Auf diese Autos fahren die Deutschen wirklich ab

Viele Privatkunden, steigende Zulassungszahlen: Die echten Siegertypen auf dem deutschen Automarkt stehen im Schatten der etablierten Showstars. Dabei konnten sie mitten in der Pandemie kräftig zulegen. Wir sind auf die Suche nach den heimlichen Helden gegangen, mit überraschenden Ergebnissen.
Als "Hidden Champions" werden in der Wirtschaft Unternehmen bezeichnet, die im Hintergrund und weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit ihrer erfolgreichen Arbeit nachgehen, dabei jedoch Maßstäbe setzen. Abseits von den Showstars der Branche und ohne Blitzlichtgewitter auf den Laufstegen gelingt das auch etlichen Auto-Modellen.
Heimliche Helden auf dem Automarkt
Es sind die Fahrzeuge, für die sich Käufer auch ohne Status-Dünkel begeistern können. Preis-Leistungs-Sieger ebenso wie verlockende Angebote mit attraktiven Preisen. Vor allem aber: Modelle, die nicht so sehr auf sogenannte Verkaufsförderungsmaßnahmen angewiesen sind, um überhaupt auf die Straße zu kommen. Keine Modelle, die zu einem erheblichen Teil als stark rabattierte Händler-Tageszulassung im Privatmarkt oder mit hohen Nachlässen in großen Stückzahlen an gewerbliche Kunden verschoben werden.
Ein Maßstab für solche Verkaufsunterstützung ist deshalb stets der Anteil der sogenannten gewerblichen Halter bei den Neuzulassungen. Dies bedeutet ganz einfach, dass ein Neufahrzeug bei seiner Erstzulassung auf eine Firma angemeldet wurde. Ob das nun ein Autohaus, ein Autovermieter oder auch die Dienstwagen-Abteilung eines Konzerns ist – so gut wie immer gehen diese Geschäfte mit erheblichen Nachlässen auf den Listenpreis eines Fahrzeuges einher und haben dadurch als Nebeneffekt auch noch einen sehr negativen Einfluss auf die Restwertentwicklung des jeweiligen Modells.
Die Kunden dieser Autos wissen genau, was sie wollen
Ein hoher Privatkunden-Anteil bedeutet entsprechend: Für dieses Modell begeistern sich besonders viele Kunden, die scharf kalkulieren und vergleichen können. Vor allem aber Kunden, die genau wissen, was sie wollen und sich aus wohlüberlegten Gründen für exakt dieses Modell entschieden haben, ohne dass es ihnen mit irgendwelchen Schnäppchenaktionsrabatt-Zaubereien per Tageszulassung schmackhaft gemacht werden musste.
Als Beispiel von beiden Enden der Tabelle ein paar Werte: Manche der von uns ermittelten heimlichen Helden kommen auf einen Privatkundenanteil von fast 80 Prozent. Und bei anderen Modellen, oft an der Spitze der jeweiligen Segmente beheimatet, gehen mehr als 90 Prozent der Neuzulassungen auf gewerbliche Kunden, wo die offiziellen Preislisten eine eher folkloristische Bedeutung haben.
In fast allen Segmenten haben wir solche heimlichen Helden gefunden. Besonders viele bei den SUV – einfach, weil hier das Modellangebot mit weitem Abstand das höchste ist. Aber auch in der Mittelklasse oder bei den prestigeträchtigen Sportwagen wurden wir fündig. Die Kriterien dabei, um von uns als heimlicher Held nominiert zu werden: Das Modell hat es im vergangenen Jahr geschafft, die Zulassungszahlen zu steigern. Nicht ganz einfach im Pandemie-gebeutelten Markt, der insgesamt um 19 Prozent einbrach. Weiterhin musste der Anteil privater Kunden über dem Segment-Durchschnitt liegen. Und nicht zuletzt forderten wir nennenswerte, mindestens vierstellige Zulassungszahlen.
In der oberen Mittelklasse, der Oberklasse und bei den Großraum-Vans suchten wir vergebens nach entsprechenden Kandidaten für unsere Kür. Die Ergebnisse können sich dennoch sehen lassen. Ein "Aha-Effekt" dabei: Etliche Elektroautos finden sich unter den ermittelten Modellen. Vor allem aber: Überdurchschnittlich viele Import-Modelle. Und den einen oder anderen Siegertypen (siehe Bildergalerie) hatten Sie garantiert nicht auf dem Zettel. Wetten?
Vielleicht nächstes Jahr dabei: Der Dacia Spring Electric
Übrigens: Wenn Sie Dacia, bekanntermaßen die Privatkundenmarke schlechthin, in unserem Überblick der heimlichen Helden vermissen: Leider hat es kein Dacia-Modell ohne zum Teil drastische Verluste durch das Jahr 2020 geschafft. So verlor zum Beispiel der Dacia Duster über 50 Prozent an Zulassungszahlen gegenüber dem Vorjahr. Damit konnte sich die Marke ohne Status-Symptome diesmal leider nicht qualifizieren.