Das ist die neue Elektro-Familie
Kia will bis 2027 insgesamt 14 Elektroautos an den Start bringen. Bei seinem ersten EV Day zeigt der Hersteller neben dem EV5, EV6 und EV9 zwei Neulinge.
Kia hatte Anfang 2021 einen ersten Ausblick auf Basis des 2020 vorgestellten "Plan S" gegeben. Im Frühjahr 2022 konkretisierten die Koreaner ihre Pläne und kündigten an, die E-Auto-Familie nochmals wachsen zu lassen. Weitere Details dazu dürfte der Hersteller am 12. Oktober 2023 auf seinem ersten "EV Day" verkünden. Das Event, bei dem neben elektrischen Serienautos auch Konzeptstudien zu sehen sowie Redner mit Keynotes die Zukunft der Automobilität skizzieren werden, soll daraufhin jährlich stattfinden.
Elektro-SUV EV9 kommt 2023
Zentral bei allen Plänen ist die Electric Global Modular Platform (E-GMP) des Mutterkonzerns Hyundai. Das erste Kia-Modell, das diesen Baukasten nutzte, war der EV6, der beim EV Day als besonders leistungsstarke GT-Variante zu sehen sein wird (auf dem Bild ganz links). Auf ihn folgt der große SUV EV9 (ganz rechts), der drei Sitzreihen bietet und in Deutschland seit dem Sommer auf dem Markt ist. Obendrein zeigt der Hersteller bei der Veranstaltung in der südkoreanischen Stadt Yeoju den EV5, der so etwas wie der kleinere Bruder des EV9 ist (Mitte).
Nachdem Hyundai ebenfalls seine Elektroauto-Strategie unlängst bekannt gab, und in diesem Zuge eine neue auf Basis der E-GMP aufbauende Plattform in Aussicht stellte, dürfte diese IMA-Basis auch für einen Teil der neuen Kia-Modelle in Frage kommen. IMA, die "integrierte modulare Architektur", wird nicht nur batterieelektrische Pkw (BEV) für alle Segmente, sondern auch Spezialfahrzeuge ("purpose-built vehicles", PBV) tragen. Der Vorteil dieser Plattform ist es, neben dem Fahrgestell auch das Batteriesystem und den Motor zu standardisieren. So soll IMA mit standardisierten Batteriepacks ausgestattet sein, die flexibel und auch kostengünstig unabhängig vom Modell eingesetzt werden können. "Durch das Cell-to-Pack-System kann die neue Architektur eine ausreichende Energiedichte gewährleisten und die Ladezeit verkürzen", teilt Hyundai mit. In Sachen Antrieb bietet IMA zudem fünf Standard-Motortypen. Einer davon wird das integrierte Antriebsmodul (IDM) von Zulieferer Borg-Warner sein. Es verfügt über einen Elektromotor, Getriebe sowie Leistungselektronik und wird mit 400 Volt betrieben. Der "IDM146" mit 146 mm Strator-Außendurchmesser ist skalierbar und leistet maximal 135 kW (184 PS).
Neben dem Kia EV9 ab 2023 haben die Koreaner aktuell nur den Kia EV6 im Angebot, sich aber die weiteren Produktbezeichnungen EV1 bis EV9 schützen lassen. Die aktuelle Modellzusammenstellung sieht über die elf Modelle hinaus nun noch einen Elektro-Pickup sowie "ein strategisches Modell für aufstrebende Märkte" vor. Auch gibt es elektrisches Einstiegsmodell. Dieses könnte analog zum elektrischen Hyundai Casper als Kia EV1 an den Start kommen.
Im Einzelnen nannte Kia außerdem noch die folgenden Modelle, ohne sie konkret den Namen Kia EV1 bis EV9 zuzuordnen. Auf Basis der E-GMP sind das ...
- … ein kraftvoller und dynamischer Crossover (Kia EV6)
- ... ein praktisches und spaßiges Alltagsauto
- ... ein starker und kräftiger SUV (Kia EV9)
- ... eine agile und dynamische Fahrmaschine
- ... eine lange und elegante Limousine
Dazu kommen noch vier zweckgebundene Spezialfahrzeuge (Purpose-Built Vehicles, PBV). Sie bauen auch auf der neuen IDM auf. Es wird erwartet, dass sich die PBV-Nachfrage aufgrund des starken, nachhaltigen Wachstums der E-Commerce- und Carsharing-Dienste bis 2030 verfünffacht. Die Modelle im Einzelnen:
- Autonomes Micro-Car
- Kleiner urbaner Transporter
- Midsize Shuttle
- Großer Logistik-Van
Fraglich ist noch, ob Kia alle seine neuen Elektromodell auch tatsächlich mit der EV-Nomenklatur ausstattet. Fix ist, dass alle künftigen Elektroautos auch in einer leistungsstarken GT-Ausführung auf den Markt kommen werden – in Anlehnung an den 585 PS starken Kia EV6 GT.
Kia mit 80 Prozent BEV-Anteil auf vier Märkten
Zu den vier wichtigsten Geschäftzielen 2030 zählen: die Beschleunigung der Elektrifizierung und ein Jahresabsatz von 1,2 Millionen batterieelektrischen Fahrzeugen (BEV), ein Gesamtjahresabsatz von vier Millionen Einheiten, darunter mehr als zwei Millionen umweltfreundliche Fahrzeuge, die Ausweitung des Einsatzes von Connected-Car-Funktionen und autonomen Fahrtechnologien auf alle Neufahrzeuge sowie der Aufstieg zur Nummer eins im globalen Markt für Spezialfahrzeuge (PBV, Purpose-built Vehicles).
Kia geht davon aus, dass über 80 Prozent seines BEV-Absatzes im Jahr 2030 auf Korea, Nordamerika, Europa und China entfallen werden, wobei der BEV-Anteil 45 Prozent des Kia-Gesamtabsatzes in diesen großen Märkten betragen wird. Um dieses wachsende EV-Volumen zu bewältigen, wird sich die Rolle der einzelnen Produktionsstandorte verändern. Korea wird als globaler Knotenpunkt für Forschung, Entwicklung, Produktion und Lieferung von Elektrofahrzeugen dienen, während andere globale Fertigungsstandorte strategische EV-Modelle für die jeweiligen Märkte herstellen werden. In Europa zum Beispiel werden ab 2025 kleine und mittelgroße Elektrofahrzeuge produziert. In den Vereinigten Staaten, wo SUVs und Pickups mittlerer Größe beliebt sind, werden ab 2024 Elektroversionen dieser Modelle lokal gefertigt. In China plant Kia die Einführung von Elektrofahrzeugen der Mittelklasse ab dem kommenden Jahr, und in Indien sollen ab 2025 Einstiegs- und Mittelklassemodelle mit Elektroantrieb produziert werden.
Die wichtigsten Daten der Electric Global Platform:
- Sportliches Modell: unter 3,5 s für 0 – 100 km/h
- Top-Speed: 260 km/h
- Maximalleistung: 600 PS
- Reichweite Basis-Modell: 500 km (WLTP)
- Ladedauer: 18 Minuten für 80 Prozent Ladung; 5 Minuten für 100 Kilometer
- Ladetechnik: 800 Volt, ohne Adapter auch Aufladung an 400 Volt-Stationen
- Bidirektionales Laden: Vehicle-2-Load mit 3,5 kW
- Heckantrieb mit weiterem Motor Allradantrieb
- IDA Integrated Drive Axle
- Fünflenker-Hinterachse