Toyotas Luxusmarke Lexus will endlich den Erfolg
Toyota kämpft mit seiner Luxusmarke Lexus in Deutschland weiterhin hartnäckig um Marktanteile. Bei der Vorstellung des neuen SUV NX 300 h räumte man ein, dass bislang die Erfolge eher bescheiden ausfielen. Das soll mit dem neuen Model allerdings anders werden.
Nachdem Lexus 1990 mit dem Achtzylinder-Modell LS in den USA erfolgreich ins Segment der Mercedes-S-Klasse eingestiegen war, wollte die Marke auch in Europa durchstarten. In Deutschland ist das bis heute nicht gelungen. 2013 verkaufte die Premium-Tochter von Toyota weltweit 523.000 Fahrzeuge, in Deutschland gerade mal 1600. Und ein Durchbruch ist nicht in Sicht. Das räumt man auch bei Lexus in Köln im Rahmen der Vorstellung des neuen SUV NX 300 h ein.
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Der präsentiert sich von außen außergewöhnlich mutig, alles andere als langweilig. Sein im wörtlichen Sinn messerscharfes Design polarisiert, hat nichts von undefinierbarer Beliebigkeit. Chefdesigner Nobuyuki Tomatsu will mit dem Exterieur die Performance des NX zum Ausdruck bringen. Ein Charakter-Design mit Ecken und Kanten muss nicht in jeder Perspektive als schön und ästhetisch empfunden werden. Schaut man sich in den Design-Abteilungen anderer Hersteller um, sind scharfe Kanten so gut wie Vergangenheit. Mittelfristig sind wohl wieder weichere Formen mit skulpturalen Details angesagt, wie es Mercedes-Benz gerade sehr exzessiv praktiziert.
Der neue Lexus-Vollhybrid NX 300 h erregt zumindest Aufsehen, weil er so scharfkantig daherkommt. Die coupéhafte Silhouette, die sehr flach orientierte Windschutzscheibe und der zackig geformte Kühler, der auch noch so heißt, wie er aussieht: "Diabolo", geben dem Fahrzeug einen ziemlich aggressiven Touch. Das ganze wird ergänzt durch zahlreiche LED-Leuchten vorn und hinten und interessante Türgriffe ohne sichtbaren Schließzylinder.
Bei Fahrleistungen auf US-Bedürfnisse abgestimmt
Fahren lässt sich der NX 300 h mit seinen 197 System-PS (also 2,5-Liter- Vierzylinder plus Elektromotor) mit ausreichend Temperament. Spürbar auf amerikanische Verhältnisse hin ausgelegt und mit einem stufenlosen CVT-Getriebe ausgerüstet, bietet er nur mäßige Dynamik, die vor allem für den tempolimitierten Highway gedacht ist. 0 auf 100 km/h in 9,2 Sekunden sind recht ordentlich, aber nicht weltrekordverdächtig. Aber wer kauft schon einen Vollhybrid, um dann sinnlos Benzin in Beschleunigungsorgien zu verbrennen? Die Höchstgeschwindigkeit ist bei 180 km/h erreicht, ebenfalls ein Hinweis auf die US-Abstimmung.
Wer nun glaubt, mit einem Vollhybrid wie dem Lexus sparsam unterwegs zu sein, wird enttäuscht. Auf unserer Testfahrt erreichten wir bei zurückhaltender Fahrweise einen Verbrauch von 8,4 Liter. Der im Labor erfahrene und dennoch wie überall dadurch unrealistische Normverbrauch wird mit 5,3 Liter angegeben. Die CO2-Emision steht mit maximal 123 g/km in den offiziellen Papieren.
Der Innenraum zeigt sich mit feinen Materialien und ergonomischer Gestaltung von einer sehr guten Seite. Man findet sich sofort zurecht. Die Gediegenheit dominiert, ebenso die gute Verarbeitung. Hier muss sich der Lexus nicht hinter deutschen Edelmarken verstecken.
Konzertsaal-Feeling mit 835 Watt
Serienmäßig ist in Sachen Sound mit einer Pioneer-Anlage und acht Lautsprechern schon einiges geboten. Wer richtig was auf die Ohren haben will, der bekommt in der Luxury-Line mit einem 14-Lautsprecher-Audiosystem von Mark Levinson zu einem echten Konzertsaal-Feeling. 835 (!) Watt sorgen für jene Art hammermäßige Beschallung, die sonst nur Audio-Tuner mit ein paar Kilogramm Zusatz-Equipment zustande bringen. Rock am Ring erscheint dagegen wie das dumpfe Gedröhne im Oktoberfest-Bierzelt. Die Audio-Anlage von Levinson bringt auch leise jene Transparenz der Tonleiter zur Geltung, die klassische Musik zum Genuss werden lässt, und auch David Guettas "Lovers on the Sun" bleibt soundmäßig alles andere als unterbelichtet. Eine neue Technologie namens ClariFi macht aus komprimierten Musikdateien fast wieder ein Original.
Im Innenraum wirkt alles aufgeräumt und ergonomisch platziert. Dass es eine induktive Ladestation fürs Handy gibt, bei der man sein Telefon auch ohne Kabelgewurstel aufladen kann, wird smart-Phone-Besitzer freuen, die kein Apple iPhone haben. Das muss weiter mit Kabel aufgeladen werden.
Den NX 300 h gibt es als Fronttriebler und Allradler. Der Grundpreis mit einer recht ordentlichen Ausstattung liegt bei 39.800 Euro. Die Luxuy Line kostet inklusive zahlreicher Extras 56.600 Euro. Die Extrapreisliste ist nicht so lang wie bei deutschen Herstellern, umfasst neun Positionen, die zusammen 11.700 Euro kosten würden und eigentlich alle Wünsche abdecken. Der Einstiegspreis ist übrigens in etwa dort angesiedelt, wo ein BMW X3 mit 2-Liter-Diesel in der Preisliste steht. Das ist kein Zufall.