Red Bull will Gerechtigkeit
Nach der Ankündigung schärferer Kontrollen muss Red Bull seinen Heckflügel ändern. Die Korrektur kostet eine halbe Million Dollar. Dafür drängt der WM-Herausforderer die FIA jetzt dazu, auch die Tests für die Frontflügel zu verschärfen. Damit will man Konkurrent Mercedes ärgern.
Red Bull-Teamchef Christian Horner nimmt es sportlich, obwohl die letzten Technische Direktive der FIA seinen Rennstall richtig viel Geld kosten wird: "Mercedes hat die Sache mit den Heckflügeln angeschoben. Das gehört zum Spiel in der Formel 1. Wir haben uns letztes Jahr dafür eingesetzt, dass die Motoren nur noch mit einem Power-Modus eingesetzt werden dürfen." Er sagt aber auch: "Mercedes kümmert sich mehr um die Angelegenheiten anderer Teams als jeder andere im Feld."
Technikchef Adrian Newey schätzt, dass die strengeren Heckflügel-Bestimmungen Red Bull eine halbe Millionen Dollar kosten werden. "Das ist keine triviale Sache." Was daran liegt, dass Red Bull seinen Flügel nach Meinung der Konkurrenz mit einem genialen Trick elastisch auslegt.
Die Gegner wollen anhand von Video-Aufnahmen beobachtet haben, dass sich die Heckflügel-Endplatten ab 250 km/h nach innen biegen und so das Flügelhauptblatt nach unten ziehen. Das Geheimnis der kontrollierten Verbiegung liegt offenbar im Aufbau der Karbonstrukturen der entsprechenden Teile. Red Bull war da schon immer Vorreiter und Grenzgänger.
Red Bull geht bei den Regeln ans Limit
"Aerodynamische Strukturen können sich bei hoher Geschwindigkeit verbiegen. Bis zu einem gewissen Grad ist das normal. Es kann aber auch in diese Teile einkonstruiert sein. Red Bull ist da schon immer an die Grenzen gegangen ist. 2014 in Abu Dhabi wurden sie dafür bestraft", heißt es bei Mercedes. Damals mussten beide Red Bull-Piloten aus der Boxengasse starten, weil sich die Frontflügel-Flaps über eine "weiche Verbindung" zu stark nach hinten gebogen hatten.
Sportdirektor Helmut Marko wehrt sich gegen den Vorwurf, dass die Autos des Brause-Herstellers zu irgendeiner Zeit dieser Saison illegal unterwegs waren: "Im Motorsport geht es darum, die Regeln bis ans Limit auszureizen. Dafür bezahlen wir unsere Ingenieure. Der Belastungstest für den Flügel legt das Limit fest. Wir haben alle Tests bestanden. Also war unser Auto auch legal. Wenn jetzt die Tests verschärft werden, werden wir reagieren."
Der Umbau aber kostet Zeit. Weil es eben kein banaler Mechanismus ist, den man einfach so ausbauen kann. Karbonstrukturen ändert man nicht über Nacht. Das braucht Zeit und kostet Geld. Die halbe Million Dollar Extrakosten wären in einer normalen Saison für Red Bull ein Griff in die Portokasse. Doch seit es eine Budgetdeckelung gibt, tut jede Ausgabe, die nicht einkalkuliert war, doppelt weh. "Das ist eine zusätzliche Strafe", gibt Horner zu.
Frontflügel-Änderung ist noch teurer
Der Engländer hat deshalb das Thema Frontflügel in die Runde geworfen: "Es gibt Aufnahmen von Imola, auf denen sich der Mercedes.Frontflügel mehr verbiegt als unser Heckflügel. Es wäre nur fair, wenn die FIA bei den Frontflügeln den gleichen Maßstab anlegt."
Red Bull rechnet fest damit, dass der Verband den Teams auch am vorderen Ende des Autos die Daumenschrauben anziehen wird. Und was kostet es, einen neuen Frontflügel zu bauen? "Mehr als die halbe Millionen. Jedenfalls nach unseren Standards", verrät Horner. Damit stünde es im Wettbewerb dem Gegner einen möglichst großen Schaden zuzufügen, unentschieden.
McLaren-Teamchef Andreas Seidl meint, dass da auf hohem Niveau geklagt wird: "Durch die ausgefallenen Rennen ist der Kostendeckel noch mal gestiegen. Da haben auch die Top-Teams wieder mehr Luft." Tatsächlich liegt er jetzt bei 149,8 Millionen Dollar. Für die Absagen in Kanada und der Türkei gab es wie für die Rennen 22 und 23 jeweils 1,2 Millionen Dollar extra obendrauf.