Bericht über die Testfahrt mit dem Mazda Furai auf ALMS-Basis
Wer sich im Mazda Furai frank und frei fühlen will, muss von der besonders zierlichen Sorte sein. In dem auf einem ALMS-Renner des Jahres 2005 aufbauenden Designer-Modell geht es nämlich ziemlich eng zu.
Die Place ist so ungewöhnlich wie das Studienobjekt selbst: Mazda hat nach Holland geladen, in die Nähe von Amsterdam, genauer gesagt nach Lelystad. Nun muss diesen Namen, wer nicht Privatpilot ist und das dortige Airfield bereits einmal unter die Räder bekommen hat, nicht unbedingt kennen. Fahrpräsentationen - Track Tests zumal - finden gemeinhin anderswo statt. In Hockenheim etwa oder auf dem Nürburgring, auf dem Circuit de Catalunya, in Jerez de la Frontera oder auf dem Ascari Race Resort.
Das Einzelstück musste mit Samthandschuhen angefasst werden
Aber ganz so weit mochten die Japaner es in Bezug auf ihr 1,7 Millionen Euro teures Einzelstück denn wohl doch nicht treiben. Journalisten fahren zu lassen, ist eine Sache. Dafür eine Rennstrecke anzumieten eine ganz andere. Nicht auszudenken, was alles passieren könnte, wenn die Herren und die Dame auf mehr oder minder freiem Geläuf erst einmal so richtig Feuer fangen würden. Da scheint das überschaubare holländische Testareal schon eher geeignet zu sein, eventuell aufkommende Ambitionen im Keim zu ersticken. Schließlich handelt es sich bei dem als Studie firmierenden Auto beileibe nicht um ein zart besaitetes Pflänzchen im kuschelig weich gespülten Designerkleid.
Unter der fließend gezeichneten äußeren Hülle, die formal den "Klang des Windes" einfangen soll - nichts anderes bezeichnet das japanische Wort Furai - verbirgt sich nämlich veritable Rennsporttechnik. Anno 2005 und 2006 tat der Unterbau unter dem Namen Courage C6 in der LMP-2 der American Le Mans Serie Dienst. Der 450 PS starke Dreischeiben-Wankelmotor, das Chassis und das sequenzielle Getriebe sind somit direkt dem Motorsport entlehnt.
Der Furai stellt eine Verbindung zwischen Sport- und Rennwagen her
Aus diesem Umstand kann die mit Bio-Ethanol befeuerte, fast zwei Meter breite und gerade mal knapp einen Meter hohe Flunder, die gemäß den Vorgaben ihrer Erbauer eine Brücke zwischen Sport- und Rennwagen schlagen soll, auch keinen Hehl machen - avantgardistische Designlinien hin oder her. Schon das Entern des mit nach oben öffnenden Flügeltüren bewehrten Cockpits ist nichts für Couch Potatoes. Schließlich sind, damit den schriftstellernden Piloten im Eifer des Gefechts auch ja keine Sicherung durchgeht, bei dem Prototypen gleich zwei spartanische Sitzschalen an Bord.
Für Geleitschutz in Gestalt eines rennerprobten Testfahrers ist somit gesorgt, für eine das edle Einzelstück sorgsam hegende und pflegende Mechaniker-Crew desgleichen. Ohne diese wäre an Ort und Stelle wohl auch kaum etwas gegangen. Schließlich steckt unter dem als Aerodynamik-Labor fungierenden, von schwungvollen Linien, mächtigen Lufteinlässen, einem gewaltigen Heckflügel und einem Diffusor gekennzeichneten Karosseriekörper diffizile Rennsporttechnik.
Einfach einsteigen, starten und losfahren ist da nicht. Ein Rennwagen dieses Kalibers will gestreichelt werden, bevor er knurrig den Dienst aufnimmt. Nachdem die digital agierende Rennkupplung überlistet und die Füße von Fahrer und Beifahrer im engen Fußraum sortiert sind, schreitet die Sportwagenstudie heiser brüllend zur Tat. Von aus Pflanzenresten, Mais oder Weizen gewonnenem 100-prozentigem Bio-Ethanol befeuert, attackiert der Furai die erste Steilwandkurve.
Das sequentielle Getriebe arbeitet perfekt
Kurze Züge an den am Lenkrad befindlichen Schaltpaddeln nach Vorgabe der oberhalb des ins Volant integrierten Motec-Displays befindlichen Schaltlampen sortieren die Gänge des im Fahrbetrieb ohne Kupplung auskommenden Sechsganggetriebes, beim Anflug auf den fahrzeugbreiten Hilfsweg, der das Rennmonster und den Piloten am Ende der Gerade rüde in die Realität zurückholt, packt eine Brembo-Bremse zu.
Keine Frage: Mit einer Fahrzeug-Studie im üblichen Sinn hat der Furai wenig gemein. Das vor Ort wiederholt zitierte Bekenntnis zum Motorsport des im US-amerikanischen Breitensport überaus populären Herstellers nimmt man Mazda nach diesem Auftritt hingegen gerne ab. Auf die Frage, ob der Brenner auch einen Ausblick auf etwaige zukünftige Straßensportler geben soll, schweigen sich die Verantwortlichen freilich aus. Journalisten fahren zu lassen, ist eben eine Sache. Ihnen alles zu verraten eine ganz andere.