Doppeltest Nissan Almera 1.8 gegen Toyota Corolla 1.6

Der Preis war bislang ihr Argument, das schwache Image ihr Schicksal: In der Golf-Klasse tun sich Nissan Almera und Toyota Corolla schwer. Ist nach der jüngsten Modellpflege der Durchbruch in Sicht?
Manche Flops der Automobilgeschichte hätten ein Denkmal verdient. Es sollte im Foyer aller Design-Studios stehen und die Gestalter an einen der folgenschwersten Fehler ihrer Zunft erinnern: Manchmal nämlich sind sie mutiger als die Käufer ihrer Automobile. Designer vergessen gern, dass Gewohnheiten haltbarer sind als Ganzstahl-Karosserien.
Der Toyota Corolla ist so ein Fall: Ausgerechnet jenes Modell, das seine Käufer aus runden Teddy-Augen fixierte und dazu mit seinem verchromten Lochblech-Kühlergrill angrinste, erwies sich als besonders zäh verkäuflich.
Nach nur zweieinhalb Jahren kam der Rückzieher: Toyota kehrte zum unbeteiligten Mienenspiel eines Versicherungs-Kaufmanns mit randloser Brille und Dutzend-Gesicht zurück. Und unter den „ stilvollen Details“ im Innenraum hebt die Marke beim neuesten, domestizierten Modell besonders die verchromten Türöffner hervor.
Mehr Mut zur Linie bewiesen die Nissan-Designer, dieim britischen Cranfield undim bayerischen Geretsried am Werk waren: Sie brachten dem Almera, bisher einem klassischen Wie-hieß-der-noch-Typ, den angriffslustigen Klarglas-Scheinwerferblick bei, modellierten ihm den markentypischen Flügelgrill und schnit-ten einen markanten Blech-schwung ins Dach. Dazu kam ein Interieur mit farbenfrohen Stoff-Applikationen und einer Mittelkonsole im Kampfstern-Galactica-Design.
Was beim Corolla durchfiel, soll dem Almera eine neue Zielgruppe eröffnen: junge,designorientierte Käufer. Denn mehr als von der Anmut des Linienspiels ließen sich junge Familien bisher vom Blick auf die Preislisten überzeugen: Sie verhießen stets üppige Preisvorteile gegenüber dem Wolfsburger Marktführer.
Tatsächlich trennen den Corolla selbst in der komfortablen Linea-Sol-Ausstattung (30 950 Mark) noch rund 6500 Mark von einem vergleichbar ausgestatteten Golf 1.6 Comfortline. Rund 5000 Mark sind es beim 33 900 Mark teuren Almera mit Elegance-Paket.
Beide locken die Sparer mit einer Rundum-glücklich-Ausstattung, zu der Klimaanlage, CD-Radio, elektrische Fensterheber und vier Airbags zählen, während es ESP – serienmäßig im Golf – nicht für Geld und gute Worte gibt. Der komplett neue Almera bietet dafür ein Sicherheitspaket mit mechanischem Bremsassistent, aktiven Kopfstützen und Isofix-Verankerungen für die Kindersitze auf der Rückbank an – Details, die dem nur teilweise erneuerten Corolla fehlen.