Audi will wohl seine Designschmiede loswerden
Nach 15 Jahren könnte das Kapitel Italdesign für Audi zu Ende sein. Der VW-Konzern will die Firma im Zuge seiner Sparmaßnahmen offenbar verkaufen.
Ende Mai 2010 hatte Audi 90,1 Prozent der Anteile an Italdesign übernommen. Fünf Jahre später kauften die Ingolstädter der Familie des berühmten Autodesigners und Firmengründers Giorgetto Giugiaro auch die restlichen Anteile ab. Doch nun sieht es ganz danach aus, als endet das Kapitel Italdesign als Teil der Audi-Markengruppe bald. Wie der "Corriere della Sera" berichtet, wollen der Ingolstädter Autohersteller und der Mutterkonzern Volkswagen ihre italienische Tochterfirma im Zuge ihrer Sparmaßnahmen loswerden.
Bereits Bewertungsverfahren durchlaufen
Die italienische Zeitung zitiert sogenannte RSU-Vertreter, welche die italienischen Pendants zu den in Deutschland verbreiteten Betriebsräten sind. Demnach habe die Unternehmensleitung von Italdesign die Belegschaft und die RSU-Vertreter am vergangenen Dienstag (6. Mai 2025) darüber informiert, dass die Firma zum Verkauf stehe. Diese habe bereits ein entsprechendes Bewertungsverfahren durchlaufen, womit es durchaus wahrscheinlich ist, dass Audi eine seiner drei italienischen Töchter (daneben gehören noch Lamborghini und Ducati zur Firmengruppe) tatsächlich abstößt.
Nun beraten die italienischen Metall-Gewerkschaften FIOM und FIM, in denen viele der insgesamt etwa 1.350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Italdesign organisiert sind, wie sie die Situation bewerten sollen. Am kommenden Montag (19. Mai) soll es dazu ein Treffen mit der Unternehmensleitung, Teilen der Belegschaft und diversen Gewerkschaftsvertretern geben.
"Juwel in der Krone der Region"
Gianni Mannori von der FIOM kritisierte das Vorgehen von Audi und VW. "In schwierigen Zeiten bevorzugen es deutsche Konzerne, Unternehmen außerhalb Deutschlands zu opfern", sagte er dem "Corriere della Sera". Seine Gewerkschaft sei in großer Sorge, da die Zukunft dieses "Juwels in der Krone der Region" derzeit unklar sei. Offiziellen Angaben von Audi zufolge erwirtschaftete Italdesign unter der Leitung seines aktuellen Geschäftsführers Antonio Casu 2024 einen Umsatz von 331,9 Millionen Euro. Es heißt, grundsätzlich sei Italdesign wirtschaftlich gesund und verfüge über beachtliche Vermögenswerte. Entsprechend soll es mehrere interessierte Übernahmekandidaten geben, vorrangig aus der Maschinenbaubranche.
Giorgetto Giugiaro hatte Italdesign 1968 zusammen mit Aldo Mantovani gegründet. Seitdem zeichneten der Designer und sein Studio für einige ikonische Automodelle verantwortlich. Die Alfetta sowie der Lotus Esprit, Lancia Delta und DeLorean DMC-12 stehen für den von großer Klarheit geprägten kantigen Stil Giugiaros und wurden zu Kultautos. Zudem knüpften die Italiener früh enge Bande zur VAG-Gruppe: Italdesign war an der Gestaltung des VW Golf I ebenso beteiligt wie an jener des Audi 80 B2.
Mehr als nur ein Designstudio
Längst verantwortet Italdesign deutlich mehr nur die Gestaltung von Automobilen. Die Firma kümmert sich ebenso um die Konstruktion und den Prototypenbau neuer Modelle sowie die Produktion von Kleinstserien und bedient sowohl traditionelle Erstausrüster (OEM) als auch Neueinsteiger im Mobilitätssektor auf globaler Ebene.
Hinweis: In der Fotoshow präsentieren wir Ihnen die wichtigsten Entwürfe der Geschichte von Giugiaro beziehungsweise Italdesign.