525.000 Euro pro Woche
Icon Yachts hat aus einem Versorger eine Hightech-Eisbrecher-Yacht gemacht.
Eine Yacht zu mieten hat was. Die große Frage ist eigentlich nur, wie groß und wie lang sie sein soll. Denn wer sich damit tatsächlich auseinandersetzt, dürfte in puncto Finanzen keinerlei Limits kennen. Doch muss es ja nicht gleich eine über 100 Meter lange Yacht, wie die Dream, für zwei Millionen Euro pro Woche sein. Es geht auch wesentlich günstiger. Und genau an dieser Stelle kommt die Ragnar in den Hafen eingelaufen.
Die unter der Flagge Maltas fahrende Yacht mit dem Rufzeichen 9HA5201 und der IMO-Nummer 9621522 (bleibt während der gesamten Lebensdauer des Schiffs mit dem Schiffkörper verbunden) kostet in der Sommersaison nur 525.000 Euro pro Woche. Im Winter sind 650.000 Euro fällig. Das Besondere an der 68 Meter langen und 14 Meter breiten Luxusyacht: Nach ihrem Stapellauf im Jahr 2012 begann sie ihr Schiffsleben als Mehrzweck-Versorger unter dem Namen Sanaborg. Nach nur 5.000 zurückgelegten Seemeilen (9.260 Kilometer) kam sie im Juli 2017 ins Trockendock und verwandelte sich mithilfe von Icon Yachts aus einem hässlichen Entlein zur Vorzeige-Luxusyacht.
Eisbrecher mit Stil
Was nach dem 22 Monate andauernden Umbau unter dem Namen Ragnar (Wikinger und König von Dänemark Ragnar Lodbrok) die Werft verließ, hatte mit dem Ausgangsmaterial nur noch wenig gemein. Allein das Äußere kommt nicht nur martialisch daher, es versprich sehr vieles, was es aber auch halten kann. So wirkt die Yacht nicht nur so, als würde man mir ihr Eisschollen durchbrechen können, dank des zertifizierten Ice-Class-1A-Super-Rumpf ist es sogar gewollt. Genauer gesagt bedeutet dies, dass der Kapitän sie bei Temperaturen von bis zu -35 Grad Celsius mit einer Geschwindigkeit von vier Knoten (7,41 km/h) im Eis mit einer Dicke von 50,8 Zentimetern Zoll betreiben kann. Die Ragnar ist offiziell ein Schiff der LY3-Klasse mit der Fähigkeit zur Erforschung der Arktis und schafft mit einer Tankfüllung 6.000 Seemeilen (11.112 km).
Sie bietet zwölf Gästen in acht Kabinen und 17 Crewmitgliedern Platz. Zwei Caterpillar-Motoren mit einer Leistung von je 2.682 PS saugen pro Stunde 500 Liter Treibstoff aus dem Tank der Yacht, die eine Bruttoraumzahl von 2.272 hat. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei zehn Knoten, rund 18,5 km/h, die Reisegeschwindigkeit beträgt acht Knoten (14,8 km/h).
Schwimmender Vergnügungspark
Die eigentlich spannenden Zahlen sind jedoch ganz andere: die der fahrbaren und stationären Spielzeuge und Annehmlichkeiten. Da wären 3 Beiboote, 1 Airbus EC145-Hubschrauber, 1 U-Boot, 1 Deckjacuzzi, 1 Pool, 4 Stand up Jetskis, 4 Schneemobile, 4 Quads, 6 SeaBobs, 1 Flyboard, 2 eFoils, 6 Stand up Paddleboards, Wake- und Surfboards, Kites, Wasserski, aufblasbare Spielzeuge, Tauch- und Angelausrüstungen sowie das Amphibienfahrzeug Big Bo.
Letzteres ist ein 1,9 Tonnen schweres ATV mit einem 1,5 Liter großen und 102 PS starken Hyundai-Motor an Bord. Er treibt das 3,65 Meter lange und 2,52 Meter breite Gefährt bis zu einer Geschwindigkeit von 55 km/h. Mithilfe seines 90 Liter-Tanks und den 1,58 Meter großen schlauchlosen Reifen können seine fünf Insassen bis zu zwölf Stunden Spaß sowohl zu Lande als auch zu Wasser haben.
Im Sommer quer durch Europa
Dass neben den ganzen Spielereien, Massagen und sonstigen Wellnessangeboten auch noch Zeit zum Erforschen der Arktis bleiben soll, ist vor allem im Sommer kaum nachzuvollziehen. Das haben sich auch die Vermieter der Yacht gedacht und schippern in den Sommermonaten vornehmlich im gemäßigten Europa umher. Aktuell befindet sich die Yacht laut marinetraffic.de (Stand 14.05.2021) im Hafen von Viareggio in Italien. Erst im Winter geht es erneut auf Forschungsreise ins ewige Eis.