Mechanisch passt’s noch nicht
Red Bull wurde vom griffigen Asphalt in Istanbul auf dem falschen Fuß erwischt. Das Basis-Setup passte überhaupt nicht zum Untergrund. Max Verstappen klagte erst über Untersteuern, dann über ein zickiges Heck. Auf die Ingenieure wartet nun eine lange Nacht.
Vor 11 Monaten sparten die Fahrer nach den beiden ersten Istanbul-Trainings nicht mit Kritik. Auf dem damals frisch verlegten Asphalt fanden die harten Pirelli-Reifen nur wenig Haftung. Dieses Jahr ging der Gummi-Lieferant mit den Mischungen eine Stufe weicher. Und der Veranstalter ließ den rutschigen Bitumen mit Hochdruckreinigern aus der Oberfläche der Asphaltschicht waschen.
Die Maßnahmen zeigten mehr Wirkung als es sich die Optimisten vorher ausgemalt hatten. Schon auf den ersten Runden funkten die Piloten an die Box, dass der Griplevel spürbar höher ist. "Es ist jetzt eine ganz andere Strecke als im letzten Jahr", staunte zum Beispiel Daniel Ricciardo. Die Zeiten waren mehrere Sekunden schneller, als es die Simulationen der Teams vorher berechnet hatten.
Red Bull nicht im Setup-Fenster
Besonders Red Bull wurde von dem überraschend griffigen Asphalt auf dem falschen Fuß erwischt. Max Verstappen klagte schon in der ersten Session über massives Untersteuern. Zur zweiten Session wurde das Auto komplett umgebaut. Doch plötzlich zickte das Heck am Scheitelpunkt. Die schlechte Balance machte sich auch auf der Uhr bemerkbar: "In ein paar Kurven haben wir viel Zeit gegenüber Mercedes verloren", schimpfte Sportchef Helmut Marko.
Max Verstappen fehlten am Ende mehr als sechs Zehntel auf die Tagesbestzeit von Lewis Hamilton. Und auch im Longrun konnte der Red Bull nicht mithalten. "Das war nicht unser bester Tag", so das ernüchternde Fazit des WM-Zweiten. "Wir müssen uns die Daten nun noch einmal genau anschauen. Wir haben schon in den Sessions ein paar unterschiedliche Sachen probiert, aber der Knoten ist nicht richtig aufgegangen."
Red Bull probierte an beiden Autos unterschiedliche Heckflügel. Verstappen war mit mehr Abtrieb unterwegs, Perez hatte einen kleineren Flügel. "Das Auto war heute einfach nicht im richtigen Fenster. Wir haben schon ein paar Ideen, was wir ändern müssen", gab sich Teamchef Christian Horner zuversichtlich. "Wir haben beim Auto von Checo ein paar Ansätze gesehen. Dabei geht es aber nicht nur um den Abtrieb sondern vor allem um das mechanische Setup. Das wird eine lange Nacht für unsere Jungs an der Strecke und in der Fabrik in Milton Keynes."
Hinterachse zu weich
Vor allem an der Hinterachse hatte Red Bull wohl in die falsche Richtung gearbeitet. Ähnlich war der Fall auch bei Alpha Tauri. "Wir hatten mit wenig Grip gerechnet und die Hinterachse deshalb relativ weich eingestellt", gab Teamchef Franz Tost zu. "Das haben wir zum zweiten Training geändert, dann wurde es besser. Ganz perfekt ist die Balance aber auch nicht. Die Fahrer haben immer noch über Untersteuern geklagt."
Bei Red Bull kann man nur glücklich sein, dass Titelkonkurrent Lewis Hamilton wohl nicht von seiner guten Istanbul-Form profitiert. Der amtierende Weltmeister muss wegen einer Motorenstrafe zehn Startplätze zurück. "Wir müssen auf uns selbst konzentrieren", winkt Verstappen ab. "Ich hoffe, dass wir uns bis zum Qualifying verbessern können und wir wieder in die richtige Spur zurückfinden. Das wird eine große Herausforderung."