Audi Q5, BMW X3, Mercedes GLK im Vergleich
Wenn es dann noch mal etwas fescher sein soll als C-Klasse, 3er oder A4: Mercedes GLK, BMW X3 und Audi Q5 kosten kaum mehr als Kombis und erobern die Mittelklasse – selbst ohne Allrad und mit kleinem Dieselmotor.
Sparen Sie sich Ihre Gefühle und bis zu 6.604,50 Euro. Zumindest, wenn leicht angeschotterte Feldwege für Sie das Höchstmaß an Abwegigkeit darstellt, das Sie Ihrem Auto zumuten, Sie Wintersport überschätzt finden und einen SUV wegen besserer Aussicht kaufen. Dann können Sie auf dieses Gefühl verzichten, Situationen mit Allradantrieb zu meistern, die in Ihrem Leben nie vorkommen, und Q5, X3 und GLK als 2WD kaufen. Vergessen wir den Traktionsdrang und klären, was die drei mit Zweiradantrieb können.
Mercedes GLK mit alten Benz-Tugenden
Vielleicht kommt man dem Charakter des GLK näher, wenn man ihn als hinterradgetriebenen 200 CDI betrachtet. Nostalgiker fühlen sich hinter der steilen Frontscheibe im soliden, wenn auch etwas nüchternen Cockpit mit dem großen Lenkrad und den runden Lüftungsdüsen gar an den W 123 erinnert – ein Eindruck, zu dem auch die gute Rundumsicht und die hochwertige Verarbeitung beitragen.
Seine im Vergleich zu Audi und BMW kompakteren Abmessungen sorgen für geringeren Platz und weniger Standardladeraum. Gepäck und Passagiere kommen dennoch ungedrängt und bequem unter. Allerdings liegt der GLK im Federungskapitel hinter dem Q5, weil er mit seinen 19-Zöllern sämtliche Querfugen spüren lässt und beladen auf sehr schlechter Strecke durchschlägt.
Dass der Mercedes für die große Tour und nicht für flotte Landpartien abgestimmt ist, zeigt sich an der trägen Lenkung und dem besonnenen Fahrwerks-Setup. Dem mangelt es an Agilität, nicht aber an Sicherheitsreserven, wie auch die hervorragenden Verzögerungswerte zeigen. Etwas mehr Traktion allerdings könnte dem Mercedes nicht schaden. Wobei er wie der BMW am Testhügel mit 20 Prozent Steigung auf unterschiedlich griffiger Bahn (links Asphalt, rechts nasse, rutschige Fliesen) sicher anfährt.
Alle anderen Steigungen plättet der 2,1-Liter-Diesel mit seinem früh anliegenden Drehmoment. Es dominiert den Charakter des Triebwerks ebenso wie sein gurgelndes Laufgeräusch, das wie ein Echo aus den Tagen des W 123 herüberdringt. Bessere Manieren wird sich OM 651 kaum mehr zulegen, dafür überzeugt der Vierzylinder weiterhin mit günstigem Verbrauch und als Monoturbo im 200 CDI mit flottem Temperament.
Das etwas hakelige Sechsganggetriebe liefert derweil gute Argumente für den Erwerb der Automatik. Aber das kann man bei Mercedes wie den hohen Preis ja für selbstverständlich erachten – auch damit trägt der GLK das Erbe des W 123 weiter.
BMW X3 setzt auf Fahrdynamik
Wenn wir schon von Erbe sprechen, dann fällt uns auf, dass der X3 mit 4,65 Metern fast genau das Format des ersten X5 hat. Das zeigt sich positiv im üppigen Platzangebot. im mit 550 Liter größten Ladeabteil oder dem geräumigen Fond, in dem Erwachsene aber wegen der tief montierten, harten Rückbank nicht sehr kommod sitzen. Pilot & Co. dagegen beherbergt der BMW auf bequemen, optionalen Komfortsitzen im geräumigen und modern eingerichteten Cockpit. Zu dem gehört die i-Drive-Bedienung, mit der sich der Fahrer intuitiver durch die vielen Infotainmentmenüs drehdrückt als bei der Konkurrenz.
Obwohl er erst 2010 und nicht wie Q5 und GLK 2008 startete, hinkt der X3 seinen Rivalen bei der Sicherheitsausstattung hinterher, bremst nicht so vehement wie der Mercedes. Mit dem liegt er mit optionalen Adaptivdämpfern (990 Euro) beim Federungskomfort auf gleich hohem Niveau. Allerdings schlägt beladen auch seine Federung auf der Schlechtwegeprüfung durch.
Andererseits verschafft die strammere Grundabstimmung dem X3 ein agileres Handling. Wegen der hohen Sitzposition und des hohen Gewichts wirkt er für einen BMW etwas trummig, lenkt aber lockerer ein als der Mercedes und der Audi, umrundet Kurven neutraler und verkneift sich das Untersteuern.
Dass es trotz des energischen Zweiliter-Diesels und der präzisen Sechsgangbox nur zum dritten Platz für den X3 reicht, liegt neben dem höheren Verbrauch, der schlechten Rundumsicht und der geringen Zuladung auch an seinem hohen Preis und der kargen Ausstattung.
Audi Q5 als gute Kombi-Alternative
Man lernt ja nie aus. Und der Q5 lehrt: Die Bergabfahrhilfe funktioniert auch beim Rückwärtsfahren. Etwa beim 20-prozentigen Steigungshügel mit sehr geringem Reibwert auf der rechten Fahrbahnseite, an dem der Q5 beim Anfahren scheitert und rückwärts runterrollt – zumindest sicher gebremst.
Die schwache Traktion bleibt die einzige Einschränkung bei den Fahreigenschaften. Wie alle Audi fegt auch der Q5 unauffällig schnell um Kurven. Dabei mangelt es der Lenkung nicht an Präzision, aber an Rückmeldung. Hier zeigt sich, dass sie beim Fronttriebler gegen Antriebseinflüsse immunisiert werden musste. Die Vorzüge des Layouts liegen im besten Platzangebot. Hinten lässt sich so das Variabilitätsplus der verschiebbaren, bequemen Rückbank tatsächlich nutzen. Vorne beherbergt der Audi Fahrer und Beifahrer in geradezu stattlicher Raumfülle.
Stattlich fühlt sich der Q5 auch an – im Negativen wegen der mäßigen Rundumsicht, im Positiven beim Federungskomfort. Mit Standarddämpfern und -reifen federt er selbst heftige Unebenheiten locker weg, schlägt beladen auf der Schlechtwegestrecke nicht durch.
Das Durchschlagende an sich geht auch dem Motor ab, was den kultivierten Diesel in Kombination mit dem präzisen Sechsganggetriebe nicht davon abhält, den Q5 temperamentvoll anzutreiben. Unter den drei SUV ist der Audi zudem der sparsamste, selbst gegenüber einem A4 Avant beschränkt sich der Mehrverbrauch auf 0,5 L/100 km. Schon klar, dass der günstige Q5 hier gewinnt. Und wie bei BMW und Mercedes bedrängt auch er die Kombis im eigenen Haus – als neue Avant-Garde.