Schumacher mit Gegenwind

Mick Schumacher beschädigte sich bei seinem Ausritt die rechte Hinterradaufhängung und nahm den Notausgang.
Bei Haas F1 herrschte in Monaco am Donnerstag verkehrte Welt. Nikita Mazepin war in beiden Trainings schneller als Mick Schumacher. Und flog im Gegensatz zu ihm nicht von der Strecke.
Eigentlich war die Hackordnung bei Haas F1 in Stein gemeißelt. An den vergangenen vier Rennwochenenden hatte Mick Schumacher seinen Stallgefährten Nikita Mazepin im Griff. Das war auch die Erwartung, die viele vor der Saison an ihn hatten. Mazepin fiel eher durch Dreher auf und wirkte zeitweise etwas überfordert mit der Königsklasse.
Mazepin mit Vertrauen ins Auto
Ausgerechnet in Monaco machte Mazepin nun einen Schritt nach vorn. Zumindest in den Trainings am Donnerstag. Platz 17 und 18 standen zu Buche. Beide Male musste sich Schumacher hinten anstellen. Da wunderte sich der ein oder andere, wie der Russe ausgerechnet in den Häuserschluchten von Monaco so gut zurecht kam. Schließlich ist hier der Raum für Fehler extrem gering.
"Er war ganz glücklich heute", meinte Teamchef Günther Steiner. "Er hat sich einfach von Runde zu Runde verbessert. Er hat mehr Vertrauen ins Auto. Das ist vielleicht etwas überraschend hier, aber er hat jetzt auch mehr Zeit im Auto verbracht. Es ist das fünfte Rennwochenende."
Mazepin selbst kam aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus: "Ich hatte heute das nötige Vertrauen in das Auto, das ich brauchte. Angesichts des bisherigen Saisonverlaufs ist das überraschend, aber ich hatte so viel Spaß im Auto, dass es sich tatsächlich wie ein freier Tag anfühlte – es war einfach cool, zu fahren. "
Knappe Abstände zwischen den Teamkollegen
Mick Schumacher fehlte nur wenig auf den Teamkollegen. Im ersten Training waren es 0,185 Sekunden. Im zweiten Training nur neun Tausendstelsekunden. Trotzdem ging der Punkt am Donnerstag an Mazepin. Von den vier Monaco-Rookies schafften es nur zwei ohne größere Schäden durch die erste Tuchfühlung zu kommen: Nicholas Latifi im Williams und Mazepin. Yuki Tsunoda und Mick Schumacher mussten auf die harte Tour lernen, dass der 3,337 Kilometer lange Kurs keine Fehler verzeiht.
Während Tsunoda nur 11 Runden im zweiten Training schaffte und danach Feierabend hatte, war es bei Schumacher Glück im Unglück. Er krachte wenige Minuten vor Schluss im Streckenabschnitt Massenet mit der rechten Seite in die Leitplanke. "Er war ein bisschen nah an Sergio Perez dran und hat dann wohl Abtrieb verloren", sagte Steiner. "Die rechte Hinterradaufhängung hat etwas abbekommen. Wir hoffen, es ist nichts am Getriebe. Aber es sieht nicht so aus."
Schumacher kennt jetzt das Limit
Schumacher selbst nahm es sportlich: "Da ist kein Platz für Fehler, ich habe einen kleinen Fehler gemacht, und das ist passiert. Jetzt kenne ich das Limit und weiß, wie weit ich gehen kann."
War Schumacher vielleicht zu Beginn zu vorsichtig und schließlich etwas übermütig? Das sieht Steiner nicht so. "Er hatte die richtige Herangehensweise. Es war sehr ausgeglichen zwischen den beiden. Ich weiß nicht, wie viel er noch in der Hinterhand hatte." Insgesamt war Steiner auch happy mit dem ersten Tag seiner jungen Zöglinge – trotz des Malheurs. "Wenn es überhaupt einen guten Zeitpunkt gibt, die Mauer zu treffen, dann wenn die Sitzung fast vorüber ist. Und so war es."