Abt VW Eos 2.0 TFSI - Tune Up Teil 1

Nach der schrittweisen Umrüstung des Mercedes SLK 55 AMG bereichert VAG-Tuner Abt das sport auto-Tune up mit einem VW Eos 2.0 TFSI. Im Test das 240 PS starke Einstiegsmodell.
Auch in Ehren ergraute Herren gesetzteren Alters haben ihre Schwächen. Der VW Eos scheint eine davon zu sein. Wie sonst ließe sich erklären, dass das neue, durchdacht konzipierte und großzügig ausgefallene Coupé/Cabriolet aus Wolfsburg insbesondere beim männlichen und nicht mehr ganz jungen Teil der Bevölkerung so viel unverhohlene Begeisterung weckt.
Die Farbe weiß kehrt auf das Blech zurück
„Ich bin früher auch immer Volkswagen gefahren“, beschwört ein Passant im Rentenalter mit leuchtenden Augen die Vergangenheit. „ Weiße Autos fand ich besonders schick. Aber in den letzten Jahren war die Farbe ja verpönt. Schön, dass sie jetzt wiederkommt.“ Tatsächlich folgt VAG-Spezialist Abt aus Kempten mit seiner aktuellen Tuning-Kreation strikt dem Zeitgeist: Schwarz und Grau war gestern – heute erstrahlt die Automobilwelt landauf landab in jungfräulichem Weiß.
Und die Farbe, die eigentlich gar keine ist, steht dem Eos ebenso gut zu Gesicht wie der chromumrandete Kühlergrill. Sie unterstreicht die leichten Modellierungen im Bereich des Heckdeckels und lässt das 4,41-Meter-Auto sehr präsent erscheinen. Hier bin ich. Seht ihr mich? Aber sicher. Und mit dem passgenau auf den kräftigen Leib geschneiderten Aerodynamik-Kit gleich zweimal. Der Auftritt des Tuning-Eos hat Stil. Abt-Eigner leben – das legt die extrovertierte Optik nahe und bestätigt das 19 Zoll messende Reifenformat – auf großem Fuß.
„130 PS hat der doch sicher“, vermutet die Parkplatz-Bekanntschaft und mag kaum glauben, wie weit sie mit dieser Annahme daneben liegt. „240 Pferdestärken in so einem kleinen VW? Also mein Auto hat ja auch 200 PS, aber das ist ein Mercedes. Na, da werden Sie wohl immer flott unterwegs sein, was?“
Flott unterwegs dank Steuergerätemodifikation
Kann man so sehen. Ein gutes Stück flotter jedenfalls als mit dem 200 PS starken Serienmodell. Ohne den grundsätzlich gutmütig-gelassenen Charakter des Zweiliter-Turbo-Direkteinspritzers zu verändern, findet die 1.334 Euro teure Steuergerätemodifikation auf dem Papier sichtbar Niederschlag: 100 km/h liegen nach 7,4 statt 7,8 Sekunden an, die 180 km/h-Marke ist nach 23,2 statt 24,4 Sekunden erreicht. Die Höchstgeschwindigkeit steigt von 232 auf 239 km/h. Spür- und messbare Verbesserungen sind auch in Bezug auf das Durchzugsvermögen zu verzeichnen. Während im Serien-Eos beim Durchbeschleunigen von 80 auf 140 km/h im sechsten Gang 16,6 Sekunden vergehen, erledigt das Abt-Cabrio dieselbe Übung in deutlich kürzeren 13,8 Sekunden. Dabei gibt sich das Allgäuer VW-Derivat der kleinen Ausbaustufe – im nächsten Tune up-Schritt soll der Eos mit der Kraft von 270 Pferden antreten – nicht minder kultiviert als das Serienpendant.
Auch die als Vorstufe zum kommenden Sportfahrwerk im Testwagen montierten härteren Federn verlangen den Insassen kaum Nehmerqualitäten ab. Fahrbahnunebenheiten filtert der ansonsten auf Serienstand verbliebene Unterbau nach wie vor weit gehend aus. Einzig die Fahrzeugstruktur tut beim Überfahren von allzu groben Schlaglöchern schon einmal knarzig ihren Unmut kund. Zittrig gerät die Fuhre deshalb freilich nicht, dafür ist der Eos zu stabil gebaut. Das Problem ist primär akustischer Natur.
Die Seitenneigung wird verringert
Und da der Sportfedernsatz auf der Rundstrecke und im Slalom eine durchaus sportliche Wirkung entfaltet, geht derlei als vernachlässigbare Begleiterscheinung durch. Der Kemptener Eos weist eine geringere Seitenneigung auf als das recht komfortabel abgestimmte Wolfsburger Original. Das Lenkgefühl profitiert gleichfalls von der strafferen Federung: Der ordentlich dimensionierte Fünfsitzer mutet ein gutes Stück agiler an.
Obwohl der Abt-Eos insbesondere bei Last- und gleichzeitigen schnellen Richtungswechseln zum Aufschaukeln tendiert und somit ständig unter Zug gehalten werden sollte, durcheilt er die 180 Meter lange Pylonengasse mit einer geringfügig höheren Durchschnittsgeschwindigkeit als sein Serienbruder (65,3 statt 64,5 km/h). Dem geänderten Reifenformat – 225/35-19 statt 235/45-17 – und -typ – Conti SportContact 3 statt Bridgestone Potenza RE 050 A – kommt dabei gleichfalls eine im wahrsten Sinne des Wortes tragende Rolle zu.
Der 1,5 Sekunden betragende Vorsprung des Tuning-Autos auf dem Kleinen Kurs dürfte hingegen vor allem der gestiegenen Potenz zuzurechnen sein, wie die um immerhin 6 km/h höhere Maximalgeschwindigkeit auf der Start-/Zielgeraden beweist.
Eher subjektiv denn objektiv Eindruck macht die im Testwagen montierte, mit 345 Millimeter messenden Scheiben vorn sehr üppig dimensionierte Faustsattelbremse. Obwohl sie vom Gefühl her ausgesprochen energisch ans Werk geht, rangieren die vom Messgerät aufgezeichneten Verzögerungswerte in etwa auf Serienniveau.
Rundenzeit Kleiner Kurs Hockenheim
Cabriolets sind auf Grund ihres vergleichsweise hohen Gewichts selten zu den austrainierten Athleten zu zählen. Der 240 PS starke und 1.614 Kilogramm schwere Abt Eos 2.0 TFSI macht da keine Ausnahme. Dennoch beschert die nominelle Mehrleistung von 40 PS dem Kemptener im Verbund mit härteren Fahrwerksfedern, 225/35-19er-Conti SportContact 3-Pneus und einer größeren Bremsanlage auf dem Kleinen Kurs in Hockenheim 1,5 Sekunden Vorsprung auf die Serie. Das Lenkgefühl ist direkter, die Seitenneigung geringer.