Darum geht der Stern runter
Mercedes verwehrt der C-Klasse künftig die Kühlerfigur. Das Mittelklasse-Modell kommt ab Baureihe W 206 nur noch mit Zentralstern. Warum eigentlich?
1909 haben Paul und Adolf, die Söhne von Gottlieb Daimler eine Idee. Ein einprägsames Symbol soll die Fahrzeuge der Daimler-Motoren-Gesellschaft zieren. Das passende Design haben die beiden auch direkt parat. Nachdem der Vater in seiner Zeit als technischer Direktor der Gasmotorenfabrik Deutz das Wohnhaus der Familie auf einer Postkarte mit Deutzer Stadtansicht per Stern gekennzeichnet hatte, sollte es eben jenes Symbol werden. Am 24. Juni 1909 wird schließlich der Gebrauchsmusterschutz des dreistrahligen Sterns beim kaiserlichen Patentamt beantragt. Die drei Strahlen stehen dabei für den Einsatz von Daimler-Motoren zu Wasser, an Land und in der Luft. 1910 wird der Stern dann erstmals als Kühlersymbol auf einem Personenwagen benutzt, zunächst allerdings ohne einfassenden Kreis. Der Ring kam 1916 dazu und nach der Fusion mit Benz & Cie 1926 wurde aus dem Schriftzug schließlich "Mercedes-Benz".
300 SL als Zentralstern-Pionier
Von nun an beginnt die beispiellose Erfolgsgeschichte eines Markenlogos, das wie kaum ein anderes zum Symbol für Luxus und technologische Innovation wurde. Stolz tragen viele Modelle den Stern an exponierter Stelle vorne auf der Motorhaube, seit 1957 übrigens dank einer Feder abknickbar und zurückklappend, der Passanten-Sicherheit zuliebe. Doch nun scheint es, als verliere die Firma Witte Niederberg in Nordrhein-Westfalen Teile eines prestigeträchtigen Auftrags. Diese fertigt nämlich die Kühlerfigur – doch Mercedes verabschiedet die C-Klasse nun endgültig vom Hauben-Dekor. Der Stern wandert dauerhaft in den Kühlergrill.
Wobei diese Positionierung durchaus auch Tradition hat. Schon die Rennwagen der 1930er-Jahre trugen das Markenzeichen aus Gründen der Aerodynamik flach auf der Front. Die SL-Modelle der 1950er-Jahre etablieren schließlich den großen Zentralstern im Kühler als Kennzeichnung sportlicher Fahrzeuge. An dieser Tradition hat sich bis zuletzt nichts geändert – auch heute ist die Kühlerfigur Luxus-Sinnbild, während der Zentralstern die Sportlichkeit, etwa von AMG-Modellen, hervorheben soll. Warum in diesem Zug auch die SUV-Modelle das Logo im Grill tragen, ist vielleicht ein wenig inkonsequent. Der Mercedes-Maybach GLS ist jedenfalls der einzige große Allradler, der eine altehrwürdige Kühlerfigur präsentieren darf.
Freie Auswahl mit der C-Klasse
Die C-Klasse der Baureihe 204 (2007 bis 2014) überließ den Kunden erstmalig die Entscheidung über die Positionierung des prägnanten Logos. In den Ausstattungslinien "Classic" und "Elegance" sitzt der Stern oben, fiel die Wahl auf "Avantgarde" wurde das Auto mit Zentralstern ausgeliefert. Und ausgerechnet mit der Einführung der neusten Generation W 206 soll diese Wahlmöglichkeit nun entfallen. Wir haben bei Mercedes nachgefragt, warum das so ist.
"Die C-Klasse wird von unseren Kunden in aller Welt mehr und mehr als sportliche Limousine innerhalb der Mercedes-Welt wahrgenommen und die Nachfrage nach dem Zentralstern im Kühlergrill nimmt bei dieser Baureihe mit jedem Modell weiter zu. Diesem Wunsch kommt Mercedes-Benz nach und bietet die C-Klasse zum Markstart ausschließlich mit Zentralstern an", verrät uns ein Unternehmenssprecher.
Vor dem Hintergrund, dass die kommende Generation der C-Klasse optisch an Sportlichkeit zulegen wird, klingt das irgendwie nachvollziehbar. Traditionalisten müssen fortan eben etwas tiefer in die Tasche greifen, um sich am stehenden Stern zu ergötzen. Der wird nämlich E-Klasse, S-Klasse und Maybach-Modellen vorbehalten sein. Aber, so wurde uns versprochen, das dafür heute und auch in Zukunft. Die aktuelle S-Klasse können Sie sich in unserer Fotoshow ansehen, und schonmal anfangen, Münzen ins Sparschwein zu werfen.