Q2-Premiere trotz Bandenkuss

Immerhin überlebte das Getriebe. Schumacher kann somit am Sonntag von Startplatz 15 losfahren.
Mick Schumacher wusste nach der Qualifikation von Le Castellet nicht, ob er sich freuen oder ärgern soll. Seinen ersten Q2-Einzug bezahlte der Haas-Rookie mit einem Crash in Kurve sechs. Immerhin konnte Haas nach kurzer Inspektion Entwarnung in Sachen Getriebe geben.
In den Freien Trainings sah es noch nicht nach dem besten Startplatz in der kurzen F1-Karriere von Mick Schumacher aus. Zum Aufakt des Wochenendes war der Youngster von einem Problem mit dem Brake-by-Wire ausgebremst worden. Auch das Setup passte am Freitag noch überhaupt nicht. Erst am Samstag gelang die Wende zum Guten.
"Wir haben über Nacht hart am Auto gearbeitet und dadurch einen sehr guten Schritt nach vorne gemacht. Dazu haben uns sicher auch die kühleren Temperaturen noch etwas geholfen", erklärte der 22-Jährige die Leistungssteigerung. Plötzlich konnte der Deutsche in der Qualifikation mit den Williams auf Augenhöhe kämpfen.
Der erste Schuss im Q1 traf direkt ins Schwarze. Schumacher setzte noch vor George Russell und Nicholas Latifi eine Zeit, die ihn auf Rang 14 im Klassement hievte. Im zweiten Anlauf versuchte er, die eigene Marke noch einmal zu toppen. Doch dabei übertrieb es der prominente Youngster. Am Ausgang von Kurve 6 brach ihm plötzlich das Heck aus. Erst die Bande stoppte den außer Kontrolle geratenen Haas-Renner.
Entwarnung in Sachen Getriebe
"Das war eine Kombination aus mehreren Faktoren. Ich hatte den Ausgang von Kurve 5 sehr gut erwischt und bin deshalb mit etwas mehr Speed in Kurve 6 gegangen. Leider hatte sich kurz vorher der Wind gedreht. Dann ist mir plötzlich das Heck ausgebrochen", schilderte Schumi Jr. sein Malheur.
Das Auto schlug erst mit dem linken Hinterrad an. Der Gegenpendler drückte auch die vordere linke Ecke des Fahrzeugs in die Bande, wodurch die Aufhängung einknickte. "Ich hätte den Dreher vielleicht etwas besser abfangen können", grübelte das Nachwuchstalent selbstkritisch. "Das ging aber alles sehr schnell. Und dann war die Bande auch schon da."
Nach dem Ausrutscher befürchteten die Ingenieure kurz, dass auch das Getriebe einen Schaden genommen haben könnte. Das hätte am Sonntag eine Rückversetzung um fünf Startplätze zur Folge gehabt. Doch noch am Abend konnte das Team schließlich Entwarnung geben. Schumacher hatte Glück im Unglück. Die Schaltbox muss nicht gewechselt werden.
So ärgerte sich der Pilot vor allem darüber, dass er die Chance verpasste, in seinem ersten Q2 noch etwas aus dem Hut zu zaubern. "Es war auch für das Team die erste Q2-Teilnahme nach langer Zeit. Da ist es natürlich schade, wenn man da nicht fahren kann. Aber Fehler sind Teil des Lernprozesses."
Kampf gegen Williams im Rennen
Teamchef Guenther Steiner nahm den Unfall und die damit verbundenen Kosten mit Galgenhumor: "Vielleicht ist es ein Zeichen des Fortschritts, wenn unsere Piloten immer mehr Vertrauen in das Auto haben und weiter ans Limit gehen."
Nach der Reparatur am Abend richtete sich der ganze Fokus auf das Rennen. Mit dem Alfa Romeo von Kimi Räikkönen, dem Aston Martin von Lance Stroll und dem Alpha Tauri von Yuki Tsunoda stehen drei Autos hinter Schumacher, die im Rennen wohl nicht zu halten sind. Bei Haas konzentriert man sich eher auf das Duell mit den beiden Williams-Rivalen, die direkt vor und hinter Schumi losfahren.
"Was die Longrun-Pace angeht, sehe ich uns ganz gut aufgestellt. Das Auto fühlt sich auch mit mehr Sprit im Tank ordentlich an. Wir haben schon in den letzten Rennen gesehen, dass die Williams im Qualifying oft stark sind und der Abstand dann im Rennen schrumpft. Wir hoffen, dass das auch dieses Mal der Fall ist und wir gegen sie kämpfen können."