Tesla darf mit Hightech weiterholzen

Obwohl noch letzte Genehmigungen fehlen, durfte Tesla in Grünheide beginnen Bäume zu fällen. Und nutzt dazu Hightech aus Finnland. Der Holzvollernter von Ponsse macht mit den Kiefern auf dem Gelände der künftigen Gigafactory kurzen Prozess. Doch die mussten nach einem gerichtlich Verhängten Rodungsstopp kurz pausieren. Jetzt geht es weiter.
Tesla drückt aufs Tempo. Bis Ende 2021 soll die neue Gigafactory im brandenburgischen Grünheide stehen. Noch stehen auf dem knapp 92 Hektar großen Gelände aber Kiefern. Die müssen weg. Und dürfen das nach Aussage des Umweltministerium Brandenburg auch. Das Landesamt für Umwelt habe „die Zulassung für einen vorzeitigen Beginn der Rodung erteilt“. Wichtige Einschränkung: Tesla arbeitet noch auf eigenes Risiko, weil das umweltrechtliche Genehmigungsverfahren noch nicht abgeschlossen ist. Die Einspruchsfrist läuft noch bis zum 5. März 2020. Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach twitterte am 13.02.2020 ein Foto der beginnenden Arbeiten.
Umsiedlung von Ameisen und Eidechsen
Sollte die Genehmigung für das Vorhabens ausbleiben, heißt das aber noch lange nicht, dass die Gigafactory noch gestoppt werden kann. In dem Fall müsste Tesla lediglich im Wald Ausgleichsflächen aufforsten. Grundsätzlich gelten während der Arbeiten aber umfangreiche Auflagen zum Schutz der Umwelt und der Bevölkerung. Tesla plant zudem Aktionen wie die Umsiedlung von Waldameisen oder Eidechsen.
Eilanträge verzögern Rodungsarbeiten
Bereits am Samstag (15.2.2020) musste Tesla die Rodungsarbeiten aber schon wieder einstellen. Wie der Spiegel berichtet, hat das Oberverwaltungsgericht (OVG) Berlin-Brandenburg die laufenden Arbeiten auf dem Gelände für die geplante Tesla-Fabrik in Grünheide vorläufig beendet. Es entsprach damit einem Antrag der Grünen Liga Brandenburg. Der verfügte Stopp gelte, bis über die Beschwerde der Grünen Liga gegen den Frankfurter Beschluss entschieden ist, heißt es in dem OVG-Bescheid. Die fortgeschrittenen Rodungsarbeiten machten die vorläufige Untersagung der Baumfällarbeiten erforderlich, denn sie könnten schon binnen weiterer drei Tage abgeschlossen sein. Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg hat allerdings am Donnerstag (20.2.2020) die Eilanträge zweier Umweltschutzverbände abgewiesen: Die Rodungen für das geplante Tesla-Werk in Grünheide dürfen damit fortgesetzt werden. Der Beschluss ist nicht anfechtbar.
Harvester schaffen Fakten
Allen Einschränkungen und fehlenden Genehmigungen zum Trotz liefen die Arbeiten bis Samstag bereits auf Hochtouren. Und weil 92 Hektar Wald nicht in Handarbeit kleinzubekommen sind, hat Tesla sich Hightech-Unterstützung besorgt. Auf dem Gelände in Grünheide sind Holzvollernter im Einsatz, die international schlicht Harvester genannt werden. Die mehrachsigen Spezialmaschinen fixieren die Bäume, fällen sie, entasten die Stämme und legen sie für den Abtransport bereit. Alles in einem Arbeitsschritt. In Skandinavien werden diese Maschinen seit den frühen 1980er Jahren eingesetzt. Mittlerweile wird dort fast die gesamte Holzernte hochmechanisiert durchgeführt.
22,5 Tonnen, acht Räder
In Grünheide unter anderem in Einsatz: der 22,5 Tonnen schwere Scorpion King der finnischen Firma Ponsse. Der besteht wie fast alle Harvester aus drei zentralen Elementen: der Kabine, der Antriebseinheit und dem Kran. In der Draufsicht sieht der etwas über 8 Meter lange und rund 3 Meter breite Scorpion King damit aus wie eine adipöse Ameise auf acht Rädern. Die Kraft für den Antrieb und die Hydraulik liefert ein von Mercedes zugelieferter Reihen-Sechszylinder-Common-Rail-Diesel mit 286 PS und einem maximalen Drehmoment von 1.200 Newtonmetern.
Der Arbeitsplatz des Fahrers befindet sich in einer verglasten Kabine weit vor der Antriebseinheit. Das garantiert beste Sicht auf den Arbeitsbereich des rund 11 Meter langen Kran, der wie eine Gabel von hinten über die Kabine führt. An der Spitze des Ausleger sitzt ein so genanntes Harvester-Aggregat, das die Bäume greift, fällt und entastet.
35 Sekunden pro Baum
Um auch in unwegsamem Gelände sicher arbeiten zu können, verfügt der Scorpion King über ein aktives Stabilisierungssystem. Das berücksichtig, wie stark Kran und Harvester-Aggregat gegen das Gewicht des Hinterrahmens wirken und arbeitet aktiv dagegen, indem der Scorpion King die Hinterräder in den Boden drückt. Damit soll das Fahrzeug jederzeit stabil und sicher stehen. Zudem sorgt eine Hydraulik dafür, dass die Kabine immer waagrecht bleibt und der Fahrer damit einen idealen Blick auf sein Arbeitsfeld behält. Im Schnitt fällt der Fahrer mit seinem Harvester alle 35 Sekunden einen Baum und ist damit mindestens zehnmal so schnell wie ein routinierter Waldarbeiter. Laut der Brandenburgs Landesregierung werden die Rodungsarbeiten ungefähr zwei Wochen bis Ende Februar 2020 dauern. Aktuell laufen zwei Eilanträge von Umweltschützern, die die Arbeiten stoppen wollen.