Neuer Sitz, neues Glück
Mick Schumacher geht in Istanbul vom 14. Startplatz aus ins Rennen. Mit etwas Glück wäre vielleicht sogar der Einzug in die Top-Ten-Runde des Qualifyings möglich gewesen. Warum der Haas-Rookie so stark auftrumpfte, konnten weder der Pilot noch sein Teamchef erklären.
Normalerweise hat Mick Schumacher im Qualifying nur einen Gegner – seinen Haas-Teamkollegen Nikita Mazepin. Doch in Istanbul geigte der Rookie plötzlich munter im Mittelfeld mit. Schon die ersten schnellen Runden im Q1 ließen eine kleine Sensation erahnen. "Das Auto hat sich einfach toll angefühlt. Es war schön, dass wir mal mit den anderen Team. kämpfen konnten. Das hat richtig Spaß gemacht", strahlte der 22-Jährige.
Vor seinem letzten Versuch im ersten Abschnitt fehlten noch ein paar Zehntel zum rettenden Ufer. Doch dann bewies der Youngster Nervenstärke: "Ich wusste, dass im Vergleich zum Run davor noch etwas Luft nach oben war. Dann konnte ich zum Glück fast alles rausholen, was dringesteckt hat." Mit einer fehlerfreien Runde zeigte Schumacher Nervenstärke und unterbot dabei sogar die Q1-Zeiten von Sebastian Vettel und Daniel Ricciardo.
"Als sich mein Renningenieur bei mir über Funk gemeldet hat, da habe ich im Hintergrund den Jubel am Kommandostand gehört. Da wusste ich, dass es für das Q2 gereicht hat", grinste Schumacher. Am Ende wurde es der 14. Startplatz für das Rennen am Sonntag. Aber vielleicht wäre sogar noch mehr drin gewesen. Auch die Top-Ten-Runde lag nicht außer Reichweite.
Gelbe Flaggen verhindern Q3-Einzug
Schumacher musste seinen letzten Anlauf abbrechen, weil George Russell vor ihm neben die Strecke rutschte und gelbe Flaggen auslöste. "Das war schade. Ich hätte von mir aus sicher noch zwei, drei Zehntel schneller fahren können, als beim Versuch zuvor. Und dann kommt ja noch die Verbesserung der Strecke dazu. Ob es für das Q3 gereicht hätte, ist schwer zu sagen. Aber ich war zuvor eigentlich immer auf dem Niveau von Yuki (Tsunoda) unterwegs."
Im Gegensatz zu Schumacher schaffte es der Japaner am Ende über die Hürde. Bei Schumacher überwog trotzdem die Freude über den zweiten Q2-Einzug des Jahres. Bei der Q2-Premiere in Frankreich hatte der Nachwuchspilot nicht an der zweiten Runde teilgenommen, weil er am Ende vom Q1 sein Auto in der Bande versenkt hatte.
"Es war ein schönes Gefühl, erstmals im Q2 mitmischen und dann noch vom Q3 träumen zu dürfen. Wir haben uns diesen Erfolg ehrlich verdient. Das Team hat eine super Arbeit abgeliefert. Dieses Niveau müssen wir jetzt bis zum Ende des Jahres aufrechterhalten", spornte Schumi seine Truppe an.
Keine Erklärung für starke Leistung
Warum es plötzlich in Istanbul so flutschte, konnte Schumacher nicht erklären: "Wir waren hier generell näher dran an den anderen. Und bei den schwierigen Bedingungen hat man als Fahrer natürlich mehr Möglichkeiten einen Unterschied zu machen." Vielleicht half ja auch der neue Sitz, den Schumacher in Istanbul erstmals im Einsatz hatte. "Der bleibt jetzt auf jeden Fall erstmal drin. Vielleicht bringt der ja Glück."
Teamchef Guenther Steiner zeigte sich natürlich sehr zufrieden mit der Leistung seines Schützlings. Wie die Leistungsexplosion zustande kam, konnte aber auch der Südtiroler nicht erklären: "Mick hat sich gut an die Strecke gewöhnt und hat die Runde dann zusammengebracht. Ich bin aber schon das ganze Jahr happy mit ihm. Das Potenzial ist vorhanden. Da wird sicher auch noch mehr kommen."
Bei Haas backt man mittlerweile kleinere Brötchen. Der Q2-Einzug war für Steiner schon ein Grund zu feiern. "Ich freue mich einfach für das ganze Team. Die Jungs arbeiten so hart. Wenn dann keine Ergebnisse kommen, dann fühle ich mich selbst fast schon schlecht. Vor ein paar Jahren haben wir uns geärgert, wenn wir nicht ins Q3 kamen. Jetzt freuen wir uns über das Q2. Man braucht einfach solche kleinen Erfolge."
Erste WM-Punkte in Griffweite
Wie erwähnt war Schumi im Qualifying nah dran an den Top Ten. Ob es im Rennen mit den ersten WM-Punkten klappt, ist aber fraglich: "Bei trockenen Bedingungen wird es sicher schwer", erklärt Pessimist Steiner. "Wir brauchen ein bisschen Hilfe. Mischverhältnisse wären besser. Vielleicht fällt ja auch mal jemand aus. Aber leider war die Zuverlässigkeit dieses Jahr sehr hoch."
Die Stimmung im schwer gebeutelten Haas-Team ist auf jeden Fall wieder gut. Nur Nikita Mazepin konnte nicht mitfeiern. Der Russe legte einige Dreher auf den Asphalt und landete auf dem letzten Platz. "Ich hatte Probleme die Temperatur in den Reifen zu halten. Das spielt bei solchen Bedingungen eine große Rolle", analysierte der Blondschopf. "Am Ende war es einfach ein schlechter Tag von mir – aber nicht vom Team."