Roboter-Hersteller geht nach Korea
Boston Dynamics ist für seine humanoiden Roboter bekannt, die erstaunliche Fähigkeiten haben. Jetzt übernimmt Hyundai die Firma – was auch einen nicht zu unterschätzenden militärischen Aspekt hat.
Boston Dynamics sitzt in Waltham im US-Bundesstaat Massachusetts und gehört zu den fortschrittlichsten Roboter-Entwicklern der Welt – schließlich hat das Unternehmen anfangs mit der DARPA (Defense Advanced Research Projects Agency: Organisation für Forschungsprojekte der Verteidigung) für das US-Verteidigungs-Ministerium gearbeitet. Dementsprechend groß war die Aufregung, als Google Ende 2013 den Roboter-Entwickler kaufte: Damit taten sich ein Konzern, dem so ziemlich das Gesamte im Internet gespeicherte Wissen zugänglich ist, und ein Hersteller von autonomen Robotern, die wahrscheinlich waffenfähig sind, zusammen.
Allerdings sah der Google-Mutterkonzern Alphabet auch auf lange Sicht keine Möglichkeit, mit Produkten von Boston Dynamics Gewinne zu erzielen und wollte die Firma bereits 2016 an Toyota verkaufen. Der Deal platzte, stattdessen schnappte sich Mitte 2017 der japanische Telekommunikations-Konzern Softbank den Roboterbauer. Und der hat ihn jetzt für stolze 921 Millionen Dollar (aktuell umgerechnet zirka 753 Millionen Euro) an Hyundai verkauft.
Spot soll Gewinne einlaufen
Hyundai sieht insbesondere im Roboterhund Spot einen Gewinnbringer. Der mechanische Vierbeiner ist aus unzähligen Videos bekannt, in denen der Maschinen-Fiffi zeigt, wie er mühelos läuft, sprintet, Treppen steigt und im Wald durch unwegsames Gelände rennt. Der Roboter gleicht sogar einen unerwarteten Tritt in die Seite souverän aus. Und er ist bereits im Dienst: Kürzlich hat Ford hat mitgeteilt, dass Spot ein US-Werk des Autohersteller systematisch vermisst und alle relevanten Daten erfasst. Seit Sommer 2020 kann jeder Spot kaufen – ein Exemplar kostet 75.000 Dollar (61.957 Euro).
Auto mit Beinen bereits beschlossen
Für Hyundai ist Boston Dynamics nicht nur wegen des Roboterhundes interessant. Die Koreaner forschen auch intensiv an Exoskeletten, also an am Körper tragbaren Maschinen, die die Beweglichkeit des Menschen vereinfachen oder, nach Unfällen, sogar erst wieder ermöglichen. Dafür könnte das Knowhow des US-Roboter-Spezialisten genauso wertvoll sein wie für Hyundais sogenanntes Walking Car: Das Laufende Auto hat zwar Räder, als Fahrwerk dienen allerdings vier ausfahrbare Roboter-Beine. Damit soll das als Elevate Concept auf der CES 2019 (Consumer Electronics Show in Las Vegas) vorgestellte Fahrzeug extrem geländegängig sein, aber auch problemlos beispielsweise Rollstuhlfahrer aus dem ersten Stock ihres Hauses abholen können.
Autonomer Kampfroboter möglich
Aber auch bei Hyundai kommt in Sachen Robotik eine nicht zu unterschätzende militärische Option mit ins Spiel: Die Koreaner bauen schließlich nicht nur harmlose Pkw – Teil der Hyundai Motor Group ist mit Hyundai Rotem auch ein Hersteller von Eisenbahnen und von Militärfahrzeugen, wie beispielsweise den schweren Panzern K1 88 und K2 Black Panther. Das Interesse des Militärs an einer Kombination von extrem geländegängigen autonomen Robotern mit Waffentechnik dürfte in den vergangenen Jahren eher gestiegen sein – bei Hyundai kommen diese Techniken nun direkt zusammen.