Strafen-Flut in Istanbul?
Das Ratespiel geht weiter. Wer wechselt beim GP Türkei den Motor und startet von hinten? Sicher ist nur Carlos Sainz. Es verdichten sich aber Gerüchte, dass mindestens zwei Mercedes-Kunden die Strafe nehmen. Und vielleicht auch Lewis Hamilton.
Beim GP Russland sind vier Fahrer nicht auf ihrem angestammten Startplatz losgefahren. Max Verstappen, Charles Leclerc und Nicholas Latifi bekamen ihren vierten, Valtteri Bottas seinen fünften Motor. So waren die letzten Startreihen in Sotschi mit prominenten Namen gefüllt. Was mit dazu beigetragen hat, dass es ein unterhaltsames Rennen wurde.
Für Verstappen und Bottas war das Opfer gering. Der eine wurde Zweiter, der andere Fünfter. Ohne die Regenphase zum Schluss wäre der Schaden allerdings größer ausgefallen. Dann wäre Verstappen auf dem 7. Platz hängengeblieben, und Bottas hätte keine WM-Punkte geholt.
Leclerc und Latifi gingen leer aus. Das war nicht wirklich Schadensbegrenzung. Außer dass sie jetzt bis zum Ende der Saison mit den verbleibenden Antriebseinheiten über die Runden kommen sollten.
Regen kein Freifahrtschein
Lewis Hamilton, George Russell, Daniel Ricciardo, Lando Norris, Sebastian Vettel, Lance Stroll und Yuki Tsunoda haben den Wechsel auf die vierte Antriebseinheit noch vor sich. Die Frage, wann man die Strafe nimmt, kann von WM entscheidender Bedeutung sein. Man weiß vorher nie, wie groß der Schaden sein wird.
Ist das Auto auf einer bestimmten Strecke nicht so konkurrenzfähig, tut man sich schwer noch in die Punkte zu fahren. Beim Gegenteil schenkt man unter Umständen große Punkte her. Immer in der Angst, dass die günstigste Gelegenheit noch gekommen wäre.
Regen ist auch kein Freibrief dafür, dass man mit einem blauen Auge davonkommt. Ein Mercedes-Ingenieur erinnert an den Grand Prix im letzten Jahr: "Valtteri hat es nicht geschafft, nach vorne zu kommen. Und auch Lewis fand es zeitweise schwer zu überholen." Der Wetterbericht lässt allerdings ein Chaosrennen erwarten. Für Samstag und Sonntag ist Regen angekündigt. Allerdings nicht dauerhaft.
Alpine will ohne Strafen durchkommen
Das ist noch kein Indiz für die Pläne von Mercedes. Im Fahrerlager kursieren bereits Gerüchte, dass es an diesem Wochenende passiert. Aber nicht wegen des Wetters. Sondern weil es in Hamiltons Pool nur noch einen Motor gibt, dem man voll vertrauen kann.
Der andere hat bereits ordentlich Kilometer abgespult und nähert sich dem Bereich, in dem man ihm kein Rennen mehr zutrauen will. Würde der intakte Motor, der in Spa ins System kam, im Rennen platzen, hätte der Weltmeister den doppelten Schaden. Null Punkte in Istanbul, eine Motorstrafe beim nächsten Rennen.
Es gibt aber auch andere Gründe, die einen Wechsel in Istanbul attraktiv erscheinen lassen. Ferrari hat bereits angekündigt, dass Carlos Sainz seine vierte Antriebseinheit nimmt und von hinten startet. Aus dem Lager von Aston Martin und Williams hören wir, dass es je einen Fahrer von ihnen erwischen könnte. Dann könnte Hamilton von Startplatz 17 aus ins Rennen gehen.
Aston Martin-Teammanager Andy Stevenson relativiert: "Es ist nichts fix eingeplant. Es könnte aber sein, dass uns die Situation dazu einlädt." Auch McLaren-Teamchef Andreas Seidl lässt sich nicht entlocken, wo sein Team die Strafen nimmt. "Diese Entscheidung treffen wir nicht vor dem Wochenende. Wir warten ab, wie sich das Wochenende entwickelt, wie das Wetter wird, wo wir uns qualifizieren, wer noch eine Strafe nimmt." Sicher scheint nur, dass es Norris und Ricciardo in einem der letzten sieben Rennen erwischen wird.
Alpine hat diese Sorgen nicht. "Wir kommen mit unseren drei Antriebseinheiten über die Runden, wenn nicht Unvorhergesehenes passiert", hofft Einsatzleiter Alan Permane. Beide Fahrer haben zwar bereits das volle Kontingent an Auspuffsystemen im Pool, doch von den jeweils acht Einheiten ist bis jetzt nur eine einzige von Esteban Ocon nicht mehr im System.