Auf fünf der letzten sechs Rennstrecken hatte Mercedes das bessere Auto. Das Aero-Paket von Silverstone zeigt immer mehr Wirkung, je besser man es versteht. Teamchef Toto Wolff sprach davon, dass man inzwischen das Auto ganz anders einstellt als noch im Frühjahr und Sommer.
Die Schwachstelle des Mercedes ist der Motor. Hamilton brauchte seine vierte Antriebseinheit. Er hatte gar keine große Wahl. Die erste ist kaputt, die zweite musste ihre Peripherie-Komponenten an die vierte abgeben, der dritten traut man kaum noch eine Renndistanz zu.
2. Red Bull - Red Bull hatte mit dem Setup verwachst. Wenn Verstappen in der Qualifikation nur 0,130 Sekunden schneller ist als Gasly im Alpha Tauri, kann etwas nicht stimmen. Das Wochenende begann mit gravierenden Balanceproblemen. Das wurde am Samstag besser, aber nie ganz gelöst.
Die Strecke im Istanbul Park war um fünf Sekunden schneller als im Vorjahr. Damit lieferten die Simulationen die falschen Vorschläge für die Fahrzeugabstimmung. Das traf aber auf alle zu. Andere haben einfach besser darauf reagiert als Red Bull. Vielleicht war es keine gute Idee, das Auto bis zum GP Russland immer wieder zu verändern.
Auch der Regen half Red Bull nicht. Bottas hatte Verstappen jederzeit im Griff. Dabei ist der Finne kein ausgewiesener Regenspezialist. Aber 14,5 Sekunden Rückstand auf den Sieger sind ein Wort. Die Red-Bull-Piloten machten dazu den Fehler, zu aggressiv in Kurve 8 zu fahren. Das richtete ihre Intermediates hin.
3. Ferrari - Ferrari bläst zur Aufholjagd gegen McLaren. Der Rückstand auf Platz 3 wurde um 10 Punkte verkürzt. Es hätte noch mehr für Ferrari rausspringen können. Sainz musste wegen des Motorwechsels aus der letzten Reihe starten und wurde trotz eines Achtsekunden-Boxenstopps Achter. Leclerc verschenkte ein Podium, weil er zu spät zum Boxenstopp kam.
Seit Ferrari das neue Hybridsystem an Bord hat, müssen die Fahrer Geraden nicht mehr fürchten. Ganz offensichtlich wird die Elektropower effizienter gespeichert und verteilt. Mehr Leistung beim Beschleunigen, weniger Clipping am Ende der Geraden. Soll heißen: Der Motor geht später in den Ladebetrieb.
Sainz wurde für seine Aufholjagd mit etwas mehr Abtrieb ins Rennen geschickt, um gut aus Kurve 9 zu kommen. Bei Leclerc erwartete man eine Verteidigungsschlacht. Er war auf weniger Anpressdruck getrimmt und war alle Tage der Schnellste an der Top-Speed-Messstelle.
Jetzt hat es auch McLaren mit einer Motorenstrafe erwischt. Da Ricciardo schon im Q1 rausflog, ergriff das Team die goldene Gelegenheit und baute die vierte Antriebseinheit in das Auto mit der Startnummer 3. Norris wird bei einem späteren Rennen folgen.
5. Alpha Tauri - Endlich passte bei Gasly wieder alles zusammen. Der 4. Startplatz zeigte erneut, wie schnell das Auto in den Händen des Franzosen ist. Tsunoda schaffte es dank der Soft-Reifen im Q2 ins Q3, versemmelte Punkte aber durch einen Dreher. Gasly kostete seine Strafe möglicherweise einen Platz gegen Hamilton.
Das war eine Meisterleistung an Reifenmanagement. Ocon schaffte es als einziger mit einem Satz Reifen über die Distanz zu kommen. Bei Regenrennen ist das erlaubt. Ohne den Coup hätte es der lange Franzose nicht in die Top Ten geschafft. Dazu war der Alpine an diesem Tag zu langsam. Wie der Renault im Vorjahr.
7. Aston Martin - Aston Martin tritt auf der Stelle. Die Startplätze 8 und 10 für Stroll und Vettel spiegeln den Normalfall wider. Auch im Rennen ging es nicht vorwärts. Stroll hatte im Vorjahr bei ähnlichen Bedingungen mit 32 Führungsrunden geglänzt. Perez fuhr im zweiten Racing Point auf das Podest. Und diesmal? Mickrige zwei Punkte.
Teammanager Stevenson meinte auf die Frage, was Aston Martin auf dieser Strecke vermisste: „Das letztjährige Auto.“ Das sagt alles. Dem AMR21 fehlt es an Abtrieb. Stroll fuhr seinen Stiefel runter und wurde Neunter. Vettel versuchte mit Slicks das Unmögliche und fiel auf die Nase.
