Niederlage mit schnellerem Auto
Diesen Grand Prix von Bahrain hätte Max Verstappen eigentlich gewinnen müssen. Doch seine Strategen kosteten ihn den Sieg. Er saß zwar im schnelleren Auto, doch Lewis Hamilton ließ ihn in der Schlussphase auflaufen. Immerhin: Red Bull hat sein Ziel erfüllt, Mercedes vom Saisonstart weg auf Augenhöhe zu begegnen.
Solche Niederlagen schmerzen besonders. Und sie können in einer umkämpften Weltmeisterschaft teuer werden. Red Bull hatte in Bahrain das schnellere Auto als Mercedes. In der Qualifikation deutlich, im Rennen immerhin noch insoweit, dass Max Verstappen den Saisonauftakt von Pole-Position hätte gewinnen müssen. Er wurde nur Zweiter. 25 Punkte, die eigentlich für ihn reserviert waren, gingen ausgerechnet an den schärfsten Rivalen. Mercedes setzte einen Stich in einem Red Bull.Rennen.
Deshalb hingen bei Red Bull nach dem GP Bahrain auch die Köpfe. "Das ist ein frustrierender zweiter Platz. Ein Ergebnis, das schwer zu schlucken ist", sprachen Cheffahrer und Teamchef im Einklang. Doch in der Niederlage fand Verstappen auch das Positive. "Im letzten Jahr wären wir mit so einem Rennen zufrieden gewesen. Jetzt sind wir es nicht. Das zeigt, welche Fortschritte uns über den Winter mit dem Auto gelungen sind. Wir haben Mercedes einen harten Kampf geliefert. Das war schon mal wichtig. Wir haben noch 22 weitere Chancen."
Die Kombination Red Bull und Honda hat über den Winter vieles richtig gemacht. Der RB16B kann jetzt auch langsame Kurven. Da hatte Mercedes 2020 noch einen größeren Vorteil. Kein Auto liegt so stabil. Keines ist unter allen Bedingungen so schnell. Honda hat spürbar nachgebessert. "Mehr Power, bessere Fahrbarkeit, kompakter: So schlank wie wir im Heck baut keiner", merkt Sportchef Helmut Marko an.
Horner nimmt Strategen in Schutz
Das erste Rennwochenende 2021 verspricht, dass Mercedes und Red Bull in dieser Saison tatsächlich in einem Zweikampf über 23 Grand Prix die WM ausfechten. Hamilton. itemprop="name" />Lewis Hamilton./span> gegen Max Verstappen: Darauf hatten die Fans seit langem gehofft. Die Red Bull.Ingenieure haben endlich das umgesetzt, was die Teamführung seit Jahren fordert. Ein Auto, das ab dem Start auf Augenhöhe mit Mercedes fährt. "Im ersten Punkt unseres Lastenheftes stand: ab der ersten Runde im ersten Training wettbewerbsfähig sein. Das ist uns gelungen", freut sich Marko.
Auf eine Runde war der RB16B in Bahrain ein Überflieger. Verstappen nahm Hamilton fast vier Zehntelsekunden ab. "Wir hatten mit zwei Zehntel gerechnet", führt der Grazer Doktor aus. "In Q3 hat Max dann eine außerirdische Runde hingezaubert." Im Rennen pirschten sich die Mercedes heran. Doch auch mit einem widerspenstigen Differential war Verstappen etwas schneller als Hamilton. "Ich hatte auf einer Seite der Hinterachse mehr Radschlupf." Das kurveninnere Rad neigte beim Herausbeschleunigen zum Durchdrehen. Das kostete Traktion und nagte auch am Reifen. Das Differential sperrte nicht, wie es sich der zehnmalige GP-Sieger wünschte.
Trotzdem hätte Verstappen das Rennen gewonnen. Wenn seine Strategen richtig gehandelt hätten. Doch ein zögerlicher Kommandostand öffnete Mercedes die Tür zum Undercut. Über einen früheren ersten Boxenstopp erbte Hamilton die Führung. Über einen früheren zweiten sicherte er sie ab.
Verstappen ärgerte sich. "Bei diesen Autos, mit denen Überholen so schwer ist, ist die Position auf der Rennstrecke entscheidend. Heute war wieder so ein Beispiel. Wir haben sie leider aus der Hand gegeben." Teamchef Christian Horner nahm seine Truppe in Schutz, obwohl auch ihm klar sein musste, dass Red Bull das Rennen über die Strategie verloren hatte.
Doch der Chef stellte sich in der Öffentlichkeit vor seine Mannschaft. "Wir haben das Rennen nicht in der Box verloren. Mercedes war einfach sehr schnell. Vor allem auf den Mediumreifen. Das wussten wir schon nach der Qualifikation. Max konnte Lewis nach dem Start einfach nicht entwischen. Deshalb war der Undercut überhaupt erst möglich."
Nur ein Satz harter Reifen./strong>
Einen vermeintlichen Fehler hatte Red Bull bereits in den Trainings begangen. Man reservierte sich für die Renndistanz nur einen frischen harten Reifen. Mercedes hatte für beide Fahrer jeweils zwei neue Garnituren. Die härteste Mischung war über die Distanz besser als der Medium, von dem Verstappen noch einen Satz übrig hatte. Der Zweitplatzierte ließ Kritik durchblicken. "Wir hatten mit unseren Reifen nicht die Flexibilität wie Mercedes."
Dass Verstappen trotz falscher Taktik dennoch siegen hätte können, zeigt, wie gut dieser Red Bull ist. Er überholte Hamilton sogar vier Runden vor Zielflagge. Doch aus Sicht von Red Bull leider abseits der Strecke. Sechs Kurven schien der Niederländer auf dem Weg zum Sieg. Dann musste er Hamilton den Platz zurückgeben. Auf der Jagd nach der zweiten Chance stand sein RB16B in Kurve 13 quer. Das überhitzte die Pirellis, die danach in die Knie gingen.
Der Zweite berichtete von seinen letzten Runden. "Ich konnte mit frischeren Reifen spielend aufschließen. Doch so wie der Wind geblasen hat, hatte ich in den kritischen langsamen Kurven keinen Grip. Zumindest nicht genug, um einen Unterschied ausmachen zu können. Nach dem heiklen Moment in Kurve 13 gab der Reifen keine Attacke mehr her."
Zwei Aufpasser für Track Limits
In der Diskussion um die Track Limits sah sich Red Bull benachteiligt. Das Team akzeptierte ohne zu murren, dass Verstappens Überholmanöver gegen Hamilton gegen die Regel verstieß. Man störte sich aber an der generellen Auslegung der Track Limits. Mercedes nutzte im ersten Rennteil die breite vierte Kurve deutlich mehr aus. Durch einen größeren Radius legt man zwar mehr Meter zurück, baut aber eine höhere Geschwindigkeit auf. "Als sie pushten, haben sie Kurve vier stärker ausgenutzt. Das bringt an dieser Stelle zwei Zehntelsekunden", rechnete Horner vor.
Der Engländer mahnte auch, dass es bei den Track Limits keinen Interpretationsspielraum geben dürfe. "Wir brauchen Schwarz und Weiß statt Grautöne." Die Rennleitung widerspricht. Die Track Limits seien in Bahrain klar geregelt gewesen. In Training und Qualifikation wurden den Fahrern die Rundenzeit gestrichen, die sich in Kurve vier links vom Randstein bewegten. Für das Rennen wurde abgemacht, dass ein Überfahren der Kerbs nicht in Bezug auf die Rundenzeit überprüft werde. So stand es in den "Event Notes" von Rennleiter Michael Masi unter Punkt 21.
Die Rennleitung fuhr mit Verweis auf Artikel 27.3 des Sportgesetzes eine tolerante Linie. Dort heißt es zu Beginn des Paragrafen. "Die Fahrer müssen alle zumutbaren Anstrengungen unternehmen, um zu jeder Zeit auf der Strecke zu bleiben. Sie dürfen die Strecke nicht absichtlich und ohne offensichtlichen Grund verlassen."
Zwei FIA-Aufpasser überprüften jede Runde, dass es die Fahrer nicht zu bunt treiben, und innerhalb der Richtlinien des Sportlichen Reglements bleiben. "Sodass kein nachhaltiger Vorteil gewonnen wird", sagt Masi. Man könnte auch sagen: Mercedes nutzte den Spielraum besser als Red Bull.
Eine Warnung vom Mercedes.Kommandostand an Hamilton ließ vermuten, die Rennleitung habe nach der Halbzeit umgeschwenkt. Doch Masi sagt: "Wir haben unsere Linie während des Rennens nicht verändert. Keiner scherte konstant aus. Alle bewegten sich innerhalb unserer Richtlinien."
Neustart für Perez
Red Bull bleibt die Gewissheit, ein schnelles Auto gebaut zu haben. Eines, mit dem man Mercedes bereits in Imola stürzen will. Und eines, das selbst wieder hochfährt, nachdem ein Gremlin die Elektrik ausgeknipst hatte. Das Rennen von Sergio Perez schien schon vor dem eigentlich Start gelaufen, nachdem er zwischen Kurve 13 und 14 ausgerollt war. "Ich habe plötzlich den Motor verloren. Die Zündung war weg."
Doch nach einem Neustart erwachte der RB16B mit der Startnummer 11 wieder zum Leben. Perez drückte die richtigen Knöpfe, um den Motor wieder über die MGU-K zu starten. Was folgte, war eine Aufholjagd aus der Boxengasse, die ihn bis auf den fünften Platz führte. Dabei überholte er 13 Autos. Die Pace machte Hoffnung: Red Bull wird Perez brauchen, um gegen Mercedes zu bestehen.