auspuffklang mitgegeben wurde. Ohne diese Dynamik-Andeutungen würde er noch eine kleine Spur souveräner unterwegs sein. Den typischen sehnigen Sportsgeist, den einst schon ein mager ausgestatteter 318i beim Fahren verströmte, sucht man konzeptbedingt natürlich vergebens, was freilich für ein Familienauto keine Schande ist.
Die xDrive-Varianten bieten eine höhere Traktion, sind aber höchstens im Winter- oder Schlechtwegebetrieb eine wirklich empfehlenswerte Option. Angesichts der grundsätzlich niedrigen Verbräuche fällt die minimal schlechtere Assistenz des ohnehin meist abgekoppelten Abtriebs nach hinten jedoch gering aus.
3. Innenraum und Verarbeitung: Hochwertig, aber nicht perfekt
Der Innenraum des X1 überzeugt mit typischer BMW-Qualität. Hochwertige Materialien, ein aufgeräumtes Cockpit und das bewährte iDrive-System sorgen für Premium-Flair. Besonders empfehlenswert ist das optionale Head-up-Display, das in dieser Klasse nicht selbstverständlich ist. So sind alles in allem die Bedienung und die Infotainment-Funktionsumfänge zwei ausgemachte Stärken des X1, bei denen er viele Konkurrenten hinter sich lässt.
Allerdings gibt es auch Schattenseiten: Der Fond ist für ein SUV dieser Größe nicht überragend geräumig, vor allem die Kopffreiheit könnte besser sein. Wer viel Platz braucht, sollte sich den BMW 2er Active Tourer anschauen, der auf der gleichen Plattform steht, aber deutlich mehr Innenraum bietet und auf dem Gebrauchtwagenmarkt oft günstiger zu haben ist. Dazu später noch mehr.
4. Bekannte Schwachstellen: Darauf sollten Sie achten
Der BMW X1 F48 genießt insgesamt einen guten Ruf in Sachen Zuverlässigkeit. Einzelne Wehwehchen können natürlich dennoch auftreten, selbst wenn der BMW keine wiederkehrenden Großbaustellen kennt.
Das Automatikgetriebe, insbesondere das 8-Gang-Aisin-Getriebe, kann in frühen Baujahren (bis etwa 2018) mit Ruckeln oder verzögerten Gangwechseln auffallen. Dies betrifft vor allem Fahrzeuge, die viel Stop-and-Go-Verkehr gesehen haben. Manche Besitzer berichten zudem von plötzlichen Lastwechseln beim Schalten. Eine Getriebespülung kann in solchen Fällen helfen, bei starkem Verschleiß ist jedoch eine teure Instandsetzung nötig. Das nicht immer harmonische Schalten und die mitunter etwas unlineare Gasannahme kann entweder durch einen simplen Getriebe-Reset oder das ohnehin fast immer erfolgte Update der Motorsteuerung (DME) in den Griff bekommen werden. Bei den Dieselmodellen, vor allem wenn sie hauptsächlich in der Stadt bewegt werden, kann es zu Problemen mit dem Dieselpartikelfilter (DPF) kommen. Die notwendige Regeneration erfolgt nur auf Langstrecken, wodurch sich der Filter im Kurzstreckenbetrieb zusetzt. Das kann zu Leistungseinbußen und erhöhtem Kraftstoffverbrauch führen. Wer oft auf kurzen Strecken unterwegs ist, sollte daher lieber zu einem Benziner greifen. Die Dreizylinder-Motoren (18i und 16d) mögen zwar nicht die kräftigsten Antriebsoptionen sein, machen dafür aber in der Regel kaum Probleme. Gut zu wissen: Die bis April 2015 vorhandenen Axiallager-Schäden des B38 kennt der im Oktober 2015 eingeführte X1 nicht.
Nicht immer sind alle elektronischen Komponenten frei von Problemen. Vereinzelt treten Störungen in der Klimaautomatik auf, etwa dass die Temperaturregelung nicht einwandfrei arbeitet oder sich die Belüftung nicht korrekt regeln lässt. Infotainment-Aussetzer sind ebenfalls keine Seltenheit, insbesondere wenn Software-Updates nicht durchgeführt wurden.
5. Kosten und Alternativen: Ist der X1 zu teuer?
Die Preise für einen gepflegten BMW X1 F48 mit xDrive und Vierzylinder liegen oft bei 25.000 Euro oder mehr – hier lohnt der Griff zum größeren X3, der zwar nicht wesentlich mehr Platz bietet, aber (wenn gewünscht) eine bedeutend höhere Anhängelast. Die Wertstabilität ist hoch, was für Besitzer einerseits positiv ist, andererseits aber auch bedeutet, dass sich Schnäppchenjäger schwertun werden.
Vergleichbare Mercedes GLA oder Audi Q3 liegen preislich ähnlich, bieten jedoch teilweise weniger Platz oder eine geringere Motorenvielfalt. Die insgesamt günstigere Alternative fährt innerhalb des BMW-Portfolios und heißt 2er Active Tourer. Der ist fast immer zwischen 3.000 und 5.000 Euro günstiger, bietet ein ganz ähnliches Design, ein praktisch identisches Cockpit, dabei aber sogar nochmal eine ganz wesentliche Ecke mehr Platz für Insassen und Gepäck. Wie es sich konzeptbedingt auch für den X1 geziemen würde, ist er außerdem ein wenig harmonischer abgestimmt.
Wer einen X1 als Gebrauchtwagen kaufen möchte, sollte sich auf gut gewartete Exemplare konzentrieren, insbesondere mit lückenloser Servicehistorie. Bei hohen Laufleistungen sollte besonderes Augenmerk auf das Getriebe und seinen Wartungszustand, die Elektronik und eventuelle Probleme mit dem Partikelfilter gelegt werden.
Ist der BMW X1 als Gebrauchtwagen ein guter Kauf?
Ja, aber mit Einschränkungen. Der X1 (F48) ist ein dynamisches, wertstabiles Kompakt-SUV mit Premium-Flair, leidet aber unter engen Platzverhältnissen im Fond und gewissen Antriebs-Komplikationen. Wer mehr Raum für weniger Geld sucht, sollte den technisch fast identischen BMW 2er Active Tourer in Betracht ziehen. Wer jedoch Wert auf SUV-Optik, erhöhte Sitzposition und das BMW-Fahrgefühl legt, trifft mit dem X1 eine gute Wahl – sofern er die bekannten Schwächen im Blick behält.